Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
dass er irgendwann irgendwo ankommen würde. Aber er war froh, dass er seine Begleiterin hatte. Er wollte sich nicht vorstellen wie es wäre, wenn er diese Berge alleine durchqueren müsste. Der Druide hatte keine genauen Angaben gemacht, wo die Lanze sein konnte und so wie Nod die Sache mittlerweile einschätzte, konnte diese Suche Jahre dauern. Er vermutete, dass sich Daaria an irgendeinem Punkt von ihm verabschieden würde und er hoffte, dass dieser Zeitpunkt nicht allzu früh kommen würde.
Als die Sonne sich langsam hinter die Berge legte, suchten die beiden verzweifelt nach einer geei gneten Schlafmöglichkeit. Aber links neben ihnen gab es nur einen Abhang und rechts neben ihnen einen nackten Felsen, der steil in die Höhe ragte. Ab und zu war die Steigung flacher, doch gab es hier oben nichts das Schutz bieten könnte. Nod war bis auf die Knochen nass und er vermutete, dass es Daaria ebenso gehen müsste.
Er wollte nicht der erste sein, der den Vorschlag machte, so war er ganz froh, als sie nach einiger Zeit sagte: „Es hat keinen Zweck weiterzugehen. Wir sollten uns uns gegen den Felsen lehnen und versuchen zu schlafen.“
Sie banden das Pferd an einen herausstehenden Stein und fanden eine kleine Kuhle in der Felswand. Nod holte die D ecken und sie setzten sich nebeneinander hin.
„Es ist kalt “, sagte er.
„Ja“, sagte sie.
Die äußeren Decken waren tatsächlich nass, allerdings war die zweite Lage, die eingerollt gewesen war, noch erträglich.
„Kannst du ein Feuer machen?“, fragte sie.
„Das wird unmöglich sein.“
„Zieh deine Kleider aus.“
Nod schaute Daaria an, als sei sie ein Geist, doch da sie keine Regung zeigte, tat er einfach was sie sagte und war froh, die klatschnassen Sachen von seinem Körper wegzuhaben. Er blickte starr vor sich hin, als sie sich ebenfalls auszog. Als sie sich neben ihn setzte und ihre nackte Schulter die seine berührte, glaubte er ein wärmendes Feuer neben sich zu haben. Erst als sie ihn zu sich zog, blickte er nicht mehr nach starr nach vorne. Er fror die ganze Nacht nicht mehr.
55. Das Wohl der Königin
ls Darren Ghaigh den Balkon betrat, jubelte das Volk zu seinen Füßen. An’luin und Ha’il Usur beobachteten die Szenerie vom Palasthof aus, etwas abseits der Menge. Sie gehörten nicht mehr zu Darrens unmittelbaren Beratern, daher mussten sie, wie alle anderen, zum Stadthalter aufschauen. An’luin konnte sich nicht daran erinnern, dass die Leute von Mal Kallin schon einmal so sehr gejubelt hatten – selbst als Cathyll ihren Thron zurückerobert hatte, war das Volk zwar erleichtert gewesen, aber nicht so frenetisch und enthusiastisch wie heute.
Darren hob die Arme, er war von seiner Leibwache und von seinem persönlichen Berater , einem stillen, aber unheimlichen Mann namens Thus Fejnor, eingerahmt. Aber ganz links außen erkannte An’luin einen Mann in den blau-weißen Farben der Sath. Dies musste ein Abgeordneter aus Mal Tael sein. An’luins Herz schlug schneller. Gab es Neuigkeiten von Cathyll?
Doch Darren erläuterte in seiner Rede erst einmal wie dankbar er jedem einzelnen Bauern für die Erträge war, er lobte die Kaufleute und die Händler und alle die für den Wohlstand der Stadt sor gten. Ha’il Usur rieb sich mit der Hand die Stirn. Wieder und wieder hatte er An’luin erklärt, dass der neue Stadthalter von Mal Kallin das Land ruinierte, als er den Menschen die vielen hohen Kriegsabgaben, die Cathyll gefordert hatte, um das Land wieder aufzubauen, erlassen hatte. Und doch schien es, als sei alles in bester Ordnung und niemand bräuchte sich Sorgen zu machen.
Dennoch war An’luins anfängliche Sympathie für den Mann einem gewissen Misstrauen gewichen. Zu schnell war er seines Amtes enthoben worden und zu herablassend war er von Darren abgeka nzelt worden – wenn auch mit freundlichen und lobenden Worten. Sicherlich müsse er sich doch nun um seine Familienangelegenheiten kümmern, hatte Darren gesagt und dass er auch weiterhin vom Hofe Zahlungen zu erwarten habe.
„Wie macht er das bloß? Wie macht er das bloß?“, murmelte Ha’il neben ihm. An’luin stieß diesem mit seinem Ellenbogen in die Rippen. Eben hatte Darren das Wort „Königin“ benutzt. Was nun folgte, ließ An’luin innerlich erstarren.
„… ist glücklich und zufrieden an der Seite ihres Mannes. Und wer wünscht ihr dieses Glück nicht sehnlicher als ich? Hat diese Frau nicht so gelitten unter der Tragik ihres persönlichen Schicksals und hat sie
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