Die Drachenreiter von Pern 01 - Die Welt der Drachen
der Herr von Ruatha, war starr vor Entsetzen gewesen, als eines Tages auf der Klippe des Sternsteins eine völlig erschöpfte Drachenkönigin mit einer schwankenden Reiterin auftauchte. Er hatte sofort seine Tochter verständigt, und Lessa war zum Fort-Weyr gebracht worden. Noch wusste die Öffentlichkeit nichts von dem Vorfall.
Als Lessa sich wieder kräftig genug fühlte, ließ T'ton eine Versammlung der Weyrführer einberufen.
So merkwürdig es klang, niemand war gegen das Abenteuer - vorausgesetzt, dass sich das Problem des Zeitschocks lösen ließ.
Es dauerte eine Weile, bis Lessa die Haltung der Drachenreiter verstand. Die meisten von ihnen waren während des Fadeneinfalls geboren und langweilten sich nun, da die Kämpfe vorbei waren.
Schon jetzt spürten sie, dass die Bewunderung der Barone nachließ. Die Abgaben wurden knapper bemessen, und die Einladungen auf die Burgen kamen immer seltener. So nahmen sie Lessas Vorschlag mit Begeisterung auf.
Von Benden wurde nur der Weyrführer eingeweiht. Seine Reiter durften nichts von dem bevorstehenden Aufbruch erfahren, da sie die Pflicht hatten, den Weyr bis zu Lessas Epoche weiterzuführen.
Lessa beharrte darauf, dass man den Meisterharfner kommen ließ, wie es in den Aufzeichnungen stand. Aber als er sie bat, ihm den Text des Frage-Gesangs zu verraten, schüttelte sie lächelnd den Kopf.
»Sie müssen ihn selbst schreiben - Sie oder Ihr Nachfolger.«
»Eine schwere Aufgabe«, meinte er seufzend.
»Es muss eine Lehrballade sein«, verriet sie ihm. »Und sie besteht aus Fragen, auf die ich in meiner Zeit die Antwort finden werde.«
Er nickte und verabschiedete sich nachdenklich.
Man schnitt das schwierige Problem des Zeitschocks an.
»Vielleicht könnten wir die vierhundert Planetendrehungen in kürzere Abschnitte aufteilen«, schlug T'ton vor.
»Gewiss«, warf der bedächtige D'ram, Weyrführer von Ista, ein. »Aber dazu fehlen uns die Erkennungspunkte. Lessa legte die ganze furchtbare Strecke auf einmal zurück. Sie weiß nicht, wie es in den Epochen dazwischen aussieht. «
Die übrigen Weyrführer wirkten ratlos.
»Und woher wissen wir, dass wir in Lessas Zeit landen werden? fuhr D'ram fort. »Ich meine, als die Weyrherrin aufbrach, waren wir noch nicht auf Benden eingetroffen. Eine Sicherheit gibt es also nicht…«
T'ton verlor plötzlich die Geduld. Er schlug mit beiden Fäusten auf den Tisch und rief: »Beim Ei, sollen wir uns für den Rest unseres Lebens hier langweilen?
Ich habe die Beschaulichkeit bereits jetzt satt. Beinahe tut es mir leid, dass der Rote Stern am Abendhimmel immer kleiner wird.
Wir sind Drachenreiter! Unsere Aufgabe ist es, die Fäden zu bekämpfen. Gehen wir das Risiko ein! Folgen wir Lessa in die Zukunft…«
Er bemerkte nicht, dass der Meisterharfner erregt aufgesprungen war. »Ich habe die Bezugspunkte!« rief er mit dröhnender Stimme. »Ich habe sie!«
Die anderen schwiegen mit einemmal. Alle Augen wandten sich dem Harfner zu.
»Zwanzig Planetendrehungen oder zweitausend wir haben einen Führer. T'ton brachte mich darauf. Der Rote Stern …«
Später, als sie die Bahn des Roten Sterns aufzeichneten,sahen sie erst, wie einfach die Lösung war. Über jedem Weyr befanden sich die Sternsteine, die den Verlauf des Roten Sterns genau markierten. So war es kein Problem, die vierhundert Planetendrehungen in kleinere Aufschnitte aufzuteilen. Man beschloß, alle fünf Weyr als Ausgangsbasen zu benutzen, da es unweigerlich zu Unfällen geführt hätte, wenn achtzehnhundert Reiter von einem Punkt aus gestartet waren.
Obwohl Mardra und T'ton Lessa ständig beschäftigten, wurde ihre Ungeduld mit jedem Tag größer. Sie war jetzt länger als einen Monat von F'Iar getrennt und sehnte sich nach seiner Nähe.
Zudem hatte sie Angst, dass Ramoth bald zum Paarungsflug aufsteigen würde. Wenn Mnementh dann vierhundert Jahre entfernt von ihr war …
Lessa war den Tränen nahe, als sie mit Ramoth endlich über dem Sternstein des Fort-Weyrs schwebte. Dicht neben ihr befanden sich T'ton und Mardra, Über allen fünf Weyrn hatten sich die Geschwader versammelt und warteten auf das Startzeichen.
Ein roter Punkt in der kalten Nacht, ein Tropfen Blut hält einsam Wacht. Es dreht sich Pern, die Zeit entflieht. Der Rote Stern vorüberzieht.
Sie hatten elf Sprünge zurückgelegt. Von den mehr als achtzehnhundert Drachenreitern waren nur vier im Dazwischen geblieben. Man beschloß, vor dem letzten, entscheidenden Sprung eine Pause
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