Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
Vom Netzwerk:
Blutbahnen gereinigt. Du hast, ich schwöre es bei allem , was mir heilig ist, eine neue Blutbahn wachsen lassen , um die am schlimmsten verstopfte Ader herum. Bei den Göttern! Noch nie hat ein Geistheiler dies zu tun gewagt. Sag mir, wer bist du? Was bist du? Du lehrst mich Demut. Ich bin es nicht wert, dir vor die Augen zu treten.“ Verwirrung und großer Schmerz traten in Mareikas Augen. Sie wirkte auf einmal so klein und zerbrechlich. Jolim, ihr treuer Diener, eilte herbei und trug sie behutsam zu ihrer Sänfte und wies Tempeldiener an, die Ehrwürdige Älteste zu ihrem Haus auf die Berganhöhe zu bringen. Lydia und Ingay sollten sich um die Herrin kümmern. Er selber wollte bei Taiki bleiben. Sein junger Herr brauchte jetzt einen Vertrauten an seiner Seite. Einen Freund.
    „Herr, ihr braucht jetzt Ruhe. Wollt Ihr Euch hier im Tempel zurückziehen?“ Jolim half dem ermatteten Taiki aufzustehen.
    „Nein, ich will nur noch weg von hier, weg von diesen Leuten. Ich will aber auch nicht in unser Haus.“
    „Keine Sorge, Herr. Ich weiß, wohin ich Euch bringen kann.“
    Jolim wehrte energisch Rodovan und Konradi ab, die unbedingt Taiki bei sich behalten wollten, um mit ihm zu reden. Kurze Zeit später hielt die Kutsche vor dem „Singenden Esel“. Rufus, der Wirt, gab Taiki sein eigenes Zimmer, denn alle anderen waren belegt. Jolim holte sich einen Hocker, hielt Wache vor der Tür. Sein junger Herr schlief bis zum nächsten Tag zur Mittagsstunde.
     
    Lies sie mir noch einmal vor, bitte.“
    Rodovan starrte konzentriert auf seine Hände, als könne er dort einen Fingerzeig bekommen und so die Lösung ihres Problems finden.
    Konradi räusperte sich und wiederholte, was er eben gerade schon einmal vorgetragen hatte.
    „In den düsteren Tagen der Verkommenheit, wenn stolze Gier die Gilde regiert - einer wird kommen. Er wird entzweien, was längst getrennt ist, er wird vereinen, was seit jeher eine Einheit war. Erkennt ihn daran: weder Vater noch Mutter er je sah, auch nicht die Blume, die blutige Tränen weint. Erkennen und anerkennen müssen sie ihn, oder…“
    „Was heißt das nur? Entzweien, was längst getrennt ist … Das muss sich auf die starre Teilung der Heilkunde in Körperheilung und Geistheilung beziehen. Könnt ihr Heiler euch denn noch mehr entzweien? Ihr seid euch doch schon spinnefeind! Allein Athaja und Mareika. Wenn ich an diese alten Weiber nur denke, wird mir schon schlecht. Aber es hieß in der Prophezeiung auch: Er wird vereinen, was seit jeher eine Einheit ist. Also kann es doch sein, dass er nun beide Seiten miteinander versöhnt. Meinst du nicht auch, Konradi?“
    „Nein. Wenn es doch nur so einfach wäre. Rodovan, hast du denn nicht gesehen, wie er uns angeschaut hat, bevor sein Diener ihn wegbrachte? So, als wären wir mit einem Makel behaftet!“
    „Wer weiß, vielleicht seid ihr Heiler das ja auch. Der Sprecher der Wahrheit hat wohl aus gutem Grund die Schale euch entgegen geschmettert.“
    Konradi zuckte müde seine schmalen Schultern und schabte halbherzig und gedankenverloren die getrockneten Schlammspritzer von seiner Hose.
    „Mag sein, dass wir für uns selber blind geworden sind. Dass Ansehen und Erfolg und auch der Reichtum uns wichtiger waren, als das Wohl der Kranken. Aber Rodovan, dennoch, wir müssen ihn dazu bringen, sich uns anzuschließen. Er ist der neue Ahnherr einer langen Reihe von großen Heilern. Taiki wird die Heilkunde erneuern, verbessern. Er wird uns in eine große Zeit führen!“
    Der Ratsherr schnaubte verächtlich.
    „Da haben wir es wieder: uns in eine große Zeit führen! Warum nicht eine Zeit der Bescheidenheit und Demut, eine Zeit der Erneuerung und Versöhnung? Nein, es muss gleich eine große Zeit sein! Hast du denn gar nichts dazugelernt? Hast du so wenig begriffen?“
    Konradi hörte die Tür ins Schloss fallen. Rod ovan war gegangen.
     
    Zwischen zwei Löffeln heißer Gemüsesuppe sagte Taiki zu Jolim: „Ich will, dass du ins Haus zurückkehrst und meine Sachen packst. Die Kleidung, meine Reiselederdecke, den Dolch, das Feuerzeug, mein restliches Geld. Eben alles , was du so findest in meinem Zimmer un d in ein Bündel passt. Bring es hierher in den „Singenden Esel“. Und vergiss nicht, mir auch Wasser und Reiseproviant mitzubringen.“
    „Nein, Herr, bitte tut das nicht! Ihr solltet eure Familie jetzt nicht verlassen, auch nicht die Stadt. Wo wollt Ihr denn hin?“
    Taiki aß schweigend weiter, nahm die vierte Scheibe Roggenbrot und

Weitere Kostenlose Bücher