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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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gleich bei mir bleiben. Ihr könnt ihn nächste Woche wieder sehen, wenn Ihr die Fische bringt.«
    Sie entlässt ihn mit einer Handbewegung. Mit starrer Miene sieht Vlaros seinem Vater nach. Er zeigt weder Abschiedsschmerz noch Freude. Wieder erklingt das Glöckchen, das den Diener herbeiruft. Dieses Mal, um Vlaros mitzunehmen, ihn in einen heißen Badezuber zu stecken und mit einem neuen Gewand zu versehen.
    So bleibt Vlaros bei Adelaide von Eichenberg und führt ihre Befehle aus. Einmal in der Woche sieht er seinen Vater. Meist beobachtet er ihn nur durch das Fenster, wie er durch den Hof geht, um die Fische in der Küche abzugeben. Seine Mutter und die Geschwister sieht er viele Jahre lang nicht wieder, doch er vermisst sie nicht.
    Es dauert nicht lange, bis Vlaros aus seiner Erstarrung auftaut, und die Magierin muss feststellen, dass sie sich keinen stummen Botenjungen ins Haus geholt hat, sondern einen aufgeweckten, wissbegierigen Knaben. Er will nicht nur Bücher hin und her tragen. Er will wissen, was in ihnen geschrieben steht. Mit einem nachsichtigen Lächeln erzählt sie dem Jungen die ein oder andere Geschichte oder liest ihm eine Passage aus einem der dicken Wälzer vor. Erstaunt stellt Adelaide fest, dass der Knabe sich auch nach Wochen noch an jedes Detail erinnern kann. Sie lehrt ihn Lesen und Schreiben und findet Gefallen daran, Vlaros zu unterrichten. Abends, wenn das Feuer im Kamin knistert, liegt er auf einem zottigen Fell zu ihren Füßen und verschlingt ein Buch nach dem anderen, bis sie ihn ermahnt, zu Bett zu gehen. Ohne Protest erhebt sich der Junge, verneig sich vor der Meisterin und steigt dann hinauf in seine Kammer. Nur das Glühen in seinem Blick verrät seine Ungeduld.
    Als Vlaros in seinem vierzehnten Lebensjahr steht, bekommt er die zweite große Chance seines Lebens.
    »Würdest du gerne die magischen Künste studieren?«, fragt ihn die Meisterin an einem Abend.
    Vlaros hält die Luft an. »Aber ja«, sagt er zurückhaltend, »doch dazu braucht man eine große Menge Gold, und die habe ich nicht.«
    Adelaide von Eichenberg lächelt und streicht ihm über das Haar. »Aber ich habe eine große Menge Gold«, sagt sie, »und ich werde dir deine Studien an der Akademie bezahlen, wenn du bereit bist, fleißig und gewissenhaft zu lernen.«
    Vlaros starrt sie mit offenem Mund an. Er kann nicht glauben, was er eben gehört hat. Er, der arme Sohn eines einfachen Fischers, soll ein Magier werden? Mit den großen Meistern, die er bei seinen Botengängen manches Mal sieht, durch die Parks wandeln und über die Wissensschätze disputieren? In den weißen Hallen und Sälen den gelehrten Worten der mächtigen Zauberer lauschen? Selbst Magie ausüben?
    Und so geht Vlaros mit den anderen Jungen und Mädchen erst in die Elemantalschule und studiert dann an der Akademie der magischen Künste. Bald kann er durch kleine magische Dienste ein wenig Geld verdienen. Trotz der inneren Abwehr, die in ihm brennt, mietet er sich ein Pferd und macht sich in den Weiler auf, in dem sein Elternhaus steht, der ihm aber nie wirklich Heimat gewesen ist.
    Es schaudert ihn, als er um die Ecke biegt und die alte, mehrfach reparierte Hütte zwischen der Scheune und dem Schweinestall des Nachbarn auftaucht. Er sieht seine Mutter auf einer Bank in der Sonne sitzen, ein verblichenes Tuch gegen den kühlen Nordwind um die Schultern gelegt. Sein Vater, der schon einige Jahre keinen Fisch mehr nach Adahorn bringt, steht in der Tür, der Rücken gebeugt, das Gesicht zerfurcht. Die jüngste Schwester ist noch da und kümmert sich um die Eltern. Zwei der Brüder haben das Boot übernommen und werfen nun die Netze aus. Die anderen Geschwister sind davon gegangen, um irgendwo anders ihr Glück zu versuchen. Wo sie gelandet sind, kann die Schwester nicht sagen. Die monatliche Goldmünze der Meisterin hat ihnen zwar geholfen, ihr Leben aber nicht wirklich bereichert.
    Vlaros lehnt die Einladung zum Nachtmahl ab. Er drückt dem Vater die Münzen, die er entbehren kann, in die Hand, dann wendet er sein Pferd und treibt es durch die Dämmerung nach Adahorn zurück. Am Anfang kommt er jeden Monat, um der Familie Geld zu bringen, doch dann, als die Mutter stirbt, werden seine Besuche seltener, und nach des Vaters unglücklichem Unfalltod bleibt er ganz weg. Das ist nicht mehr seine Welt. Er gehört nun zu den Magiern der weißen Stadt Adahorn.

11
Die Entführung
    S anft strichen die knochigen Hände über die gekrümmte Kristallfläche.

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