Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
er sich in seinem Zimmer ein Feuerchen machen und sich wärmen. Während er aufpasste auf dem schlammigen Weg nicht auszurutschen, dachte er darüber nach was Sörun gesagt hatte. Die Norr galten als anpassungsfähiges Volk und viele hatten sich hier schon eingelebt. Töft hatte sogar eine Frau aus dem Ort geheiratet – er würde bestimmt nicht zurück ins Dreischafetal wollen. Aber An‘luin hatte sich gerade erst an die Wolfinger gewöhnt und nun planten sie wieder in ihre eigenen Gefilde zurückzukehren. Er versuchte sich ein Leben im Dreischafetal vorzustellen, aber es war ihm unmöglich. Die Landschaft war karg und dort gab es nichts – außer ein paar Ziegen und Schweinen. Nein, er konnte unmöglich fort.
43. Wiedersehen unter anderen Umständen
ie Kleider bitte in den Schrank, Melou. Und dann darfst du gehen.“
„Jawohl, Madame.“
Cyril blickte sich zufrieden um. Das Zimmer lag auf einer Etage mit dem Herzog, was zwei Vorteile hatte. Zum einen bedeutete dies, dass ihre Liaison schon einen offiziellen Zug hatte, zum anderen war sie nicht mehr in der Nähe von ihrer Mutter, die sie täglich mehrfach besucht und mit Ratschlägen bedacht hatte, nach denen sie nie gefragt wurde: Du musst dein Haar zusammenbinden, nur leichte Mädchen tragen ihr Haar offen; du darfst die Gesellschaft des Herzogs nicht allzu oft suchen; du solltest die Gesellschaften mit den anderen Damen vorsichtiger auswählen; du solltest mal wieder de Montplaissiere aufsuchen.
Zugegeben, die Sache mit Hugues de Montplaissiere war ihr am Anfang schwer gefallen. Sie hatte ihn wirklich gemocht - mehr als das, wenn sie genau darüber nachdachte. Er wäre unter den damaligen Umständen der Mann ihrer Träume gewesen, aber alles hatte sich nun einmal verändert, seitdem Cathyll ihre Schwester umgebracht hatte. Dies sagte sie sich zumindest der Einfachheit halber. Immerhin war es ja Cathylls Schuld gewesen, dass Sybil gestorben war. Cyril hatte nur getan was notwendig war.
Und nun hatte sie alles auf eine Karte gesetzt und es war wie ein Befreiungsschlag gewesen. Ins ofern hatte Sybils Tod wenigstens etwas Gutes. Cyril wusste nun was sie zu tun hatte. Und um ihr Ziel zu erreichen, hatte sie den Antrag von Hugues ablehnen müssen. Sie konnte nicht mehr ruhen und das Leben einer einfachen Dame spielen. Sie wollte mehr.
Während sie ihre Satinschuhe auszog und sich auf das üppige Himmelbett fallen ließ, dachte sie an Hugues Augen, als sie ihm ihre Entscheidung mitgeteilt hatte. Er war stotternd von dannen gela ufen, nicht verstehend was in aller Welt sie davon abgehalten hatte, das beste Angebot abzulehnen was eine Frau ihres Standes je erhalten könnte. Aber sie spielte nun ein größeres Spiel.
Es klopfte an der Tür. „Madame, der Herzog wünscht Euch zu sehen.“ Sie überlegte kurz, antwort ete dann: „Sag ihm, dass ich im Moment unabkömmlich bin, Melou.“ Sie wusste, wie man mit Männern umgehen musste – man durfte ihnen nie alles geben.
Als sie durch den Empfangssaal nach draußen trat, um in der Wintersonne etwas frische Luft zu schnappen, kam ihr ein eiliger Hugues entgegen. Er blickte sich kurz um, zögerte und lief ihr dann nach. „Cyril.“ Als sie nicht reagierte, fasste er sie am Arm. Sie drehte sich um und hieb ihm mit ihrem Fächer auf die Hand. „Das tut weh, mein Herr. Geht man so mit einer Dame um?“
„Ich habe von deiner Liebschaft mit dem Herzog erfahren. Das ist also der wahre Grund. Pass nur auf, irgendwann wird er dich fallen lassen und dann stehst du alleine da.“
Sie blieb gelassen, auch wenn dies fast wortwörtlich die W arnung ihrer Mutter gewesen war. „Haben Sie mir sonst noch etwas zu sagen, mein Herr?“
Er schüttelte den Kopf. „Als ich dich vom Hafen abgeholt habe, habe ich gedacht, ich hätte es mit einem armen, kleinen Mädchen zu tun. Nun aber sehe ich, dass sich der Herzog eine Schlange ins Haus geholt hat. Ich bin froh, dich nicht geheiratet zu haben.“ Damit drehte er sich um und lief wi eder in den Palast, wahrscheinlich um irgendeinen Botendienst auszuführen.
Cyril schüttelte ihre Hand aus als könne sie so seine Worte abschütteln und ging weiter. Für einen kurzen Moment hatten seine Worte sie erschreckt.. War sie wirklich eine Schlange? Verbittert lachte sie in sich hinein. Und wenn schon. Sie musste jetzt stark sein. Sie spannte ihren Sonnenschirm auf und ging in das Studierzimmer des Herzogs. Vielleicht würde sie ihn überreden, Hugues de Montplaissiere vom Hof zu
Weitere Kostenlose Bücher