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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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gestört.“ Mitfühlend legte er seine Hand auf die Schulter der Frau.
    „Kannst du ihm helfen?“
    „Ich weiß es nicht. Es könnte gefährlich für ihn sein. Das habe ich noch nie gemacht. Einmal habe ich einem Mann das Herz geheilt, aber er lag schon im Sterben und ich ging das Risiko ein. Er wäre sonst mit Sicherheit gestorben. Aber bei deinem Kind? Ich weiß nicht. Nein. Ich kann dir keine Garantie geben. Es kann auch mit seinem Herzfehler noch jahrelang leben, vielleicht sogar zum Mann heranwachsen. Aber er darf sich nicht anstrengen, darf nicht arbeiten. Ihr könnt ihm unterstützend eine Medizin verabreichen, die aus Fingerhut gemacht wird. Du kennst sicher diese Pflanzen, sie wachsen an Waldrändern. Sie werden auch Waldschelle genannt. Blühen meist rot. Prächtige Stauden, die erst in ihrem zweiten Jahr blühen.“
    „Aber das sind Giftpflanzen!“
    „Ja, doch erst die Dosis macht das Gift. Ein Kräuterkundiger kann dir eine Zubereitung geben. Die Menge ist genauestens einzuhalten! Gibst du ihm zu viel davon, kann er davon sterben. Machst du es richtig, wird es ihm besser gehen, das Herz wird etwas kräftiger sein und er kann besser atmen, fühlt sich wohler. Doch er wird nie wie andere Kinder sein. Es tut mir leid.“
    Die Mutter des Kindes hatte Tränen in den Augen. Aber auch Entschlossenheit schimmerte durch. „Du hast gesagt, du hast einen Mann dem Tod entrissen, hast sein Herz gesund gemacht. Ich weiß nicht wie, aber ich will, dass du das auch für meinen Jungen tust.“
    „Aber ich sagte dir doch, es könnte gefährlich sein!“
    „Bitte! Versuche es. Das ist doch so kein Leben für ein Kind.“
    Taiki seufzte aus tiefstem Herzen. Hätte er bloß nichts von Ulf gesagt. „Ich muss darüber nachdenken. Komm morgen wieder zu mir.“
    „Danke. Die Götter mögen dich segnen.“ Sie nahm das Kind wieder auf den Arm und ging, ihren Jungen liebkosend, in die Hütte zurück. Müde ging Taiki zum Wagen und holte sich seine Decke. Heute Nacht wollte er allein unter den Sternen schlafen.
    „Dorian, hast du das gehört“ flüsterte Bartholo. „Er sagte, es könne gefährlich für das Kind sein. Stell dir vor, Taiki lässt sich von der Mutter weichkochen und versucht, den Jungen zu heilen! Der Kleine stirbt möglicherweise dabei, dann knüpfen sie uns alle am nächsten Baum auf!“
    „Ich weiß. Verdammt. Den ganzen Abend lang ging alles gut und das Dorf hat unser Säckel gefüllt. Was glaubt er denn, wer er ist? Ein Sohn der Götter? Will er dem Balg vielleicht ein neues Herz wachsen lassen? Wir müssen morgen früh gleich verschwinden. Und dann werde ich ihn gehörig zusammenstauchen. Er soll sein Hokuspokus und Händchenhalten machen, mehr nicht. Wenn ihm das nicht passt, soll er doch meinetwegen allein durch die Lande ziehen und nur sich selber in Gefahr bringen. Nein, am besten fahren wir noch vor Sonnenaufgang weiter, ohne ihn mitzunehmen. Und, Bartholo – sag Kiri nichts! Die ist imstande und weckt ihn auf.“
    Bartholo nickte grimmig und zog sich in den Wagen zurück.
     
    Eine schimmernde Perle rollte vor seine Füße. Wie schön sie doch war! Er bückte sich, um sie aufzuheben, doch sie kullerte davon. Erneut nach ihr greifend musste Taiki feststellen, dass sie wohl ein Eigenleben führte, denn sie entzog sich ihm wieder und wieder. Es entspann sich ein regelrechter Zweikampf zwischen ihm und der Perle. Das war doch seine! Sein Eigentum! Hektisch jagte er ihr hinterher, bis er sich unvermittelt zwei riesigen Drachenaugen gegenübersah. In den Pupillen des Drachen spiegelte sich sein Ebenbild und fragte ihn mit Drachenstimme: „Ist das weise?“ Dann wurde das Schwarz im Auge immer größer und größer, bis es ihn umhüllte wie eine Decke.
    Taiki wachte auf und starrte in die Schwärze des Nachthimmels. Einige wenige Himmelslichter waren zu sehen. Sein Herz schlug schnell. Er wusste, wenn er nicht bald handelte, würde er schwankend werden und den Mut verlieren. In der Morgendämmerung stand er auf und ging leise zu der Hütte, wo die Familie mit dem herzkranken Kind lebte. Trotz der frühen Stunde waren beide Eltern wach und ließen Taiki auf sein Scharren an der Tür hin in die ärmliche Hütte hinein.
    „Seid ihr beide einverstanden? Ich mache es nicht, wenn ihr euch nicht einig seid“ flüsterte Taiki.
    „Wir wollen es versuchen , “ bekräftigte der Vater.
    „Ihr müsst ihn möglichst ruhighalten. Er soll weiterschlafen. Wie heißt er?“
    „Fredegar.“
    „Fredegar also.

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