Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
sollte er mich töten wollen?“
Hal’feira drehte ihren Kopf leicht zur Seite, was ihr eine ungeheure Anstrengung abzuverlangen schien. Die Heilerin, die im hinteren Teil des Zeltes stand, zuckte nervös mit den Mundwinkeln.
„Ich weiß es nicht, Staer’cui. Aber ich bin mir sicher, dass er dich töten wollte. Nachdem er aus dem Wald aufgetaucht war, kam er zielstrebig in deine Richtung. Ich habe in seine Augen gesehen, bevor ich ihn tötete. Und ich habe gesehen, dass sein Blick vollständig auf dich gerichtet war, obwohl ich vermutet hatte, dass er es auf mich abgesehen hatte. Seitdem ich aufgewacht bin und hier liege, frage ich mich, weshalb der Urduk dich töten wollte. Aber ich finde keine Antwort. Die Antwort kannst wahrscheinlich nur du wissen. Und vielleicht hat sie mit dem Auftrag zu tun, der dich hierher führte.“
Staer’cui hatte niemandem von seinem Vorhaben verraten, die Drachenlanze zurück in seinen He imatort zu holen außer Daaria. Und er glaubte nicht, dass sie etwas verraten hatte, denn sie hatte Stillschweigen gelobt. Daher wusste er nicht, was er Hal’feira sagen sollte.
„Ich…, ich kann mir das nicht vorstell en. Aber es tut mir leid, dass Ihr wegen mir leiden müsst.“
Hal’feira lächelte und schaute an sich herab. „Keine Sorge. Für mich ist es eine Ehre, meinen Kö rper für den Tod eines Urduk geopfert zu haben. Ich werde die Wunden dieses Kampfes immer mit Stolz anblicken. Sie werden mich an meine Aufgabe erinnern. Und keine Sorge, was deine Mission angeht. Ich werde dich nicht fragen, was du zu tun gedenkst. Mir reicht es zu wissen, dass du im Auftrag deines Druiden unterwegs bist. Möge N’tor dich begleiten.“
Die Heilerin trat bei die sen Worten nach vorne, als hätte sie auf ein Stichwort gewartet und drängte Staer’cui nach draußen. Er genoss die frische, feuchte Luft, die im starken Kontrast zu dem unangenehmen Geruch, der innerhalb des Zeltes geherrscht hatte, stand. Daaria stand ein paar Meter entfernt bei einer anderen Frau, drehte sich dann aber um und erblickte ihren Begleiter. Ihre zwei Pferde waren gesattelt und schienen zu spüren, dass sie bald Bewegung bekommen würden. Wortlos nahm Staer’cui einen der Zügel und schritt neben seiner Begleiterin langsam aus dem Lager. Überall begegneten sie Daei’i, die ihnen wortlos nachblickten. Staer’cui wusste, dass es lediglich die Art dieser Menschen war und nicht ihre Abneigung ihm gegenüber, doch er konnte sich seines schlechten Gewissens nicht erwehren. Wenn es stimmte, was Hal’feira gesagt hatte, dann war er schuld an dem Tod vieler Frauen, die im Kampf gegen den Arshak ihr Leben gelassen hatten.
Nachdem sie eine Weile durch den Wald gegangen waren, kamen sie auf eine Lichtung, von der ein Weg in zwei Richtungen abging. Eine Kriegerin mit einem grünen Umhang stand an der Abzweigung und verbeugte sich vor den beiden. Dann deutete sie auf die westliche Abzweigung und sagte: „Hier geht es zunächst durch einige Täler, die dichter besiedelt sind, bevor der Weg in Richtung Süden weitergeht.“ Nach Osten deutend sagte sie: „Hier geht es direkt weiter in das Gebirge, das spärlich besiedelt ist. Wenige Bergclans leben dort und sie sind Fremden gegenüber meist misstrauisch.“ Staer’cui blickte in beide Richtungen. Ihm kam eine Frage in den Sinn. „Kommt es häufig vor, dass Dämonen aus der Unterwelt hier auftauchen?“ Das würde erklären, weshalb die Menschen so misstrauisch waren.
Die Kriegerin schüttelte den Kopf. „Nicht viele Dämonen erscheinen auf der Erde. Die meisten werden von uns inne rhalb kurzer Zeit entdeckt und getötet.“ Sie sagte das emotionslos, so als sei es eine Selbstverständlichkeit. Staer’cui wusste nicht, welchen Weg er einschlagen sollte. Er schaute Daaria an. „Was sagt dein Gefühl?“, fragte sie ihn. Der westliche Weg schien der leichtere zu sein. Staer’cui nahm den Weg in Richtung Osten.
71. Sicherheit
twas war anders. Sie konnte nicht sagen, was es war, aber irgendetwas lag in der Luft. Vielleicht war es auch nur die Anhäufung von einigen schönen Details, so zum Beispiel das Brot, das frisch und duftend vor ihr lag und das, nachdem sie es aufgebrochen hatte, noch dampfte. Vielleicht war es auch die ausgesprochene Freundlichkeit mit der Hoka, das ihr zugeteilte Zimmermädchen, sie ansprach. Sie war froh, dass wenigstens ihre Zofe am Morgen genauso stumm wie immer vor sich hin geblickt hatte.
Cathyll blickte sich in dem Raum um, in dem sie,
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