Die Drachenreiter von Pern 01 - Die Welt der Drachen
sah ihm lächelnd nach. »Es hat keinen Sinn, ihn zu fragen, wann er wiederkommen wird. Er ist zu tief in Gedanken versunken.«
»Wenn ihr gestattet, ziehe ich mich ebenfalls zurück«, meinte Lessa liebenswürdig. Sie warf dem Verwalter von Ruatha einen Blick zu.
»Vielleicht sollte man den jungen B'rant bald zur Ruhe schicken. Er ist jung und braucht Schlaf.«
»Ich bin nicht müde«, versicherte der Jungreiter hastig, aber er blinzelte immer wieder.
Lessa lachte nur und zog den Vorhang des Schlafgemachs hinter sich zu.
F'lar schüttelte nachdenklich den Kopf, »Ich traue der Weyrherrin nicht, wenn sie so fügsam ist«, sagte er langsam.
»Nun, wir müssen alle aufbrechen.« Robinton erhob sich.
F'lar begleitete die Männer hinaus. Als er zurückkehrte, blieb er in der Felsenkammer der Drachenkönigin stehen.
»Ramoth ist jung, aber nicht so unbedacht«, murmelte er und horchte auf eine Antwort von Mnementh. Aber der Bronzedrache schlief auf dem Landevorsprung.
Schwarz, unendlich schwarz, losgelöst von den Dingen. Nichts, furchtbares Nichts, durchschnitten von Drachenschwingen.
»Ich möchte den Gobelin persönlich nach Ruatha zurückbringen«, beharrte Lessa am nächsten Tag.
»Er soll an seinem gewohnten Platz hängen.«
F'lar gönnte ihr den Triumph, und er hatte nichts gegen den kurzen Sprung einzuwenden. Lessa ließ den kostbaren Wandbehang zusammenrollen und auf Ramoths Rücken schnallen.
Der Weyrführer sah zu, wie die Drachenkönigin mit mächtigen Flügelschlägen zum Sternstein aufstieg und über dem Weyr schwebte. Doch dann wurde er abgelenkt, als R'gul auf ihn zutrat und berichtete, dass eine neue Ladung Feuerstein eingetroffen sei. F'lar nahm sie in Empfang.
Später zeigte ihm Fandarel voller Eifer den ersten Entwurf seines Flammenwerfers. Es wurde Nachmittag, bis der Schmied den Weyr wieder verließ.
R'gul richtete F'lar säuerlich aus, dass F'nor bereits zweimal nach ihm gefragt habe.
»Zweimal?«
»Ja. Er wollte keine Nachricht hinterlassen.«
R'gul war sichtlich gekränkt darüber.
Beim Abendessen fiel F'lar zum ersten Mal auf, dass Lessa fehlte.
Er ließ in Ruatha nachfragen und erfuhr, dass sie den Gobelin tatsächlich gebracht hatte. Sie war nicht von der Stelle gewichen, bis das Gesinde ihn im Großen Saal aufhängte.
Und selbst dann hatte sie noch stundenlang davor gesessen und jede Einzelheit studiert.
Schließlich war sie aufgebrochen, und Lytol hatte wie jeder andere auf Ruatha angenommen, dass sie zum Weyr zurückgekehrt sei.
»Mnementh«, rief F'lar entsetzt, »Mnementh, wo sind sie?«
Es dauerte lange, bis der Bronzedrache antwortete.
Ich kann sie nirgends finden, erwiderte er schließlich kummervoll.
F'lar umkrampfte die Tischkante mit beiden Händen. Ein furchtbarer Verdacht stieg in ihm hoch.
Seine Warnungen hatten also nichts genützt…
Kalt und still wie das Grab, von Mensch und Tier gemieden. Harre aus, halte durch! So ward es zweimal entschieden.
Unter ihnen war der Große Turm von Ruatha. Lessa steuerte Ramoth ein wenig nach links. Sie wusste, dass auch die Drachenkönigin erregt war, und überhörte deshalb ihre bissigen Bemerkungen.
So ist es gut, Liebes.
Auf dem Wandbehang sieht man den Eingang von Ruatha genau aus diesem Winkel. Damals war er allerdings noch nicht mit einem Sturz versehen. Auch der Turm, der Außenhof und das Tor fehlten.
Sie strich über die erstaunlich weiche Nackenhaut von Ramoth und lachte, um ihre Nervosität und Anspannung zu überdecken.
Immer wieder sagte sie sich, dass sie gute Gründe für ihr waghalsiges Unternehmen hatte. Die Zeile: »Sie sind vorausgeeilt, fort?« deutete ganz klar auf einen Zeitsprung hin.
Und der Gobelin vermittelte die notwendigen Bezugspunkte.
Oh, wie sie dem Weber dankte, der diese Szene gearbeitet hatte! Vielleicht konnte sie ihm persönlich sagen, was für ein Meisterwerk er geschaffen hatte.
Vielleicht…
Ach was, genug davon. Sie musste es schaffen. Waren nicht aus fünf Weyrn die Drachenreiter verschwunden?
Und sie, Lessa von Ruatha, musste in die Vergangenheit gehen, um ihnen die Erkennungspunkte zu geben.
Sie und Ramoth.
Wieder lachte sie nervös und atmete tief ein.
»Sei mein Liebes«, murmelte sie.
»Du weißt, in welche Zeit ich zurückkehren muss. Bring mich ins Dazwischen, Ramoth!«
Die Kälte war unerbittlich, noch schneidender, als sie gelaubt hatte. Aber es war keine physische Kälte, sondern das Bewusstsein, absolutes Nichts um sich zu haben.
Kein Licht. Kein
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