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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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verlassen hat! Und nun wird nach ihm gesucht. Einerseits, weil die Büttel ihn in Verdacht haben, das Feuer aus Rache gelegt zu haben, andererseits suchen die Rechtspfleger des Stadtrats nach ihm, weil er der einzige Erbe des großen Vermögens ist. Der Diener und die Köchin sind beim Wirt des „Singenden Esels“ untergekommen und arbeiten nun für ihn gegen Kost und Logis. Das Feuer sprang über auf das kleine Nebengebäude, in dem sie wohnten. Sie sind verzweifelt, denn der Wirt braucht eigentlich keine weiteren Arbeitskräfte. Nach dem Winter müssen sie sich ein anderes Auskommen suchen.“
        „Was ist eigentlich mit der kleinen Kammerzofe?“
        „Um die brauchst du dir keine Sorgen machen, Taiki. Sie war an dem Abend nicht dort, sondern in der Tempelschule.“
        „An dem Abend sagst du. Ich habe die Stadt zur späten Mittagsstunde verlassen. Das kann Jolim bestätigen.“
       „Das hat er längst. Doch du warst sein Herr und seine Aussage wurde in Zweifel gezogen. Eine gewisse Athaja war hier Wortführerin. Kennst du sie? Ein grauhaariges Weib, falkengleich, knochig, mit großen Zähnen?“
    Taiki nickte grimmig. Und ob er Sinas Großmutter kannte. Anscheinend konnte diese Frau ihren Hass auf Mareika nicht mit ihr begraben. Sie übertrug ihn auf ihren einzigen, noch lebenden Verwandten. So viel Bitterkeit, so viel Kälte in ihr. Sina tat ihm leid.
        „Ich kenne Athaja auch , “ warf Aidan ein. „Das Zerwürfnis zwischen ihr und Mareika nahm seinen Anfang in der fernen Vergangenheit. Niemand weiß, was genau zwischen den beiden vorgefallen ist. Es muss etwas sehr persönliches gewesen sein. Von einem Tag zum anderen waren die Frauen miteinander spinnefeind. Ich werde nicht zulassen, dass du darunter leidest, mein Junge. Du hast ein Recht auf dein Erbe! Wir werden nach Neusalzhausen gehen und es einfordern. Athaja ist eine intrigante Schlange. Sie hat mit der Gerichtsbarkeit der Stadt im Grunde nichts zu schaffen. Warum lassen die sich von ihr beeinflussen? Es ist eine Schande. Übermorgen reiten wir in die Salzberge. Ich wollte dir sowieso das Reiten nach der Erntezeit beibringen. Dann lernst du es eben unterwegs.“
    Tinka kam mit einem Körbchen, gefüllt mit gegarten Zwiebeln und Kartoffeln, auf die drei Männer zu. Sie drückte es wortlos Taiki in die Hand und kletterte zielstrebig auf Aidans Schoß, legte ihre Ärmchen um seinen Hals und schaute ihm tief und lange in die Augen. Amüsiert erwiderte der Ordensbruder den Blick. Er wusste, wenn Tinka so guckte, dann wollte sie was von ihm.
        „Bobo bleiben darf? Für immer bei Tinka? Er tein gutes Suhause mehr.“
    Aidan seufzte. Wieder mal Recht gehabt. Die kleine Wildkatze hatte einen Wunsch. Einen großen!
     
        Breitbeinig und kreuzlahm ging Taiki zur Quelle, um die Wasserflaschen zu füllen. Er hätte nicht gedacht, dass Reiten dermaßen anstrengend sein könnte. Seine Oberschenkel waren ziemlich wund und er machte die schmerzliche Bekanntschaft mit Muskeln, von deren Existenz er bisher nichts geahnt hatte. Geistheiler hin oder her. Ihm tat so ziemlich alles weh! Zu schade, dass er seine Gabe nicht auf sich selber anwenden konnte. Eigentlich hätten sie schon in Neusalzhausen sein können, aber sie hatten einen Umweg über ein entlegenes Dorf machen müssen, denn ein Holzfäller hatte einen schweren Unfall erlitten. Ohnehin war der Weg weit, denn sie umritten weiträumig den Wolfswald. Er hatte sich schlicht geweigert, ihn nochmals zu durchqueren. Obwohl ihm dieses Mal nichts passiert wäre. Die Vogelfreien verschonten die Barmherzigen Brüder, denn sie waren die Einzigen, die ihren Frauen und den Kindern selbstlos Hilfe gewährten. Taiki trug jetzt die wollweiße Kleidung der Ordensbrüder. Eine Kutte, die bis zu den Knien reichte, aus demselben Stoff wie die Hosen gewebt. Seine Haare waren kurzgeschoren, denn Aidan, als hiesiger Stellvertreter des Priors in Übersee, hatte ihn zu einem der Ihren gemacht, gleich nach dem Erntedankfest. Innerhalb eines Jahres würde er mit dem Schiff das Meer überqueren müssen, um seine Ordensweihe vom Prior bestätigen zu lassen. Aber daran musste er jetzt noch nicht denken. Wichtiger war, was direkt vor ihm lag. Neusalzhausen! Ihm war nicht ganz wohl dabei. Er hatte die Stadträte und die Führenden der Heilergilde im Unfrieden verlassen. Wenngleich… Ratsherr Ulf dürfte ihm wohlgesonnen sein!
        Kiri . Taiki fragte sich immer noch, ob sie ihn mit Dorian und

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