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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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alles.“
    „Aber wo soll ich nun hingehen?“
    „Ist dir das nicht klar, Junge? In die Berge! Suche deine Leute. Suche die Familie von Lilia. In den Bergen leben mehrere Heilerfamilien. Sie siedeln dort seit vielen Generationen und sind im ganzen Land für ihre Heilkünste bekannt. Es müssen noch Verwandte von dir dort leben. Viel Glück. Mögen die Götter, zu denen du betest, dich schützen.“
    Tock löste seinem Pferd die Fußfesseln, saß auf und ritt davon, ohne sich noch einmal umzusehen. Taiki blickte ihm noch lange hinterher.
     
     
    Kapitel 3: Auf der Donn´aid
     
    Arik sah, wie der Waffenmeister durch das Palisadentor einritt und seinen Hengst zum Stall lenkte. Er fühlte große Wut und Bitterkeit. Ohne zu überlegen was er tat, eilte er erregt mit seinen dünnen, alten Beinen zum Stall, auf seinen knorrigen Stock gestützt, um den Meister zur Rede zu stellen. Vielleicht konnte er ihn überzeugen, Taiki doch beerdigen zu dürfen, nach gesitteter Art seines eigenen Volkes. Da wo er, Arik der Gelehrte, herkam, wurden die Toten nicht verbrannt, wie die Reiterbarbaren es taten, sondern der Mutter Erde zurückgegeben. Er konnte von Glück sag en, wenn der Waffenmeister ihn nicht zu Boden schlagen würde, wegen dieser Dreistigkeit. Aber er musste es einfach versuchen. Das war doch das Einzige, was er für den armen Jungen noch tun konnte , außer das Toteng ebet für ihn zu sprechen.
    Keuchend kam Arik vor Tock zu stehen. Sie waren allein mit den Pferden der ranghöchsten Reiter, denn der Waffenmeister hatte den Stallburschen mit einem Auftrag weggeschickt, weil er für einen Moment allein sein wollte , mit sich und seinen aufgewühlten Gedanken.
    „Ich bitte euch inständig , übergebt mir seinen Leichnam . Er war wie ein Sohn für mich.“
    Tock sah Arik mit einem seltsamen Ausdruck an, den Arik nicht recht zu deuten wusste. Er wandte sich wieder zu seinem Pferd und fuhr wortlos fort, es zu striegeln.
    „Unsere Götter erwarten, dass er beerdigt wird, den Kopf Richtung Osten, wo die Sonne aufgeht. Wir haben andere Bräuche als ihr, wir verbrennen unsere Toten nicht!“
    Tock schwieg. Arik sah, wie der Mann innerlich mit sich rang und schöpfte schon Hoffnung. Doch dann sagte der Waffenmeister leise:
    „Es gibt nichts zu beerdigen.“
    Arik stöhnte auf. „Bei allen Göttern! Habt ihr ihn etwa den Kampfhunden zum Fraß vorgeworfen? Oder den Aasgeiern?“ Der alte Mann brach in Tränen aus und wollte in übergroßem Schmerz mit seinem Stock auf Tock einschlagen. Mit einer präzisen Bewegung fing der Waffenmeister den Schlag ab und schaute Arik fest in die Augen. Leise sagte er: „Er lebt. Ich habe ihn in die Berge zu seiner Familie geschickt. Schweigt zu allen darüber bis an Euer Lebensende. Und jetzt geht mir aus den Augen.“
     
    Taiki war unschlüssig, was er als nächstes tun sollte. Er war sich auch unschlüssig, was er denken sollte! Vor zwei Stunden noch hatte er mit seinem Leben abgeschlossen – und jetzt stand er hier, war am Leben und ein freier Mann! Hätte er sich jetzt nicht glücklich fühlen müssen? Obwohl er doch hatte fliehen wollen , sehnte er sich nun paradoxerweise nach der Vertrautheit der Palisaden zurück , und vor allem sehnte er sich nach den Menschen, mit denen er die ersten 16 Jahre seines Lebens verbracht hatte. Ihm wurde jetzt voll bewusst, dass es kein Zurück mehr gab. Er würde die alte Mali, Arik und Nona und seine besten Freunde Dar ihd und Mirkat nie wiedersehen! War das der Preis der Freiheit? Nun, dann würde er ihn wohl zahlen müssen. Es gab kein Zurück, nur ein Voran! Taiki straffte seine Schultern und widmete sich dem Bündel, das Meister Tock ihm überlassen hatte und prüfte seinen Inhalt. Neben dem Wasserschlauch und den Re iserationen fand er einen Dolch. Bei allen Göttern, Tock hatte ihm eine Waffe geschenkt! Und er fand auch ein en kleinen Beutel mit verschiedenen Münzen und einer kurzen Silberstange. Taiki hatte so etwas nie vorher gesehen, konnte sich aber seinen Reim darauf machen, weil Arik ihm das mal flüchtig erklärt hatte. Wenigstens konnte er zählen und bis Hundert sicher zusammenzählen und abziehen. Aber der Wert des Geldes war ihm ein Rätsel. Nun, dieses Problem konnte er getrost auf später verschieben. Er wühlte weiter und hatte dann einen wasserdichten , dunkelroten Lederumhang in der Hand. Der würde ihm dankenswerterweise in kühlen Nächten Schutz geben. Taiki öffnete ein weiteres kleines Bündel und verzog dann angewidert

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