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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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täglich Grünzeug zum Essen bei. Er fand leicht unterwegs Nahrung.
    „Hm… was meinst du Bartholo, ich könnte doch meine Heilerfähigkeiten den Dorfbewohnern anbieten.“ Taiki ließ die Marionette, die wohl einen Fürsten darstellen sollte, zappeln und verhedderte dabei ratzfatz die Fäden.
    Kiri nahm sie ihm lachend weg. „Naja, wenn du ihnen so wohl tust wie mir, als ich den Husten hatte, dann wirst du die Hauptattraktion sein. Dorian wird den Dorfdeppen das Blaue vom Himmel herunter versprechen und ihnen das letzte Hemd ausziehen.“
    „Warum nennst du sie Deppen? Sind für euch die Bewohner eines Dorfes oder einer Stadt nicht mehr als Kühe, die ihr melken könnt?“
    Kiri antwortete mit einem kleinen Schulterzucken und schaute ihn gar nicht erst an. Sie hatte längst gemerkt, dass Taiki seltsam empfindlich war. Solche Feinheiten konnten Fahrende sich nicht erlauben. So hübsch und nett er auch war, sie war enttäuscht von ihm. Sie hatte schon von einem Leben in diesem schönen, großen Haus geträumt, als seine rechtmäßige Ehefrau. Taiki wäre ein reicher Mann gewesen, wäre er in Neusalzhausen geblieben. Aber er hatte sich wohl irgendwie mit seinen Leuten zerstritten, wegen einer „Makelsache“, was immer das auch war. Verwöhnte, reiche Leute konnten sich so ein Verhalten wohl leisten. Weglaufen. Ohne Kampf aufgeben. Jedenfalls würde sie für ihn nicht mehr die Beine breitmachen. Am Ende machte er ihr noch ein Kind. Mit dickem Bauch konnte sie nicht tanzen.
    In Kornweiler, dem nächsten Dorf auf dem Weg nach Gerhardsbruck, war es dann soweit. Nach Musik, derben Späßen und Tanzdarbietung hatte er seinen ersten großen Auftritt als Wanderheiler. Er begann mit einer alten Frau, deren knotige Finger steif waren und ständig schmerzten, ganz besonders bei kaltfeuchtem Wetter. Taiki nahm ihre Hände in seine, sang leise ein Liedchen für sie und schickte sein goldenes Licht in ihren Körper. Mit der Heilenergie sandte er ihr auch gute Gefühle von Herz zu Herz. Dankte ihr wortlos für die viele Arbeit, die sie in ihrem Leben für andere verrichtet hatte und bezeugte ihr Respekt. Instinktiv fühlte er, was ihr tiefster Kummer war. Nämlich, dass ihr Schwiegersohn sie als Last betrachtete, als unnützen Esser. Taiki legte so viel Liebe und Achtung in seinen Blick, wie ihm nur möglich war.
    „Sorge dafür, dass du es möglichst oft warm hast, Mütterchen. Deine Schmerzen werden für einige Zeit nachlassen. Für immer nehmen kann ich sie dir nicht, du bist schon zu alt.“
    Als nächstes führte man ihm einen im Alter erblindeten Mann zu. Seine Augenlinsen waren trüb, fast weiß. Taiki schüttelte bedauernd seinen Kopf.
    „Es tut mir leid, ich kann dir nicht helfen. Auch dein Körper ist schon alt und verbraucht. In Neusalzhausen, einige Tagesreisen von hier, gibt es Messerheiler, die auch Starstecher sind. Du könntest nach dem Eingriff wieder sehen, aber das Risiko ist groß, dass deine Augen sich danach entzünden. Manchmal geht es gut, oft aber auch nicht. Ich fühle aber, dass dich noch etwas bedrückt. Komm, ich lege dir die Hände auf. Du wirst dich danach besser fühlen und keine Alpträume mehr haben.“
    Taiki behandelte an diesem Abend weitere acht Menschen. Ganz zum Schluss, als die Gaukler sich schon zur Ruhe zurückziehen wollten, kam schüchtern eine verhärmt aussehende Frau zu ihnen, die einen kleinen Jungen auf dem Arm hatte. Eigentlich war er schon zu groß, um noch wie ein Kleinkind getragen zu werden.
    „Bitte. Seid so gut, Heiler. Nehmt euch meines Jungen an. Mein Mann zürnt mir, weil ich ein schwaches Kind geboren habe.“
    Taiki nahm das blasse, quengelnde Kind auf seinen Schoß.
    „Erzähl mir mehr über ihn, während ich in seinen Körper hinein spüre. Was unterscheidet ihn von einem gesunden Kind?“
    „Nun, er ist kurzatmig. Immer müde. Ihm ist oft schwindelig und seine Hände und Füße sind oft kalt, manchmal auch blau, auch seine Lippen. Seine Haut ist meistens feucht, er schwitzt seltsam. Seine Beinchen schwellen an. Ich weiß mir keinen Rat mehr.“
    Mit geschlossenen Augen konzentrierte Taiki sich auf das Innere des Kindes. Sein Geist tastete sich behutsam vor und für einige Augenblicke fühlte Taiki gewollt an sich selber, was der Junge körperlich fühlte. Dann blendete er dies wieder aus und versenkte sich tief in seine geistige Schau und verharrte regungslos.
    „Dein Sohn hat einen Herzfehler, ein kleines Loch ist mitten im Herzen. Der Blutfluss ist dadurch

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