Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
Vom Netzwerk:
Klang, verdichtete sich zum Kleinstmöglichen um dann förmlich zu explodieren, Jo und Taiki mit sich reißend…
     
        Was dauert da so lange, dachte Aidan, während er das kleine Feuer in der Tempelruine schürte. Er war etwas besorgt. Noch nie hatte Josayah so lange für seine Seelenschau gebraucht. Was war da los? Als er sah, dass Taikis Körper plötzlich von einem heftigen Zittern geschüttelt wurde, sprang er augenblicklich auf und konnte ihn gerade eben noch auffan gen, so dass er in den Armen seines Vaters zusammenbrach.
        „Junge, was ist mit dir? Wach auf!“
    Mit einem tiefen Atemzug kehrte Taiki ins Tagesbewusstsein zurück. Tiefes Glück schimmerte in seinen Augen und er lächelte Aidan an.
        „Jetzt bin ich wieder heil, Vater. Ich bin nun ganz und gar ich selbst. Da ist kein Zweifel mehr, keine Angst, keine Scham. Alles macht jetzt Sinn. Alles in mir ist ruhig.“ Er erhob sich und ging etwas kreuzlahm nach draußen. Aidan verstand, dass er jetzt allein sein wollte. Was immer er auch erlebt hatte, es hatte ihn verwandelt, hallte noch nach. Er wandte sich Josayah zu, der seine Augen geschlossen hielt, aber ebenfalls wieder wach war.
        „Was ist mit dir, mein Freund? Du bist so still. Sonst bist du nach einer Seelenschau immer so mitteilsam und aufgekratzt.“
        „Du hast einen bemerkenswerten Sohn, Aidan. Hilf mir bitte auf, ich will mich auf mein eigenes Lager zurückziehen.“
    Seine Stimme klang seltsam gepresst, gar gereizt. Der Ordensbruder wuchtete ihn hoch und entsprach seinem Wunsch.
        „Schick Frido hoch.“
    Aidan spürte wie Josayah sich innerlich stark zurückzog, so als hätte etwas oder jemand seine Gefühle verletzt. Sein Befinden war so konträr zu Taikis heiterem Zustand, dass Aidan sich keinen Reim darauf machen konnte. Jo beantwortete nun keine seiner Fragen mehr, schwieg abweisend. So blieb Aidan nichts anderes übrig, als seinem Wunsch zu entsprechen. Er ging zur Ebene vor dem Tempel, wo noch die Körbe und das Flechtmaterial lagen. Die Sonne schickte ihre letzten Strahlen aus und tauchte alles in ein sanftes Licht, bevor sie hinter dem Hügel versank. Ein leises Wiehern drang von der Pferdeweide nach oben.
        „Weißt du was, Vater? Ich habe einen Bärenhunger!“ Taiki klopfte ihm lachend auf die Schulter und stapfte voran, hinunter zur Siedlung.
     
     
    Kapitel 7: Nachricht aus Neusalzhausen
     
        Am nächsten Morgen waren alle früh auf den Beinen. Es gab so viel zu tun!
    „Hey, Tinka, komm her meine Kleine! Hier ist eine Schale mit Äpfeln und kleinen Kuchen für Frido und Jo. Wollen wir sie zusammen hochtragen?“
    Das Mädchen nickte eifrig und griff danach mit ihren kleinen, ungelenken Händchen. Stolz, dass ihr eine Aufgabe am Tage des Erntefestes übertragen worden war, trippelte sie mit Taiki, der ein dickes Bündel Weidenruten geschultert hatte, zusammen an der Pferdekoppel vorbei zum Weg, der auf die Tempelanhöhe führte. Nach kurzer Zeit schon wurde ihr die Last zu schwer und sie reichte sie wie eine kleine Königin huldvoll an Taiki weiter und hüpfte dann fröhlich zu den Pferden rüber, mit drei aus der Schale gemopsten Äpfeln in der Kittelschürze. Die Vierbeiner kamen mit Vorfreude näher. Sie kannte ja ihre Menschen gut und wurden, wann immer es ging, mit Leckereien verwöhnt.
    Als Tinka unerwartet aufkreischte, wichen sie erschrocken wiehernd zurück. Die Äpfel kullerten aus ihren Händen achtlos ins Gras.
        „Bobo, Bobo, Bobo!“
    Sie flog ihrem Bruder wie ein Geschoss in die ausgebreiteten Arme und war selig, als er sie herzte und an sich drückte. Beide plapperten drauflos. Sein Begleiter schmunzelte über diese gefühlvolle Begrüßung, denn normalerweise kannte er seinen Gefährten als schweigsam, stoisch und immer gleichmütig.
        „Ich glaub´ das nicht! Tarmin! Bennobaro! Was macht ihr denn hier?“
    Taiki umarmte die Flößer so heftig in der Wiedersehensfreud e, dass die Rippen knackten.
        „Du hier? In Sonnenbühlheim? Du wolltest doch in die Salzberge der Heiler.“
    Tarmin fasste Taiki an den Oberarmen, schob ihn ein wenig zurück und betrachtete ihn. Was er sah, gefiel ihm. Das war nicht mehr der schüchterne, weltfremde und etwas schwächliche, ehemalige Sklavenjunge. Vor ihm stand ein Mann! Wohlgenährt, kräftig, selbstbewusst. Er strahlte innere Ruhe und eine tiefe Zufriedenheit aus.
        „Da war ich auch. Ich musste aber wieder gehen.“
        „Und? Hast du

Weitere Kostenlose Bücher