Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
nicht eine Pause verdient?“ In der Menge, die vom Palasthof bis hinunter auf den Marktplatz reichte, der außerhalb der Mauern der Burg lag, gab es Zustimmung. Die Bürger nickten und ihre Stirnen zogen sich zu ernsthaften Mienen zusammen.
„Auch ich habe sie wissen lassen, dass ich, so schwer es mir auch fällt, mein eigenes Land zu vernachlässigen und diese massive Bürde der Staatsführung auf mich zu nehmen, bereit bin, als Hochthan dieses Land weiter zu regieren.“ Jubel brandete auf. An’luin wollte mehr über Cathyll erfahren und ob es ihr wirklich gut ging und was eigentlich wirklich mit ihr los war, doch Darren ging im weiteren Verlauf seiner Rede mehr auf die Schwierigkeiten seiner Amtsführung ein.
Ha’il Usur klopfte An’luin kurz auf die Schulter und sagte: „Komm.“ Die beiden eilten zum Hintereingang des Palasts.
Als die beiden den Eingang erreichten, wurden sie von zwei prächtig gekleideten Wachen aufgeha lten: „Hier darf niemand herein.“
„Wir sind Berater des Stadthalters.“
Der größere Wachposten schaute Ha’il nicht einmal ins Gesicht als er sagte: „Ihr habt keinen Zugang mehr zum Hochthan von Ankilan.“ An’luin sah, wie Ha’il die Fassung verlor. Er fing an zu schreien, so dass sich seine Stimme überschlug: „Ich bin der persönliche Berater ihrer Majestät, Königin Cathyll de Marc und Ihr werdet mich jetzt durchlassen.“ Die Wache blieb stumm und es gab einen seltsamen Moment, in dem keiner der Beteiligten etwas sagte und tat, obwohl Ha’ils Gesicht dicht vor dem der Wache war. Dann sah An’luin den selbsternannten Hochthan - einen Titel, den er vorher niemals gehört hatte - drinnen die Treppen hinunterkommen. Ha’il hatte ihn auch erblickt und er schrie weiter: „Ghaigh, sagt Euren Schergen, dass sie Platz machen sollen.“
Darren Ghaigh blickte irritiert zum Tor, dann lächelte er und winkte seiner Wache zu. „Aber selbstverständlich. Kommt herein, Usur. Ihr wollt sicherlich die neusten Handelszahlen haben?“
Ha’il s Gesicht war puterrot. Immerhin schrie er nicht mehr, als er und An’luin durchgelassen wurden und vor Darren traten. „Nein, ich will keine Zahlen. Ich will, dass ihr mir sagt, was hier vor sich geht.“ Darren legte den Kopf etwas zur Seite und blickte verwundert. An’luin sah, dass hinter des Hochthans Beratern immer noch der Botschafter aus Sathorm stand, der die Szenerie beobachtete.
„Nun, Usur. Hättet Ihr meiner Rede gelauscht, dann wüsstet Ihr, dass die Königin mich eingesetzt hat als ihren Hochthan, einen neuen Adelstitel, den sie in Sathorm erfunden hat. Sie hat den Titel eines Hochkönigs mit dem Titel eines Thans…“
Ha’il s Stimme wurde wieder bedrohlich lauter. „Mich interessiert Eure Adelskunde nicht. Wie lange wird die Königin weg sein?“
In diesem Moment trat der Botschafter aus Sathorm vor, ein hagerer Mann mit wenigen grauen Haaren, die ihm seitlich vom Kopf wegstanden. Er hatte tiefe, braune Augen und sein Blick schien Ha’il zu durchbohren. Seine Stimme war tief und durchdringend, als er fragte: „Ihr seid Ha’il Usur?“ Der Angesprochene nickte ungeduldig, wenn auch schon etwas eingeschüchtert. Dann sah der Mann aus Sathorm auf An’luin. „Und Ihr müsst An’luin Map Al’on sein.“ Es war eine Feststellung, keine Frage, so dass An’luin nur nickte. „Ich bin Ferret Dhun, Gesandter des Königs der Sath. Wir sollten uns in aller Ruhe unterhalten.“
Ha’il sagte bockig: „Ach ja, und warum?“
Ferret Dhun hatte eine gute Begründung: „Ich habe ein Nachricht von Königin Cathyll für Euch.“
An’luin und Ha’il sahen sich an und sie folgten dem Gesandten kommentarlos. Er führte sie mit einer Bestimmtheit durch den Palast, als hätte er hier schon jahrelang gelebt. Sie gingen in ein kleines Zimmer, das vollgefüllt war mit Karten, das selbst An’luin noch nie betreten hatte. Der Gesandte schloss die Tür und bat Ha’il und An’luin, sich zu setzen. Dann nahm er selbst Platz und blickte die beiden Männer an. „Der Königin geht es nicht gut.“ An’luin wurde hellhörig. „Was ist passiert? Ist sie verletzt?“ Dhun schüttelte mit dem Kopf. „Nein, das nicht. Aber sie und ihr Mann sind beide krank.“
An’luin und Ha’il schauten sich an. Bevor sie fragen konnten, erläuterte Dhun: „Wir vermuten, dass sie die Krankheit mitgebracht hat. Es fing damit an, dass sie Schwierigkeiten hatte sich zu bewegen, zuerst nur kurze Momente, dann immer länger. Es war ein wenig
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