Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Freunde eine unsichtbare Rune auf die Stirn. Plötzlich rannte ein kleiner Junge über die Lichtung, ein prall geschnürtes Bündel auf dem Rücken. Erwartungsvoll strahlte er Ibis an.
»Bitte, nehmt mich mit. Ich möchte ein richtiges Abenteuer erleben!«
Die Elbe strich über sein nasses Haar. »Das geht leider nicht, kleiner Freund, doch wir werden uns eines Tages wiedersehen und ich werde dir alles aus erster Hand berichten.«
Der Elbenjunge schniefte.
»Hier, damit du nicht so allein bist«, sagte Ibis lächelnd, holte das verschlafene Erdhörnchen aus ihrer Tasche und drückte es dem Jungen in den Arm. »Pass gut auf es auf, solange ich weg bin.«
Der Kleine strahlte. Lange noch stand er im Regen und winkte den Gefährten nach, bis ihre Umrisse in den Nebeln des Waldes verschwammen.
Seradir begleitete die Gefährten, bis sie den Rand des Elbenwaldes erreichten, dann war es auch für ihn an der Zeit, Abschied zu nehmen. Der Regen war inzwischen versiegt, und eine späte Nachmittagssonne lugte golden zwischen bauchigen Wolken hervor. Feierlich legte der Elb die Hand an die Brust und verneigte sich vor jedem der Freunde.
»Ihr dürft jederzeit wieder einkehren im Elbenwald.« Ein schelmisches Lächeln huschte über seine weichen Lippen, als er Cays Blick auffing. »Du willst doch sicher eine Revanche?«
»Das kannst du glauben. Das nächste Mal haue ich dich in Grund und Boden.«
Seradir sprang mit einem Satz auf seinen ungesattelten Rappen und drückte ihm die Fersen in die Flanken.
»Dann solltest du noch ein paar Trainingsjahre nehmen«, rief er Cay zu, doch in seiner Stimme lag Wärme. Er ließ den Hengst tänzeln und sprengte dann in den Wald hinein.
Die Freunde ritten einige Stunden nach Süden, bis die Nacht hereingebrochen war. Wie Seradir gesagt hatte, erreichten sie eine Lichtung, durch die ein klarer Bach floss, gesäumt von grünen Birken. Die Nacht verlief ruhig. Sie brachen früh auf, und bereits zu Mittag lichteten sich die Bäume, so dass sie ihre Pferde weit ausgreifen lassen konnten. Allerdings mussten Cay, Ibis und Rolana ihren Übermut immer wieder zügeln, um auf den brummenden und schimpfenden Zwerg zu warten, der behauptete, sein Gaul wäre eine Kreuzung aus Maultier und Ziegenbock. Cay drängte es weiterzukommen, und er behauptete felsenfest, die Seeluft schon riechen zu können.
Am Nachmittag erreichten sie die Handelsstraße, die von Neteran im Westen bis zum Ufer der Ehnibucht führte, um sich dann zu verzweigen. Die Hauptspur folgte der Küste nach Süden bis Ehniport, die andere Abzweigung führte weiter nach Osten bis Fenon. Der holprige Karrenweg war eine wichtige Verbindung ins Hinterland, und so trafen sie andere Reisende, Händler mit schwerfälligen Wagen, einfache Bauern zu Fuß oder Adlige auf feurigen Rössern, die, eine Staubwolke aufwirbelnd, an ihnen vorbeipreschten.
Am Abend erreichten die Freunde die Weggabelung und gönnten sich den Luxus, im Blauen Krebs, dem großen Gasthaus, das nahe der Straße über den aufragendenKlippen stand, zu speisen. Trotz Ibis’ Protest mietete Thunin auch noch zwei kleine Kammern für die Nacht.
In dem warmen, rauchigen Schankraum herrschte reger Betrieb, denn in den Sommermonaten, wenn das Meer ruhig war, legte die Fähre aus Ehniport in der Nähe an, kaum eine Wegstunde einen steilen Pfad die Klippen hinunter, wo zwei Felsvorsprünge eine kleine sandige Bucht umspannten. Stimmengewirr erfüllte die bierdunstige Luft, ausgelassenes Gelächter stieg von den Bänken auf. Die Kellnerinnen hatten Mühe, mit ihren Lasten zu den Gästen vorzudringen, und immer wieder zeugte ein Klirren von einem zu Bruch gegangenen Krug.
Die vier drängten sich zwischen den dicht besetzten Tischen bis zu einer Nische, die gerade frei wurde. Eine dralle Kellnerin balancierte ein mit Bierhumpen und Weinbecher gefülltes Tablett zwischen den Gästen hindurch, verteilte flink die Getränke und eilte dann zu den Neuankömmlingen. Während sie mit einem fleckigen Lappen die klebrigen Lachen von der Tischplatte wischte, zählte sie auf, was es heute zu essen gab, und empfahl das süffige Fassbier, das der Wirt selbst braute. Während sich Ibis, Cay und Thunin für knusprige Schweinefüße und frisches Brot mit Griebenschmalz entschieden, wählte Rolana eine Schale Gemüseeintopf mit Speck. Alle tranken schäumendes Bier und dann roten Wein, von dem Thunin, der heute in großzügiger Laune war, einen großen Krug bestellte.
Nach dem Essen holte Ibis
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