Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
Vom Netzwerk:
war eifersüchtig. Sie machte Lilia das Leben zur Hölle.“
    „Lilia? War das ihr Name?“ Taikis Augen leuchteten.
    „Nein, ihren Namen verschwieg sie beharrlich. Aber sie duftete stets nach weißen Berglilien . S eltsam, denn hier wachsen keine. Darum haben wir sie so genannt: Lilia. Eines Tages erlitt ich im Kampf eine schwere Wunde. Sie eiterte wochenlang und schließlich lag ich im Fieberwahn. Lilia kam zu mir mit ihren Kräutern und Salben. Sie war eine begnadete Heilerin und kämpfte verbissen um mein Leben, das am seidenen Faden hing. Denn wir hatten uns längst ineinander verliebt. Aber das mussten wir geheim halten, weil sie Hantoks Eigentum war. Sie verabscheute ihn.
    Als ihre Schwangerschaft letztlich entdeckt wurde und sie einige Monate später einen Jungen gebar, war Ladici außer sich. Denn er galt als der Erstgeborene des Clanführers, wenn gleich auch als Bastard. Ladici war selber hoch schwanger und sie verlangte, dass das Kind dieser Sklavin ausgesetzt würde, nach altem Brauch weit vor den Palisaden. Ich erbot mich, dieses zu tun. Denn die Tradition verlangt dies von den Männern. Weiber sind einfach zu weichherzig dafür. Aber ich ließ dich heimlich von Arik zur alten Mali in die Küchenscheune bringen. Arik versteckte dich in einem Gemüsekorb. Das war Hantoks Befehl, denn er hielt dich für seinen Sohn. Er wusste nicht so wie ich, dass Lilia schon schwanger gewesen war, als wir sie raubten. Ich aber bekam von Arik ein halbtotes, missgestaltetes neugeborenes Lamm, in Tücher gewickelt. Und dieses trug ich für Ladici sichtbar nach draußen vor die Palisaden. Es strampelte noch ein wenig mit den Beinchen, so dass sie glauben musste, ich würde einen lebenden Säugling tragen.“
    Tock verstummte und blickte gedankenverloren in die Vergangenheit. Sein Gesicht wurde weich. Taiki wartete geduldig, bis er von sich aus weitersprach.
    „Hantok tat so, als hätte er nun kein Interesse mehr an Lilia. Er schickte sie aus seinem Haus fort in den Bereich der Sklaven. Zum Schein machte sie ein Riesentheater und Ladici ließ sich hinters Licht führen. Fortan lebte Lilia mit dir unter Ariks und Malis Schutz in der Kochscheune und stillte und pflegte dich. Hantok besuchte sie hin und wieder heimlich. Alle Sklaven wurden von mir zum Stillschweigen gebracht. Ich habe da so meine Methoden.“
    Meister Tock zwinkerte Taiki zu.
    „Nach einigen Monaten aber geschah ein Unglück. Einer der alten Walnussbäume war hohl geworden und niemand hatte es bemerkt. Ein Sturm brachte ihn zum Stürzen und er begrub Lilia und dich unter sich. Sie war sofort tot, aber du hast wundersamer Weise überlebt. Du hattest nur einen kleinen Kratzer auf der Stirn.“
    Tock schluchzte auf und wandte sein Gesicht ab. Kurz darauf hatte er sich wieder unter Kontrolle. Nordland-Krieger weinen nicht. Auch nicht um die einzige Liebe ihres Lebens.
    Er schaute Taiki nun wieder in die Augen und beendete seine Geschichte: „Und so zog dich die alte Mali mit Schafsmilch groß. Du bist der einzige Sklavensäugling, der jemals innerhalb der Umfriedung aufwuchs. Ich frage mich, ob Ladici die Ähnlichkeit zwischen deiner Mutter und dir nicht aufgefallen ist, als du in die Halle zur Anklage geführt wurdest. Jedenfalls kannst du nie wieder zurückkehren. Du musst dieses Leben jetzt hinter dir lassen und neu anfangen. Im Bündel sind eine Lederhose und ein Leinenhemd, auch Stiefel. Du kannst jetzt nicht länger in deinen Sklavenlumpen herumlaufen. Ich habe dir einige Münzen und Hacksilber eingepackt, auch haltbare Nahrung. Das bringt dich über die ersten Tage. Übrigens, mir ist klar, dass du unschuldig bist. Ich bin nämlich einer der wenigen Nordlandkrieger, der nicht abergläubisch ist. Ich glaube nicht, dass du Winzling die Macht hast, Schlangen herbeizurufen und ihnen deinen Willen aufzuzwängen. Martok ist schlicht und einfach an einem Schlangenbiss gestorben, wie und warum auch immer. Die Bisswunde am Unterbauch ist unverkennbar. Und ehrlich gesagt, hat diese Schlange jetzt bei mir einen Stein im Brett. Der Junge taugte einfach nichts. Ich frage mich nur, wo diese Höllenbrut herkam. Diese Art ist hier eigentlich nicht verbreitet, sondern mehr im Osten des Landes, in den Sümpfen.“
    Tock stand auf und sagte, dass er nun zurückmüsse, wenn er keinen Verdacht erregen wolle.
    „Wie kann ich euch jemals danken, Meister Tock?“
    „Gar nicht. Ich stand bei deiner Mutter in einer Lebensschuld. Und nun habe ich sie ausgeglichen. Das ist

Weitere Kostenlose Bücher