Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Abend hatte sie ihm ins Ohr geflüstert, dass sie stolz darauf sei, was er für sein Dorf tat. Und da genau lag das Problem. Viel lieber als in einem undurchdringlichen Gebirge nach einem mysteriösen Speer zu suchen, würde er mit Daaria irgendwo ansässig werden und eine Familie gründen. Da er ihr aber schon von seinem Vorhaben erzählt hatte, konnte er ihr nun schlecht vermitteln, dass dieser Auftrag vielleicht doch nicht so wichtig war.
Vor allem plagten ihn immer wieder Zweifel an der Durchführbarkeit. Bisher hatte er sich immer noch mit dem Geda nken motivieren können, dass er nichts Besseres mit seinem Leben anfangen könne. Mit Daaria an seiner Seite fragte er sich, warum er durch ein kaltes, unwirtliches Gebirge, das von Dämonen bewohnt war, lief, auf der Suche nach Etwas, das unauffindbar schien.
Und nun stand der Druide vor ihm. Staer’cui war aufgewacht und hatte sich zur Seite gedreht, als er direkt auf zwei alte, weiße, magere Beine schaute , die aus einem einfachen, zerrissenen Stoffüberwurf hervorlugten. Vor Schreck war er aufgesprungen und hatte nach seinem Schwert gegriffen. Dann erkannte er das Gesicht und ließ die Waffe wieder fallen. Er rief fragend den Namen des Alten aus, doch dieser antwortete nicht. Staer’cui griff erst an seine Wange, um sich aus dem Traum, in dem er sich offensichtlich befand, zu befreien, doch anstatt zu erwachen, spürte er die kalte Berührung mit seiner Haut. Dann langte er kurz hinüber, fasste die Schulter seines Lehrmeisters an, ebenfalls nur um festzustellen, dass er keinesfalls träumte.
Schließlich blickte er den Druiden an und fragte: „Was machst du hier?“
Er erwartete einen Vorwurf, zumindest eine versteckte Schuldzuweisung, doch Archa’itur grinste plötzlich. „Wollte dir nur helfen bei deiner Suche. Auch wenn ich sagen muss, dass du auch ganz gut ohne mich zurechtkommst.“
„Ich… ich komme gut zurecht?“ Staer’cui rieb sich erneut die Augen.
„Nun, immerhin hast du hierher gefunden. Das war nicht so einfach, oder? Und für das was jetzt kommen wird, beherzige folgenden Rat: Gib nie auf und tue das Naheliegende. Vertraue deinem Instinkt. Das ist das Wichtigste.“
„Das…, das ist alles? Dafür bist du hergekommen ?“
Nun schaute Archa’itur wieder traurig, obwohl er noch lächelte. Als Staer’cui sich einmal kurz nach hinten umdrehte, um nachzusehen, ob Daaria mittlerweile erwacht war, hörte er den alten Mann noch einmal kurz lachen. Dann, als er sich wieder umdrehte, war der Druide verschwunden. Es war relativ dunkel, so dass Staer’cui nicht allzu weit blicken konnte, doch die Distanz zum Wald konnte der Alte unmöglich hinter sich gebracht haben. Staer’cui lief ein Stück den Weg entlang und rief: „Archa’itur. Archa’itur. Das ist nicht komisch. Komm zurück.“
Halb erwartete er, die Hand seines Lehrmeisters auf seiner Schulter zu spüren, als er zurück zum Lager ging. Doch ihn erwartete nur die kalte Nacht und Daaria, die ihn aus der Decke heraus mit großen Augen anschaute. „Staer‘, was ist los? Sind wir in Gefahr?“
Staer’cui schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Ich habe… etwas gesehen….“
„Etwas gesehen? Was denn?“
Staer’cui setzte sich und Daaria strich ihm über den Rücken. „Den Druiden. Ich habe Archa’itur gesehen. Er war hier.“
„Was?“
„Ich habe gerade mit ihm gesprochen.“
„Staer’cui, du hast geträumt.“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, Daaria. Er war hier. Wirklich hier. Ich habe ihn berührt. Er fühlte sich verdammt echt an.“ Daaria schaute verwirrt. „Aber wo ist er dann jetzt?“ Staer’cui schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht.“
Am nächsten Tag versuchte Staer’cui das Thema zu vermeiden. Als sie aufbrachen, hatte auch Da aria nichts mehr von der seltsamen Begebenheit erwähnt und als der Tag zu Neige ging, war der Ca’el guter Hoffnung, dass Daaria die Ereignisse der letzten Nacht vergessen haben könnte. Tatsächlich hätte Staer’cui das Erscheinen des Druiden in jener Nacht auch fast als Fantasiegespinst abgetan, wenn sie ein paar Tage später nicht an jener Wegzweigung vorbeigekommen wären. Der Weg, den sie gegangen waren, schlängelte sich in schier endloser Länge die Berge hinauf und sie hatten jene Stelle, an der ein kleiner Pfad hinter einem mageren Bäumchen steil hinaufführte, bereits passiert, als Staer’cui innehielt. Irgendetwas in ihm schien ihn zum Anhalten zu Bewegen. Er schaute hinter sich, sah die Gebirgskette
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