Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Spielkarten aus ihrem Rucksack. Rolana hob abwehrend die Hände, doch das ließ die Elbe nicht gelten. Sie erklärte der jungen Priesterin die Regeln und begann dann die Karten zu verteilen. Das Spielmachte auch Rolana Spaß, und später am Abend, als die Wangen vor Hitze glühten und die Augen vom Wein glänzten, begannen sie um Kupfermünzen zu spielen, doch immer wenn der Haufen in der Mitte eine ansehnliche Höhe erreichte, strich Ibis den Gewinn ein.
»Ich sage euch, sie spielt falsch!«, entrüstete sich Thunin und warf sein Blatt auf den Tisch. »Am besten geben wir ihr gleich unser Geld, dann müssen wir uns nicht mit dem Kartenspiel aufhalten.«
Rolana, die dem Wein mehr als sonst zugesprochen hatte, kicherte. »Dafür muss Ibis jetzt für die Zeche aufkommen. Ich jedenfalls habe keine einzige Münze mehr in der Tasche.«
Mit einem Triumphschrei legte Cay seine Karten auf den Tisch und sah dann erwartungsvoll in die Runde. »Na, da könnt ihr nicht mithalten«, frohlockte er. Auch Rolana ließ ihre Karten sinken. »Zwei Drachenpärchen? Ich habe nicht einmal einen Grafen auf der Hand!«
Mit einem breiten Grinsen schob Cay die Münzen zu sich herüber. Ibis zupfte ihn am Ärmel.
»Äh, ich möchte dich nicht ärgern, doch ich habe den weisen Magier und drei Hydras.«
Mit hoheitsvollem Blick schob sie die Münzen in ihre Tasche. Rolana prustete vor Lachen, als sie Cays verdutzte Miene sah. Wie ein geprügelter Hund starrte er auf den Tisch, wo eben noch die Münzen gelegen hatten.
»Das gibt es doch gar nicht!«, schimpfte der Zwerg, nahm seine Karten und schleuderte sie gegen die Wand, wo sie fein säuberlich im Rahmen eines Bildes, das ein Schiff auf sturmgepeitschtem Meer darstellte, stecken blieben.
Rolana klatschte begeistert in die Hände und forderte ihn auf, das Kunststück zu wiederholen, doch Thunin knurrte nur gereizt.
Mit einem Seufzen erhob sich Ibis schließlich, sammelte die Karten ein und verstaute sie in ihrer Tasche. Auch die anderen stemmten sich von ihren Hockern hoch. Die Elbe bezahlte beim Wirt ihre Schulden und folgte dann den Freunden. Kichernd schwankte Rolana an Cays Arm die Treppe hinauf. Thunin, der seinen Ärger schon wieder vergessen hatte, neckte sie amüsiert:
»Da sieht man es mal wieder, edle Priesterin des Mondordens, kaum bist du den Klostermauern entronnen, schon führst du dich auf wie«, er warf Ibis einen boshaften Blick zu, »wie eine versoffene Gossenelbe.«
Ibis trat ihn hart gegen das Schienbein, dass der Zwerg beleidigt aufjaulte. Er rülpste vernehmlich und taumelte gegen die Brüstung.
»Na warte, ich ziehe dir die spitzen Ohren lang.« Wieder rülpste er. »Wenn ich wieder nüchtern bin«, fügte er hinzu und schwankte auf die Kammertür zu. Rolana legte ihre Arme um Cays Hals und drückte sich an ihn. Sie versuchte ihm etwas ins Ohr zu flüstern, doch da sie unaufhörlich kicherte, konnte er nichts verstehen. Ibis machte ein angewidertes Gesicht und griff hart nach Rolanas Arm.
»Los, ins Bett! Das Geturtel ist ja nicht auszuhalten.«
Nur widerstrebend ließ die junge Priesterin von Cay ab und folgte der Elbe in ihre Kammer. Kurz darauf schliefen die vier friedlich. Thunins Schnarchen sorgte allerdings dafür, dass einige Gäste in der Nebenkammer immer wieder aus ihrem Schlummer gerissen wurden. Die Freunde jedochrührten sich nicht, auch nicht, als der Hahn krähte und die Sonne sich über den Horizont schob. Selbst der Lärm der anderen Gäste, die sich zur Abreise bereitmachten, konnte sie nicht stören. Es war schon fast Mittag, als Ibis verschlafen ins grelle Sonnenlicht blinzelte. Eilig weckte sie die anderen. Da die Nachwirkungen von Bier und Wein jede Lust auf ein Frühstück vertrieben, saßen sie bereits eine halbe Stunde später im Sattel und ritten weiter nach Osten auf Fenon zu. Die Sonne ließ das glatte Meer zu ihrer Rechten erstrahlen, und Cay trieb seinen Schecken an.
»In wenigen Stunden sind wir da«, rief er fröhlich. Anscheinend hatte er die Folgen der durchzechten Nacht schon überwunden. Rolana allerdings folgte ihm nur unwillig. Ihr war übel, und in ihrem Kopf hämmerte es.
Das ist die gerechte Strafe für deine Ausschweifungen, rügte sie sich streng und wünschte sich, das Pferd möge seine Hufe nicht so schrecklich hart aufsetzen.
Sie ritten an Fenon vorbei. Heute war Markt, und amTor war trotz der fortgeschrittenen Stunde noch dichtes Gedrängel. Bauern zerrten ihre Karren mit Obst und Gemüse zur Stadt, andere
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