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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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Fersen.
     
    Völlig ausgelaugt starrte Taiki minutenlang auf die Stelle, an der Vater und Sohn zwischen den Bäumen im Unterholz verschwunden waren. Langsam wurde ihm seine missliche Lage bewusst. Er war allein! Mutterseelenallein in einem gefährlichen Gebiet. Im Stich gelassen. Auf Gedeih und Verderb zurückgelassen. Von Menschen, von denen er bis gestern noch geglaubt hatte, sie wären seine Freunde. Er rieb mit seinen vom Kampf zerschundenen Händen fahrig über sein Gesicht und strich sich die Haare aus den Augen. Bei allen Göttern, fühlte er sich elend! Er war so hungrig und müde. Und - er war entsetzt über sich selbst. Aber das schob er weit weg. Zunächst galt es, das eigene Leben zu schützen. Er musste hier weg, sofort! Taiki folgte dem Weg, der aus dem Wald bald schon hinausführen musste. Er hegte eine winzige Hoffnung, dass die Gaukler möglicherweise doch noch umkehren würden, oder zumindest außerhalb des Wolfswaldes auf ihn warten würden, um ihn bis Gerhardsbruck mitzunehmen. Sie hatten doch eine Vereinbarung!
    Als die Zeit des Sonnenunterganges nahte, gelangte Taiki an den Waldrand. Kein Wagen weit und breit. Seine Beine trugen ihn kaum noch. Vor seinen Augen verschwamm die Landschaft. Lag da hinten nicht jemand auf dem Weg? Er beschleunigte seine Schritte, soweit es ihm in seiner Erschöpfung noch möglich war. Doch was dort lag, war niemand, sondern etwas. Sein Reisebündel und etwas Proviant! Sie mussten es ihm hier zurückgelassen haben. Was bedeutete, dass auch seine winzige Hoffnung nur Lug und Trug gewesen war. Sie waren fort. Endgültig. Sein Herz war so leer wie sein Magen. Und wie sein Kopf. Er konnte nicht mehr denken. Taiki nahm beide Bündel auf und aß im Gehen einige Nüsse und getrocknete Apfelringe, bis er schließlich in der Nähe eines Baches ein geschütztes Plätzchen zum Schlafen fand. Er kroch unter die große Baumwurzel eines umgestürzten Baumes, scharrte sich eine Kuhle. Die Augen fielen ihm immer wieder zu. Ein leises Gefühl der Dankbarkeit stieg in ihm hoch. Ohne sein Reisebündel wäre er wohl verloren gewesen. Taiki hüllte sich in seine vertraute Lederdecke und fiel augenblicklich in einen tiefen, tiefen Schlaf. Das Murmeln des Baches drang in seine Träume.
    Er fror… es war so kalt. Warum? War denn nicht Sommer? Wie als Antwort auf seine stumme Frage, fielen einige Schneeflocken vom Himmel herab. Erst klein, dann größer werdend. Zu groß werdend! Bald schon schlugen sie wie Steine neben ihm ein. Taiki floh vor ihnen, doch er konnte nicht entkommen. Immer tiefer lief er in den Wald hinein. Der riesige Baum dort, den kannte er. War nicht ganz oben in seiner Krone ein Nest gewesen, eins aus Asche und Feuer? Ja, er erinnerte sich jetzt. Von dort aus war er mit dem Phoenix über den Frostwald geflogen, hatte Wärme und Frühling zurückgebracht. Es dürfte hier nicht kalt sein. Der Fall der Schneeflockensteine hatte aufgehört, doch es wurde jetzt hier immer frostiger. Taiki hörte ein leises Schniefen. Suchend blickte er sich um und entdeckte zwischen mächtigen Baumwurzeln seine Tasche mit der Perle der Weisheit. Mellon! Du treuer Freund! Taiki lief zu ihm hin, doch das sichtlich leidende, frierende Wesen zog sich knurrend vor ihm zurück und zog die Tasche hinter sich her. „Tu das nicht! Verlass mich nicht!“ Doch Mellon kroch immer weiter unter den Baum, bis er nicht mehr zu sehen war. Taiki hörte eine weibliche Stimme, doch konnte er niemanden sehen. Alles hier wurde erneut von Schnee und Eis bedeckt, der erlöste Wald wieder zum Frostwald.
    „Du hast versagt! DU hast UNS verlassen und verraten!“
     
     
    Kapitel 6: Der Blinde Seher
     
    Im Moment des Aufwachens, lange nach Sonnenaufgang, erinnerte Taiki sich auch an die mahnende Worte des Mönches aus den Bergen: „ Tötest du ein zweites Mal in deinem Leben, dann wird es eine bewusste Handlung sein und du kommst vom rechten Wege ab.“ Wie nahe dran er gestern doch gewesen war, vom rechten Wege abzukommen. Zu nah! Was hatte der Mönch noch gesagt? „ Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten.“
    „Das ist mir alles zu viel, hört ihr? Ich schaff das nicht alleine, ich brauche Hilfe!“
    Taiki rief dies laut aus, mit einer Mischung aus Verzweiflung und Wut, wohl wissend, dass niemand ihn hörte. Wie konnte man von ihm nur so viel erwarten? Wäre er doch nur wieder hinter den Palisaden, in der tröstenden Gegenwart von der alten Mali und Nona. Er vermisste seine Freunde Darihd und Mirkat, die ihm

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