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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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Athajas harte Augen. „Wenn meine Eltern hier wären, könntest du das nicht von mir verlangen.“
    „Sie sind aber nicht hier ,“ fauchte Athaja. „ Wenn sie von ihrer Reise zurückkommen, wird alles in festen, unverrückbaren Bahnen sein. Und sie werden hocherfreut sein, dass du doch noch Talent für etwas Bedeutendes gezeigt hast. Schließlich ist einer unserer Ahnen ein Geistheiler gewesen. Warum solltest du nicht die Gabe geerbt haben? Hüte dich davor, ihnen die Wahrheit zu sagen.“
    „Ja, Großmutter.“ Sina schaute wieder zu Boden und wünschte sich zum tausendsten Mal in ihrem Leben, sie wäre in einer Hirtenfamilie in den B ergen geboren worden. Oder sie wäre eine Meerjungfrau, die den ganzen Tag lang mit den Fischen spielen und Muscheln sammeln durft e.
     
    Zufrieden vor sich hin pfeifend schlenderte Taiki durch die Gassen von Neusalzhausen. Diese Stadt würde seine Heimat sein. Er wollte sie für sich entdecken und hielt nach den markantesten Gebäuden Ausschau. Die Stadtkirche war ein beeindruckendes Bauwerk. Nicht durch enorme Größe auffallend, sondern durch seine Schönheit. Bunte Glasfenster zierten ringsum das Kirchenschiff. Die beiden Geistlichen, die mit ihm im Verband gereist waren, hatte diese als ihr Reiseziel genannt. Deren monotheistische Religion war Taiki fremd. Er hielt sich lieber an den Götterhimmel, den Mali und Arik ihm nahegebracht hatten. Während seines Spazierganges zog es ihn immer wieder zu den Schänken und Wirtshäusern und zum Marktplatz, denn insgeheim hoffte er Kiri wiederzusehen.
    In der Mitte des Marktplatzes war aus stabilen Brettern ein Podium aufgebaut. Junge Tempelschüler, erkennbar an ihren grünen Gewändern mit dem aufgestickten Zweig der Mistel, schmückten sie mit Grünzeug und bunten, aus Bändern geflochtenen Girlanden in die die verschiedensten Kräuter und auch hartstielige Blumen eingearbeitet waren, bis alles festlich aussah.
    Morgen würde er also hier oben stehen! Im Mittelpunkt des Interesses. Taiki konnte nicht behaupten, dass er sich darauf freute. Er würde sich aber der Tradition beugen.
    Es herrschte ein unglaublicher Trubel. Einheimische und Fliegende Händler boten lautstark ihre Waren an. Ein jeder versuchte den anderen zu übertreffen im Anpreisen seiner Güter. Da waren Stände mit Kupferkesseln, Kleidung, Schmuck, Lederwaren, Filzhüte, Gewürze aus fernen Ländern, Holzwaren, auch Bienenwachskerzen und vieles mehr. Die Musikanten, die sich unters Volk gemischt hatten, waren noch lauter und lebhafter. Bunt gekleidet sprangen und tanzten sie zu der einpeitschenden Musik, die von Flötern und Trommlern zum Besten gegeben wurde. Possenreißer hielten das Volk bei Laune. Viel Geld wechselte hier und heute den Besitzer. Taiki war noch nie unter so vielen Menschen gewesen, und bald wurde ihm das Treiben zu viel und er bekam Kopfschmerzen. Als die Sonne ihren Zenit überschritten hatte, wurde er hungrig und suchte das Wirtshaus, in dem er nach seiner Ankunft die Gem üsegraupensuppe genossen hatte.
    „Holla, wohin des W egs mein junger Reisegefährte?“
    Ein braungebrannter Gaukler versperrte ihm die Sicht und den Weg und trieb allerlei Faxen.
    „Bartholo, du bist es! Seid ihr alle gut untergekommen?“
    „Es könnte schlimmer sein. Wir haben ein lauschiges Plätzchen in einem zugigen, stinkenden Stall. Was soll´s? Manch einer behauptet, wir wären dort ganz richtig zur Stell´.“ Auf Taikis nachdenkliches Stirnrunzeln hin fügte Bartholo erklärend hinzu: „Gaukler sind willkommen, so lange die Herrschaften Unterhaltung wünschen. Aber wehe, das Fest und das fröhliche Treiben ist vorbei – dann heißt es Holt die Wäsche von der Leine und die Kinder ins Haus! “ Er zwinkerte Taiki launig zu und knuffte ihm in die Seite. „Und du? Hast du gefunden, was du suchtest?“
    „Ja! Ich habe wirklich meine Familie gefunden, genau genommen hat der Diener mich gefunden und ich habe ihn dafür fast abgemurkst , “ grinste Taiki. „Komm, ich lad dich zum Essen ein! Wo sind die anderen? Sie sollen auch mitkommen.“
    „Oho, du hast wohl deine klebrigen F inger in fremde Truhen gesteckt. “
    „Sagen wir, ich habe gewisse metallische Reserven.“
    „Die anderen sind sonst wo in der Stadt. Lass sie uns später suchen, ich verhungere!“
    Taiki und Bartholo gingen in das nächstbeste Wirtshaus. Es hieß „Zum Fahrenden Sänger“ und sie eroberten sich zwei Plätze am Tisch nahe der Tür. Der Wirt hatte allerlei zu bieten an Speis` und

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