Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
dir schon hundert Male gesagt, du sollst mich nicht so nennen. Hau ab, Rollo!“
Nod eilte auf den Anführer zu und legte ihm sein Schwert an den Hals. „Du hast gehört, was sie gesagt hat. Du gehst jetzt nach Hause! Nimm ihre Pferde, Daaria.“ Sie holte die zwei Pferde, die nicht gestürzt waren und führte sie an dem Seil vorbei. Das dritte hatte Nod am Zügel. Das vierte lag immer noch am Boden. Rollos Männer lagen oder standen da und hielten sich ihre Wunden.
„Jetzt hol unser Pferd, Daaria.“ Rollo, obwohl er noch am Boden lag und die Augen verdrehte, als ob er Schmerzen hätte, kicherte krächzend. „Daaria. Was für ein schöner Name.“ Dennoch wagte er es nicht, sich zu bewegen. Die anderen drei leicht Verletzten sammelten sich auf der Straße und schauten abwechselnd zu ihrem Anführer und Nod. Als Daaria die drei gesunden Pferde zusammengeführt hatte, sagte Nod: „Ich lasse euch ein Pferd hier, mit dem könnt ihr zurück.“ Dann setzte er Daaria auf eines der fremden Tiere und sprang auf sein eigenes. Er blickte sich noch einmal um und gab seinem Pferd die Sporen, den Zügel der anderen Pferde in seinen Händen.
Als sie eine kurze Strecke getrabt waren, drehte sich Daaria um und fing an zu schreien: „Vorsicht !“
Nod sah Rollo mit erhobenem Schwert auf sich zureiten.. Ohne nachzudenken nahm er seinen Bogen, legte einen Pfeil auf und ließ ihn in Rollos Richtung sausen. Er hatte allerdings zu hoch gezielt – der Pfeil verfehlte den Körper des Angreifers. Kurz bevor Rollo Daaria erreichte, fiel er zu Boden, aus seinem rechten Auge stakste der von Nod abgeschossene Pfeil. Daaria blickte bleich auf den Leichnam. Nod stieg von Glorh und begutachtete den leblosen Körper. Dann zog er einen Lederbeutel aus dem Mantel des Toten. „Wenigstens bekomme ich das Geld wieder, was ich für die Nacht bezahlt habe“, sagte er zu Daaria. Diese nickte, sich ein Lächeln abringend. Nod gab dem Pferd Rollos mit der flachen Seite seines Schwertes einen Schlag, worauf es den dunklen Weg hinablief.
„Ich möchte lieber bei dir auf dem Pferd sitzen, Staer’cui“; sagte Daaria. Nod nickte und hob sie auf sein Pferd. Als sie weiterritten, schmiegte sie sich an seinen Rücken und umfasste ihn mit beiden Armen.
45. Abschiedsgrüße
ie Männer waren guter Stimmung. Ein paar Leute aus den Dursa-Bergen hatten einen Bären erlegt, der nun draußen bei gleißendem Sonnenschein von den anderen begutachtet wurde. Man machte die üblichen Lobesbekundungen und Sprüche: „Ein mächtiges Tier – ein noch mächtigerer Jäger.“; „Das gibt Fleisch für eine ganze Woche“; „Fette Beute“; „Bald wird Thorgnyr so zu unseren Füßen liegen“.
In den vergangenen zwei Tagen hatte man die Pläne gemacht: In drei Wochen sollte Throndje ang egriffen werden – von verschiedenen Seiten. Die meisten der Kämpfer sollten dabei schon als Händler verkleidet in der Stadt sein, während andere die Wachen durch einen Scheinangriff an der Stadtmauer ablenken sollten. Ketill würde nun an der Südküste entlang langsam in Richtung Westen weiterziehen.
Frofaud, ein Kämpfer aus Skanfurt nahm Ketill zur Seite. „König, ich kann vielleicht noch vierzig weitere Männer in den Kampf führen. Allerdings müsste ich Reiter in den Norden aussenden, um am Hof meines Vaters anzufragen.“
Ketill nickte. „Ich freue mich über das Angebot, Frofaud. Aber der Zeitplan muss stehen. Es ist be sser, weniger Männer zu haben, die alle gleichzeitig zuschlagen können. Aber danke.“ Frofaud lächelte. Es überraschte Ketill, wie schnell und vorbehaltlos ihn die Männer, die selbst die ärgsten Raubeine waren, akzeptiert hatten und sogar um seine Gunst warben. Das alles hatte wohl ein wenig mit Linja zu tun. Sie war am ersten Abend Stikle hinterhergegangen und hatte offensichtlich mit ihm geredet. Am nächsten Morgen war er in die Halle gekommen und hatte sich bei Ketill entschuldigt. Dann hatten sich die beiden ausgesprochen und umarmt. Nun schien sein Vater sein stärkster Befürworter zu sein. Das hatte das Eis auch bei anderen Skeptikern gebrochen. Ketill fragte sich immer noch, was Linja wohl erzählt haben mochte, dass sein Vater seine Meinung so schnell geändert hatte. Als er sie gefragt hatte, was sie denn seinem Vater gesagt hatte, hatte sie nur gelacht und gesagt: „Ich habe einfach zugehört.“
Aus der Halle kam ein weiterer Mann auf Ketill zu – Hrafn. Hinter ihm ging eine junge Frau, die Ketill schon ein paar Mal kurz
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