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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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die Nase. Trockenfleisch! Bäh. Er warf es achtlos hinter sich. Und dann waren da noch eine zweiteilige Schachtel mit einem kleinen Pyrit, einem Feuerstein und auch Zunderschwammschnipsel, gemischt mit Rohrkolbensamen. Taiki fiel ein Stein vom Herzen. Feuer war überlebenswichtig. Das war nun sein Hab und Gut. Das erste Mal im Leben besaß er Dinge von Wert.
    Die Kleidung war so angenehm! Er fühlte sich wie ein reicher Mann darin, obwohl sie ihm viel zu groß war. Er wünschte sich, Nona würde ihn so sehen können. In der Nacht des Vollmonds, unterm Walnussbaum, hatte er es ihr ja gesagt: Auf mich wartet etwas da draußen, es ruft mich. Und sie hatte ihm nicht glauben wollen. Und doch war es so! Taiki spürte, wie ihm sein Herz schwer wurde. Er hatte solche Sehnsucht nach ihr und den anderen. Rasch wischte er die Erinnerungen beiseite und packte mit Entschlossenheit sein Bündel wieder zusammen. Er würde nun gehen und herausfinden, von wem oder von was ein solch mächtiger Ruf ausging. Taiki trat fast auf das verstreute Trockenfleisch, auf dem schon einige Ameisen krabbelten. Er überlegte kurz, sammelte es ein, wischte die Krabbler fort un d packte es in sein Bündel zurück. Nicht zum Essen, sondern zum Tauschen. Das war immerhin Nahrung, vielleicht konnte er die Fleischstreifen gegen Käse eintauschen?
    Gefasst und zuversichtlich schritt er den Weg entlang. Er wusste, jetzt musste er auf seine innere Stimme vertrauen. Jeder Schritt würde ihn seinem Ziel näher bringen. Das Wichtigste war nun, dass er sich so weit und schnell wie möglich von der Siedlung der Roten Horde entfernte.
    Am frühen Abend nach vielen Stunden der Wanderung wurde Taiki so hungrig, dass er eine Pause einlegen musste. Er suchte sich ein Plätzchen im Schatten und aß von seinen Vorräten. Inzwischen fühlte er sich sicher genug, dass er entspannt die Gegend betrachten konnte. Er befand sich auf einer bewaldeten Anhöhe und überblickte ein grünes Tal, das von einem breiten, mäandernden Fluss geteilt wurde. Eine größere Siedlung lag auf der ihm zugänglichen Seite. Taiki fasste den Entschluss, sie aufzusuchen. Er wollte seine Vorräte um das ergänzen, was er nicht am Wegesrand und im Wald an Nahrung finden konnte: Brot und Käse, vielleicht einige Zwiebeln. Unterwegs hatte er das Glück gehabt, Walderdbeeren zu finden. Sein Mund war immer noch rötlich verfärbt, ebenso die Fingerspitzen. Was ihm aber genauso wichtig war wie Brot, waren die Menschen. Er brauchte Auskunft über sein Ziel. Wo waren die Berge, in denen die Heilerfamilien siedelten? Welche Himmelsrichtung musste er einschlagen? Taiki war sich überhaupt nicht sicher, ob er auf dem richtigen Weg war. Wie er so da saß und vor sich hin starrte, wurde er immer müder. Die grauenvolle, kräftezehrende Nacht, die hinter ihm lag, forderte nun ihren Tribut. Taiki fielen die Augen zu, er rollte sich auf der Seite liegend zusammen und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
    Kurz vor Sonnenaufgang wurde er von den zahlreichen Vögeln geweckt, die mit ihrem Gezwitscher den neuen Tag begrüßten. Er fror erbärmlich, denn die Nacht war recht kühl gewesen. Wie dumm von mir, dachte Taiki, ich habe doch einen Umhang im Bündel. Er säuberte seine Kleidung und die Haare von altem Laub und Moos und trank einige Schlucke Wasser. Entschlossen nahm er sein Hab und Gut auf die Schulter und hoffte, dass er ohne Umwege zur Siedlung finden würde.
     
    In Errinshausen war Markttag. Reges Treiben herrschte auf den Plätzen und in den engen Gassen, aber kein Chaos. Die Büttel der kleinen Stadt sorgten aufmerksam und nötigenfalls mit Nachdruck dafür, dass die geltenden Regeln und Ges etze eingehalten wurden. Es roch nach Schafwolle und Leder, Garküchen und fremdländische Gewürze verbreiteten anregende Düfte . Hühner gackerten in ihren kleinen Käfigen , und es gab vieles zu bestaunen. Taiki war vor einer Stunde unauffällig durch das Tor gelangt, als ein verspäteter Kaufmannszug, von Waffenknechten begleitet, vom Torhüter überprüft wurde. Dieser kletterte von Wagen zu Wagen und prüfte das Innere auf unerlaubte Ladung. Ohne es zu wissen, war Taiki in dem Trubel dem Marktzoll entgangen, der von jedem Besucher abverlangt wurde.
    Er war überwältigt von der Fülle an Eindrücken. Fliegende Händler boten lautstark ihre Waren feil, während einige Handwerker still auf ihren Holzschemeln saßen und ihrer Arbeit nachgingen. Auch Schreiber in schwarzen Kitteln boten ihre Dienste mit Feder

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