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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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Schänken machen großen Umsatz. Jede freie simple Lagerstatt, jedes freie Bett in Neusalzhausen wird vermietet, selbst die kleinste und ärmste Hütte nimmt Gäste auf.“
    „Warum heißt diese Stadt eigentlich Neu salzhausen?“
    Jolim guckte verständnislos. Wie konnte man das nic ht wissen? Dann fiel ihm ein, dass sein Herr innerhalb von Palisaden im langen Flusstal aufgewachsen war.
    „Weil hier seit alters her Steinsalz gewonnen wird. Der Reichtum der Stadt beruht nicht nur auf der Arbeit der Heilerfamilien, auch wenn die Herrin es gern e so darstellt. Salzhausen ist vor etwa 70 Jahren fast vollständig abgebrannt. Es war ein großes Unheil. Schwere Gewitter waren schuld. Viele Bewohner kamen ums Leben. Seitdem bauen alle, die es sich leisten können, ihre Häuser aus Stein. So wie eure Familie. Mareika war damals eine ganz junge Frau. Es wird erzählt, dass sie viele Verbrennungen geheilt hat und bis zur Entkräftung arbeitete. Man hat sie jahrelang wie eine Heilige verehrt.“
    „Bis zum heutigen Tage?“
    Jolim blickte zu Boden. „Nun, eher nicht. Heutzutage ist wird sie mehr gefürchtet als geliebt. Irgendwann ist irgendwas mit ihr passiert. Ihr Wesen hat einen Wandel erfahren. Manchmal ist sie selbst mir etwas unheimlich.“ Jolim hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund. Wie konnte er nur so offen sein? „Bitte Herr, vergesst, was ich eben sagte. Ich stehe gern im Dienst eures Hauses, eurer Familie.“
    „Schon gut, das bleibt unter uns.“ Taiki erhob sich und drückte Jolim Teller und Becher in die Hand. „Heute verbringe ich den Tag in der Stadt. Wartet nicht mit dem Essen auf mich, ich komme spät heim.“
     
    Die fünfzehnjährige Sina hing über der Schüssel. Ihr war ja so schlecht! Ihre Amme strich ihr über das blonde Haar und tröstete sie nach Kräften.
    „Kind, nun fürchte dich doch nicht so. Ich bin sicher, dass deine Großmutter Athaja dafür gesorgt hat, dass alles gut geht.“
    „Und was ist, wenn nicht? Dann bin ich vor der ganzen Stadt blamiert und entehrt. Ich kann nicht zaubern, so wie die alte Hexe Mareika. Nayla, du weißt doch, dass ich immer alles falsch mache.“
    Sina gab ihrer Amme die Schüssel mit dem säuerlich stinkend en Inhalt, schmiss sich heulend auf ihr Bett und jammerte, was das Zeug hielt. Nayla stöhnte leise auf und trug das Erbrochene vor die Tür. Sollte doch die kleine Hausmagd sich darum kümmern! Als sie in Sinas Kammer zurückgehen wollte, legte sich eine feste Hand auf ihren Arm und hielt sie zurück. Ein strenger Blick von Athaja, der Herrin des Hauses und erklärte Feindin Mareikas, hieß sie damit schweigen und sich zurückziehen.
    Athaja schob die Kammertür langsam auf und nah m ihre Enkelin Sina ins Visier.
    „Kind, steh auf und wasch dir dein Gesicht.“
    Erschrocken fuhr Sina hoch und eilte sofort zur Waschschüssel. Abgesehen vom morgigen Tag war ihre strenge Großmutter Athaja die Angstquelle Nummer Eins auf ihrer Liste. Sie wusch sich das verweinte Gesicht mit kaltem Wasser, in dem kleine Veilchenblüten schwammen, bürstete sich schnell über das hüftlange blonde Haar und ging dann mit niedergeschlagenen Augen und gefalteten Händen zu ihrer falkengleichen Großmutter.
    „Ich höre und gehorche.“
    „Gut so.“ Athaja bemühte sich um einen freundlichen Gesichtsausdruck, was ihr aber nicht recht gelingen wollte. „Du weißt, was morgen auf dem Spiel steht? Endlich habe ich die Gelegenheit, die Macht Mareikas zu brechen und auch die Tempelschule unter meine Kontrolle zu bekommen. Meinst du wirklich, ich würde nicht dafür Sorge tragen können, dass du die Probe bestehst? Natürlich hast du nicht die Gabe der Geistheiler, aber was macht das schon? Konradi, der Überwacher des Ritus, wird dir ein gekeimtes Korn in die Hände legen. Du musst nur deine Rolle gut spielen! Zeige dich morgen selbstbewusst! Tu so als wärest du jemand.“
    Sina wurde beim letzten Satz puterrot. Athaja hat nicht das Recht, so mit mir zu sprechen, dachte sie. Ich bin jemand!
    „Aber Großmutter, wenn er mir ein gekeimtes Korn in die Hand legt, dann ist das doch Betrug.“
    „Was? Du Würmchen nennst mich eine Betrügerin? Ich nenne das eine Notwendigkeit . Und so solltest du das auch sehen. Was verstehst du Kind denn schon von Machtkämpfen? Das Ansehen der Messerheiler wird enorm steigen, wenn du erst Meisterschülerin der Tempelschule bi st. Nun sieh mir in die Augen. S chaffst du das morgen?“
    Sina hob ihren Kopf und schaute widerwillig in

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