Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
dass die Familien der Raemaci ihr eigenes Konterfei in ihre Häuser gemalt hatten. Die Schrift unter den Personen bezeichnete ihre Namen. Ich war irgendwie angerührt und merkte mir den Namen der Tochter. Als ich nach Hause kam, hatte Suje mir eine Tochter geboren.“
„Das ist seine offizielle Version“, brummte Suje, die die ganze Zeit stickend am Tisch gesessen hatte, „Ich glaube eher, dass er sich mit einem Mädchen aus Syrah amüsiert hat und ihren Namen so schick fand.“
Alle lachten, auch Flavia selbst. Ketill mochte die Atmosphäre im Haus und er erinnerte sich schmerzlich daran, was er während seiner Zeit in Mal Kallin so vermisst hatte: die trockene Art der Norr, ihre Gastfreundschaft und ihre Herzlichkeit. Obwohl er die Menschen aus Ankilan schätzen gelernt hatte, wusste er nun, was er die ganze Zeit vermisst hatte: das einfache Leben auf einem Wolfinger-Hof.
Es wurde eine lange Nacht und Grop musste mehr als einmal in den Schuppen, um neue n Met zu holen.
2. Übers Meer
ie überlegte sich, ob sie nicht einfach springen sollte. Das Meer sah einladend aus und fast erschien es ihr, als würde es sie mit einer verlockenden Stimme rufen. Wie ein grünes Maul tat es sich vor ihr auf, wartend, dass es gefüttert werden würde. Sie würde springen, dachte sie mit erstaunlicher Klarheit. Wenn sie damit nicht Cathyll von Marc einen Gefallen tun würde. Und das wollte sie um jeden Preis vermeiden. Denn Cathyll von Marc hatte ihr alles weggenommen in ihrem Leben, was ihr gut und teuer gewesen war.
Sie hatte ihren Sti efvater Darius Rabec in eine finstre Grube werfen lassen und ihn somit zum Tode verurteilt. Sie hatte ihre Mutter, Lady Eleanor des Landes verwiesen und hatte somit Cyrils Traum von einem Leben als zukünftige Königin von Ankilan zerstört. Und sie hatte ihr Ketill weggenommen, einen König der Norr, der sie sicherlich zu seiner Königin gemacht hätte und zu dem sie eine echte Zuneigung gespürt hatte.
Cathyll hatte ihr ganzes Leben zerstört.
Und aus diesem Grund würde sich Cyril Ll oires nicht von dem Schiff stürzen, das sie nach Aquist bringen würde, an den Hof des Neffen ihrer Tante, Herzog Ioric de Balard,.
Sie drehte sich von der Reling weg und sah auf die Matrosen, die ihr misstrauisch hinterherblickten. Bis zum Schiff war sie von zwei Skiprits von Königin Arla begleitet worden, die sicherstellten, dass sie Ankilan verlassen würde. Keine r ihrer verheißungsvollen Blicke oder zufällig wirkenden Berührungen hatte irgendeine Wirkung bei diesen groben Nordmännern hinterlassen, sie schienen gegen ihre Verführungskünste, die sie bisher nie im Stich gelassen hatten, gefeit zu sein. Dafür hasste sie Cathyll umso mehr. Abgeschoben.
Und die Männer, in deren Augen sie jetzt blickte, jagten ihr zu viel Angst ein, als dass sie ihre Ve rführungskünste bei diesen ausprobieren wollte.
Cyril blickte einer unsicheren Zukunft entgegen. Die letzten Monate waren die Hölle gewesen. Sie war behandelt worden wie eine Aussätzige, besonders nachdem Cathyll sie und Ketill zusammen entdeckt hatte. Zunächst hatte Cyril eine tiefe Befriedigung darüber empfunden die Königin so tief getroffen zu haben und ihr sogar den Mann weggeschnappt zu haben. Aber die Freude war nur von kurzer Dauer gewesen. Ketill, der ihr noch in großen Worten seine ewige Liebe geschworen hatte, hatte sich umgehend von ihr abgewendet und sie hatte von da an nur noch am untersten Ende des Tisches sitzen dürfen, und das als Tochter einer hochrangigen Edelfrau von Ankilan. Letztendlich hatte sich Cathyll dazu entschlossen, sie zu ihrer Mutter nach Aqun zu schicken, bewacht wie eine Gefangene.
Sie würde keine Schwäche zeigen, auch nicht diesen Seeleuten gegenüber, die wie gierige Geier darauf zu warten schienen, dass sie zusammenbrach oder sich angesichts des hohen Wellengangs über der Reling erleichtern würde. Es gab nur einen Gedanken, der ihr die Kraft verlieh das Gesicht zu wahren: Sie würde sich an Cathyll rächen. Sie wusste noch nicht wie - aber sie würde es tun.
Am nächsten Morgen legte das Schiff am Fährhafen von Dal’hairn an. Hier sollte sie von einem Abgesandten des Hauses de Balard abgeholt werden. Zumindest hatte Cathyll das behauptet. Der hochnäsigen Königin war allerdings auch zuzutrauen, dass man sie einfach am Ufer absetzen würde und hoffte sie auf immer los zu sein. Während das Schiff sich dem Hafen näherte, starrte Cyril wie gebannt auf das Treiben am Hafen. Es waren keine
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