Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
zustimmend.
Jaxom wußte, daß er tief in der Schuld der beiden Reiter stand, und er suchte nach Dankesworten.
F’nor winkte nur ab. »Ich will dir mal was sagen«, meinte er und kauerte sich in den Sand. »Es war ein seltenes Schauspiel, deinen kleinen Drachen in der Luft zu beobachten. Die reinsten Kunststücke hat er vollführt und dreimal so viele Sporen erwischt wie unsere großen Drachen. Du hast ihn gut ausgebildet.«
»Ich schätze, daß ich morgen noch nicht mitfliegen darf, oder?«
»Weder morgen noch in näherer Zukunft«, entgegnete F’nor mit großer Entschiedenheit. Er warf dem jungen Mann einen Blick von der Seite zu. »Ich weiß, was in dir vorgeht. Ich fühlte mich ähnlich, als ich verwundet war und nicht mehr fliegen durfte. Aber im Moment hast du die Pflicht gegenüber Ruatha und deinem Weyr, daß du gesund wirst. Gesund genug, um dich hier gründlich umzusehen. Ich beneide dich um diese Aufgabe, Jaxom, ehrlich!« F’nor lachte. »Leider hatte ich bisher nie die Zeit für größere Ausflüge; ich habe aus der Luft nur gesehen, daß der Wald sich zu beiden Seiten ausdehnt.« F’nor beschrieb mit einem Arm einen großen Halbkreis. »Du wirst das alles selbst sehen. Soll ich dir bei meinem nächsten Besuch Zeichenmaterial mitbringen, damit du eine Karte anfertigen kannst? Auch wenn du eine Zeitlang keine Fäden bekämpfst – du wirst hier genug zu tun kriegen.«
»Das sagen Sie nur zum Trost…« Jaxom unterbrach sich, selbst überrascht, daß seine Stimme so bitter klang.
»Das sage ich, weil du einen Ansporn brauchst.« F’nor legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich verstehe dich gut, Jaxom. Ruth hat Canth nämlich von deiner Niedergeschlagenheit erzählt.« Er zuckte die Achseln. »Tut mir leid, aber Ruth macht sich nun mal Sorgen, wenn du leidest. Hast du das nicht gewußt?« Er lachte leise.
»Ich danke Ihnen jedenfalls, daß Sie mich aufzuheitern versuchen, F’nor.«
In diesem Moment tauchten Brekke und Sharra vom Waldrand auf. Brekke trat auf ihren Weyrgefährten zu. Jaxom hatte erwartet, daß sie auf den Reiter losstürmen und ihn umarmen würde, aber sie legte ihm nur sacht die Hand auf den Arm und schaute ihm in die Augen. Die Zärtlichkeit dieser Geste sagte mehr über die Liebe zwischen den beiden aus, als es eine stürmische Begrüßung vermocht hätte. Ein wenig verlegen wandte Jaxom sich ab. Auch Sharra beobachtete Brekke und F’nor mit einem eigentümlichen Gesichtsausdruck. Ihre Miene verschloß sich jedoch sofort, als sie Jaxoms Blick bemerkte.
»So – erst mal ein kühler Schluck für alle!« sagte sie betont forsch und reichte D’ram einen Becher, während Brekke F’nor versorgte. Es war ein angenehmer Abend. Sie entfachten am Strand ein Feuer und aßen im Freien. Die drei Dachen hatten sich oberhalb der Flutgrenze Kuhlen in den warmen Sand gebuddelt, und ihre Augen blitzten wie Juwelen im Dunkel.
Brekke und Sharra sangen eine von Menollys Balladen, begleitet von D’rams rauhem Baß. Jaxoms Kopf sank immer tiefer, und er widersprach nicht, als Brekke ihm vorschlug, sein Lager in der Hütte aufzusuchen. Er nickte ein, in den Schlaf gewiegt vom leisen Gesang der anderen.
Ruths Erregung schreckte ihn auf, und er starrte verständnislos ins Dunkel. Erst nach einer Weile durchdrangen die Gedanken des Drachen seine Schlaftrunkenheit. Fäden! Natürlich – Ruth sollte an der Seite von D’rams Tiroth und F’nors Canth Fäden bekämpfen. Jaxom warf die Decke zur Seite, schlüpfte rasch in seine Hose und lief zum Strand hinunter. Brekke und Sharra halfen den beiden Drachenreitern, ihre Tiere mit Feuersteinsäcken zu beladen. Ruth lag im Sand und kaute fleißig Steinbrocken, kritisch beäugt von vier Echsen. Im Osten zog der erste helle Streifen herauf. Jaxom blinzelte ins Halbdunkel und hielt nach dem milchigen Grau Ausschau, das die Sporenfront ankündigte. Die Drei Schwestern standen hoch über ihm, unerwartet hell. Neben ihrem Glanz verblaßten die übrigen Steine im Westen. Jaxom runzelte die Stirn. Ihm war bisher nicht aufgefallen, wie stark und nahe sie strahlten. Über Ruatha wirkten sie stumpfer, fahle Tupfen am südöstlichen Morgenhimmel. Vielleicht konnte F’nor ihm eines der neuen Fernrohre mitbringen. Und Lytol würde er um die Sterngleichungen und Karten bitten, die er auf Ruatha zurückgelassen hatte. Dann fiel Jaxom auf, daß die Schwärme von Feuer-Echsen, die Ruth Tag und Nacht heimsuchten, verschwunden waren.
»Jaxom!« Brekke hatte ihn
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