Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Tat, die sie begangen hatte. Sie wollte Rache. Und sie wusste, wie sie sie bekommen würde.
42. Der Drachenreiter
r hielt Nieda in seinen Armen und sang mit den anderen das „Drachenreiterlied”. Es ging in dem Lied um einen Jungen, der auszieht, Drachen zu reiten aber niemals welche findet, was aber anscheinend auch nicht so schlimm ist. Am Ende kommt er zurück in die Heimat, heiratet und lebt mit seinem „Drachen“ zu Hause.
Die Männer und Frauen lachten gleichermaßen und stießen mit dem vielgetrunkenen Moltebeere nmet an. „Lach ja nicht zu laut“, trietzte Nieda ihn, während sie ihm spaßhaft einen Ellenbogen in die Seite rammte. An’luin umarmte sie und gab ihr einen Kuss. „Gegen diesen Drachen würde ich niemals zu kämpfen wagen“, scherzte er, „er ist viel zu rund und schwer.“ Tatsächlich war Niedas Bauch schon einigermaßen angewachsen seit er von seiner Reise zurückgekehrt war. Beiden schien die Reise gut getan zu haben - sie hieß ihn mit offenen Armen willkommen und er hatte sich wahrhaft auf sie gefreut. Er hatte zwar jetzt wieder eine Aufgabe im Palast, aber so war immerhin ihr Überleben gesichert. Und die Männer sangen und lachten in Thorbjorns Haus.
Vom anderen Ende des Raumes, wo er mit mehreren Männern an der Feuerstelle gestanden hatte, kam Sörun Fischauge auf An’luin und Nieda zu.
„Setz dich, alter Freund und Jarl“, begrüßte An’luin ihn. Sörun nahm die Einladung dankend an und platzierte sich neben seinen Freund, der ihn als Jarl des Dreischafetals vorgeschlagen hatte, nachdem er den alten Jarl, Steinn, im Kampf besiegt hatte. Er drehte sein seltsam verformtes Gesicht – ein Schwerthieb hatte ihm in einem Kampf die eine Gesichtshälfte aufgerissen und seitdem sah sein rechtes Auge seltsam groß aus – dem Ca’el zu.
„Freund bin ich schon, aber Jarl…“ An’luin wunderte sich. „Aber du bist doch der gewählte Jarl des Dreischafetals…“, womit er sich zu Nieda umdrehte, die betreten zu Boden schaute.
„Siehst du hier irgendwo das Dreischafetal? Nicht, dass ich undankbar wäre, ein neues Heim in Gil’avun gefunden zu haben. Ganz im Gegenteil. Aber ich vermisse Schnee und Frost und habe den ständigen Regen satt“ , antwortete Sörun.
An’luin wusste, was Sörun meinte. Er selbstwar im Sumpfgebiet im Süden aufgewachsen und hatte trotz der Gastfreundschaft der Einheimischen das Gefühl gehabt entwurzelt zu sein, als er den letzten Winter im Dreischafetal verbracht hatte.
„Nächstes Jahr vielleicht, sobald wir etwas aus Ulhala gehört haben, werden wir zurückgehen.“ An’luin nickte. Er kon nte Sörun verstehen. „Ich werde euch vermissen, Sörun.“ Dieser blickte ihn an und lächelte. Ohne etwas Weiteres zu sagen, stand er auf und holte sich ein weiteres Horn. Als An’luin sich wieder Nieda zuwandte, spürte er, dass ihr Ausdruck sich verändert hatte. Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
„Du willst auch zurück.“
Sie lächelte ihn verstohlen an. „Wahrscheinlich steht noch alles so wie früher, wir könnten in unserem alten Haus wohnen und man könnte dort ein ehrliches Leben führen und unsere Kinder könnten dort so aufwachsen wie wir seit Generationen aufgewachsen sind.“ An’luin wurde blass. Er wollte nicht zurück in den hohen Norden Ulhalas, selbst wenn das Land wieder befriedet sein würde. Die Winter waren lang und trostlos. „Ich bleibe hier, Nieda. Ich werde auf keinen Fall ins Dreischafetal zurückgehen.“
Sie nickte traurig. „Ja“, sagte sie, „das habe ich mir schon gedacht. Du möchtest deine Cathyll nicht verlassen.“
„Es hat nichts mit Cathyll zu tun. Ich möchte meine Heimat nicht verlassen – so wie du.“
„Aber du hast deine Heimat doch sowieso schon verlassen. Die Sümpfe, meine ich. Deine Mutter ist tot und du hast keine Verwandtschaft mehr hier. Ich habe dann alle meine Freunde im Dreischafetal.“
„Alle? Wollen denn wirklich alle zurück?“
Nieda schüttelte den Kopf. „Nicht alle. Aber viele. Hjete will auch zurück, Grom, Haldor, viele eben.“ Eine Träne kullerte ihre Wange hinab. An’luin fühlte sich in die Enge getrieben. Der leutselige Gesang der betrunkenen Norr wirkte auf einmal abstoßend auf ihn. „Ich muss hinaus“, sagte er und ging.
Draußen schlug ihm kalter Regen entgegen. Er wollte Nieda nicht enttäuschen, dennoch ging er den matschigen Weg zur Burg hinauf. Es würde eine Zeit dauern und er würde total durchnässt dort ankommen, aber dann konnte
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