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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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sie gefunden, deine Familie?“
        „ Hier ist jetzt meine Familie.“
    Bennobaro war längst von Tinka Richtung Dorfplatz gezerrt worden. Die Schale mit Äpfeln und Kuchen hatte sie völlig vergessen. Taiki hob sie aus dem Gras auf und lud Tarmin auf einen kleinen Spaziergang zur Tempelruine ein.
        „Ich wusste ja gar nicht, dass Benno eine kleine Schwester hat.“
        „Naja, er ist ja auch sehr schweigsam.“
        „Wie ist es euch ergangen? Du wolltest doch ein neues Leben anfangen. Ich hätte nie gedacht, dich noch einmal zu sehen. Aber ich freue mich umso mehr. Wie geht es Sedra, Kinmor und Leral?“
        „Leral ist zu seinem Bruder gezogen. Er lebt jetzt in einem Fischerdorf an der Mündung der Donnaid. Sedra und Kinmor geht es gut! Sie leben bei Sedras Schwester und helfen ihr mit dem Haushalt und den Kindern, jedenfalls so lange, bis wir uns ein eigenes Haus leisten können. Ich habe viel Glück gehabt. Vor dir siehst du einen Boten des Fürsten! Oh ja. Mach den Mund wieder zu, sonst fliegt dir noch was rein. Ich reise im ganzen Land umher. Im Grunde mache ich dasselbe wie vorher, nur dass ich einen besseren Dienstherren und ein Pferd unterm Hintern habe, statt einem Floß , “ grinste Tarmin.
        „Einen besseren Herrn als dich selbst?“
        „Einen Klügeren allemal!“ , lachte Tarmin. „Ich habe immer noch nicht herausfinden können, was der Schultheiß von Waltershausen treibt und weshalb ich umgebracht werden sollte. Jetzt stehe ich mit meiner Familie aber unter dem Schutz des Fürsten.“
        „Und Benno? Reist er mit dir auch im Auftrag des Fürsten?“
        „Nein, er hat ein Auskommen gefunden als Lastenträger für einen Tuchhändler aus Gerhardsbruck. Ich hatte gehofft, dass er wie jedes Jahr zur Erntezeit hier auftaucht, darum machte ich einen Umweg, als ich Neusalzhausen verließ. Und ich hatte Glück. Benno lief mir über den Weg. Und nun sind wir beide hier. Und du! Warum bist du hier und nicht in Neusalzhausen? Hast du deine Familie dort nicht finden können?“
        „Doch. Aber das ist eine längere Geschichte. Die kann ich dir heute Abend am Lagerfeuer erzählen. Jetzt muss ich dieses Bündel und die Schale abliefern.“
    Einträchtig gingen sie den Rest des Weges bis zur Tempelruine. Frido saß draußen und flocht an einem Zaunelement für den Küchengarten der Siedlung. Taiki ließ das schwere Bündel fallen und reichte ihm die Schüssel.
        „Hier. Damit ihr es bis heute Abend bis zum Festmahl besser aushalten könnt. Schönen Gruß von Marla. Wo ist Jo. Drinnen?“
    Frido nickte nur, denn er hatte sich sofort einen der kleinen Kuchen in den Mund gestopft.
        „Würdest du hier auf mich warten, Tarmin?“
        „Sicher.“
    Taiki betrat die Ruine und musste sich erst einmal an die Dunkelheit im Eingangsbereich gewöhnen. Obwohl es ein Herbsttag war, schien die Sonne kräftig vom Himmel herab, mit den ziehenden Wolken wetteifernd um die Aufmerksamkeit der Erde.
        „Jo?“
        „Ich bin hier.“
        „Ich grüße dich, mein Freund. Wie geht es dir?“
        „Du hast einen Begleiter, einen Fremden mitgebracht. Ich will keine fremden Leute hier oben haben.“
    Eine Feststellung. Keine Frage. Taiki fiel auf, wie angespannt Josayah war. Er sah blass aus.
        „Das wusste ich nicht, es tut mir leid. Wir gehen auch gleich wieder. Ich wollte nur, naja, ich habe mich noch gar nicht bei dir bedankt.“
        „Wofür?“
        „Für deine Hilfe als Blinder Seher, was sonst?“
        „Da gab es nicht viel zu tun für mich, es gibt keinen Grund, mir zu danken. Das hast alles du gemacht.“
        „Ich? Du verwirrst mich.“
        „Ja. Du. Alles was wir gesehen und erlebt haben, das warst alles du. Der Drache, der Phönix, die drei Personen, Mellon – das sind alles deine eigenen Seelenanteile gewesen. Alles, was dir das Leben als Sklave an Gutem und Fähigem ausgetrieben hat, all das hast du in dir selbst bewahrt und unbewusst in eine passende Symbolform gegeben. Dein Geist hat dir diese Ebene der Existenz erschaffen. Ein Ort der Rettung, der Bewahrung. Ein Ort der Selbsthilfe. Ich habe nichts getan, ich konnte nur zuschauen. Und er ist ein Ort der Kommunikation in Form von Symbolen und Bildern. Der Frostwald zum Beispiel steht für Hoffnungslosigkeit, für das Nichtannehmen deiner Lebensaufgabe, für deine absterbenden Gefühle.“
        „Nun, dann danke ich dir jetzt trotzdem.

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