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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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unbemerkt ruderten die Piraten auf den Anleger zu. Sie waren gut eingespielt, und die Boote schossen geradezu über die glatte Wasseroberfläche. Am Steg angekommen, zerstörten sie als Erstes die beiden Fischerboote, dann schlichen sie lautlos auf die um einen Hof gruppierten Gebäude zu. Auf den ersten Blick wirkte das Gut wie ausgestorben. Die Mägde und die Köchin waren noch nicht vom Markt in Fenon zurückgekehrt, die Knechte arbeiteten in den Stallungen, und Cewell selbst war mit seinen Gehilfen im Lager und kontrollierte die am Vortag eingetroffenen Waren, die mit einem Schiff von den fernen Inseln unter den kreisenden Winden gekommen waren.
    Vier verwegene Gestalten huschten über den Hof, warfeneinen Blick durch die grünlichen Scheiben in die Stube und drangen dann ins Haus ein, doch weder hier noch im Garten war auch nur eine Frau zu entdecken. Schulterzuckend kehrten sie in ihr Versteck zurück. Refos fluchte leise, gebot aber den Seeleuten, sich zu gedulden. Er grübelte nach, was er jetzt tun sollte, als sich aus dem Wäldchen zwei Frauen näherten. Zweifellos handelte es sich um Mutter und Tochter, denn selbst das weiße Haar und die Falten im Gesicht der Älteren konnten die Ähnlichkeit der beiden nicht verbergen. Die jüngere der Frauen trug einen üppigen Blumenstrauß in ihren Armen und sang sorglos ein fröhliches Lied. Der Wind trug ihre reine Stimme zu den finsteren Gestalten, die verborgen im Gebüsch auf ihr Opfer warteten. Refos erkannte die junge Gräfin sofort. Er beugte sich zu den Männern vor, gab ihnen flüsternd Anweisungen und reichte dann dem bulligen Kerl neben sich einen Sack und ein paar feste Stricke.
    »Sie darf nicht verletzt werden!«, schärfte er ihnen noch einmal ein. »Tötet jeden, der versucht, uns zu folgen. Geplündert wird erst, wenn die Gräfin sicher an Bord ist. Los jetzt!«
    Zwei der Männer huschten geduckt davon und verschwanden dann im Schatten des prächtigen Wohnhauses, die anderen warteten, bis die Frauen den Hof erreichten, dann gab Refos das Zeichen zum Angriff. Es ging alles sehr schnell, und den Frauen blieb nur wenig Zeit, ein paar schrille Hilferufe auszustoßen, als sie die fremden bewaffneten Männer auf sich zustürzen sahen. Wie vorgesehen, warf der Bullige den Sack über Lamina und verschnürte sie in Windeseile zu einem Paket, so dass sie sich nicht mehr rühren, geschweige denn an Gegenwehr denken konnte.Die Blumen lagen verstreut und zertreten im Kies, als der Pirat seine wertvolle Beute aufhob, um sie zum Steg hinunterzubringen, wo Refos schon ungeduldig wartete. Sarah Mojewsky schrie verzweifelt auf.
    »Mein Kind! Nein, das werdet ihr nicht tun! Schurken, Gesindel, lasst meine Tochter los!« Sie schlug mit ihren feingliedrigen weißen Händen auf den Piraten ein und kreischte: »Cewell, zu Hilfe, Cewell!«
    Als der Pirat Lamina aufhob, umklammerte Sarah ihn von hinten und versuchte ihn aufzuhalten. Sie biss ihn und trat um sich, doch er schüttelte sie ab wie eine lästige Fliege. Mit einem Ruck drehte er sich um, ließ den Sack mit der jungen Gräfin hart zu Boden fallen und zog sein langes, gebogenes Messer aus dem Gürtel.
    »Jetzt reicht es, Weib«, fauchte er. Ohne mit der Wimper zu zucken, stach er die verzweifelte Mutter nieder. Sarah schrie. Sie presste die Hände an die Wunde in ihrer Brust und fiel auf die Knie. Das Blut schoss in hellroten Strömen hervor und rann ihr über Mieder und Rock, dennoch rutschte sie den Männern hinterher, in dem sinnlosen Versuch, ihrer Tochter zu helfen. Dann erstarb ihr Schreien, sie brach zusammen und blieb lang ausgestreckt mit dem Gesicht im Kies liegen.
    Die ersten Rauchschwaden stiegen aus dem Haus auf. Da kamen die Stallburschen mit Mistgabeln und Stöcken bewaffnet angerannt. Die Piraten zogen ihre Säbel. Auch Mojewsky und seine Gehilfen stürzten, von den Schreien alarmiert, in den Hof, um das Gesindel zu vertreiben. Es war ein ungleicher Kampf, und bald schon färbte das Blut von Mojewskys Männern den Kies rot.
    Während sich die Seeleute gnadenlos über die ungeübten Verteidiger hermachten, schoss das kleine Beiboot mit seiner wertvollen Fracht dem Zweimaster entgegen. Der Kapitän ließ die Segel setzen. Er war zum Auslaufen bereit und wartete nur noch auf die Rückkehr seiner Männer.
    In gestrecktem Galopp und mit wildem Geschrei jagten vier Gestalten den Hügel hinunter. Den Gefährten war rasch klar, wie es um die Bewohner des Guts stand: Cewell stand an die Wand der Scheune

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