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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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die bald in ein Grunzen und dann in ein dröhnendes Schnarchen übergingen. Rolanas Gedanken wanderten wieder zu dem Drachen. Sie schloss die Augen und sah eine domartige Höhle, deren Wände rötlich schimmerten. Langsam näherte sie sich dem Münzenberg, auf dem der Drache ruhte und sie aus schlitzförmigen Pupillen beobachtete.
    Während ihr Geist durch die Drachenhöhle wanderte, strichen ihre Finger über die Wand an ihrer Seite. Sie ertasteten glatten Stein und schmale Fugen und schlossen sich dann plötzlich um einen eisernen Knauf. Rolana riss die Augen auf. Das Bild des Drachen verschwand. Vorsichtig zog sie an dem Knauf, dann drückte sie ihn. Ein scharrendes Geräusch erklang vor ihren Füßen, und dann glitt eine große Steinplatte weg und ließ ein dunkles Loch zurück.
    »Thunin!«, keuchte die junge Frau und sprang auf die Beine. Der Zwerg brummte.
    »Thunin! Wach sofort auf!«
    Sie rüttelte ihn, ohne auf seine Proteste zu achten. Gequält öffnete er ein Auge, doch als er das Loch im Boden sah, war er sofort hellwach. Er legte sich auf den Bauch und hielt die Lampe in die Öffnung. Rolana drängte ihn ungeduldig, ihr endlich zu sagen, was er denn sehen konnte.
    »Dürfte so etwa zehn Fuß tief sein. Unten ist gestampfter Lehm mit einigen Steinen. Der Raum ist nicht besonders groß«, hörte sie die dumpfe Stimme des Zwergs, der sich weit in das Loch hinunterlehnte. Die Enttäuschung griff nach ihrem Herzen.
    »Du meinst, es geht dort unten nicht weiter?«, fragte sie und schluckte die aufsteigenden Tränen herunter.
    Thunin rappelte sich wieder auf. »Das kann ich erst sagen, wenn ich mir das aus der Nähe angesehen habe.«
    Da Rolana sich weigerte, oben auf ihn zu warten, half er ihr als Erstes hinunter, reichte ihr das Gepäck und ließ sich dann selbst langsam durch das Loch gleiten. Einen Augenblick hing er noch mit den Fingerspitzen an der Steinplatte oben, dann landete er mit einem dumpfen Schlag neben Rolana. Aufmerksam sahen sie sich in dem Raum um und entdeckten dann in einer Nische tatsächlich eine mannshohe Steinplatte, die man zur Seite schieben konnte. Mit neuem Mut betraten sie einen von Balken gestützten Stollen. Rolana schritt wieder munter aus, aber Thunin rief sie mit scharfer Stimme zurück. Sie sah ihn fragend an, doch der Zwerg beachtete sie nicht. Er ließ den Strahl der Lampe über die Decke und die Stützbalken schweifen und schnüffelte laut. Unwillig schüttelte er den Kopf. Er trat an einen der Balken heran und rüttelte ein wenig an ihm. Der Balken löste sich aus seiner Verankerung und sackte dann mit einem Seufzer in sich zusammen. Steine und Staub lösten sich von der Decke und prasselten auf sie hernieder. Hustend und spuckend wichen die beiden zurück.
    »Was ist das für eine Magie?«, fragte Rolana erstaunt und deutete auf den Haufen kleiner Holzsplitter, die alles waren, was von dem Stützpfeiler übrig geblieben war.
    »Trockenfäule«, knurrte der Zwerg.
    Misstrauisch beäugte die junge Frau die Holzstämme, die die Decke trugen, dann folgte sie dem Zwerg, eifrig darauf bedacht, nichts zu berühren.
    Sie folgten dem Gang, der erst ein Stück anstieg und dann stetig bergab führte. Vom Lichtschein ihrer Lampe aufgescheucht, wuselten Mäuse quiekend davon und verschwanden in den zahlreichen schmalen Ritzen und Spalten. Dann wurde es ruhig. Nichts bewegte sich. Rolana stolperte über zwei tote Ratten. Einige Schritte weiter lag wieder eine. Sie beachtete sie nicht, doch als sie kurz darauf eine ganze Hand voll verendeter Nager sah, blieb sie stehen. »Woran die wohl alle gestorben sind?«, fragte sie sich laut, doch Thunin antwortete nicht.
    In Gedanken weilte Thunin weit fort von diesen nicht enden wollenden, lichtlosen Gängen. Ihm fehlte die Luft zum Atmen, die strahlende Sonne, das Rauschen der kühlen Wälder, die saftigen Wiesen im Sonnenschein und die schimmernd grünen Seen, an deren Ufer sich das Schilf im Wind wiegt. War er nicht aus dem normalen Leben eines Zwergs ausgebrochen, um den finsteren Stollen der Bergwerke und dem dröhnenden Geräusch der Hämmer, die zum Alltag der Zwerge gehörten, zu entfliehen?
    Nein, niemand hatte ihn verstanden, den Träumer und Einzelgänger, der sich bei jeder Gelegenheit von seinen Pflichten davonstahl, um im duftenden Gras zu liegen und den Wolken nachzusehen, wie sie in immer fantastischeren Gestalten über den Himmel glitten.
    Sein Vater betrieb mit den älteren Brüdern die Schmiede, und so wurden seine

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