Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
macht Gesunde fertig, ganz zu schweigen von Kranken.«
Brekke zuckte die Achseln. »Ich könnte mir denken, daß die Barone sich von Jaxoms Gesundheitszustand überzeugen wollten.«
»Aber wie der Kerl Jaxom gemustert hat! Als müßte er auf dem Markt um einen Renner feilschen! Hast du ihm dein Gebiß gezeigt?«
»Laß dich nicht von Baron Groghes Manieren täuschen, Sharra!« warnte Jaxom. »Der Mann nimmt es an Geistesschärfe selbst mit Meister Robinton auf! Und wenn D’ram ihn herbrachte, dann haben F’lar und Lessa von seiner Absicht gewußt.
Ich glaube aber nicht, daß sie begeistert sein werden, wenn er wiederkommt und hier herumschnüffelt.«
»Wenn Lessa Baron Groghe die Erlaubnis gab, Jaxom zu besuchen, dann kann sie etwas von mir hören!« fauchte Brekke. »Der Baron hat am Lager eines Schwerkranken einfach nichts zu suchen. Jetzt kann ich es dir ja sagen, Jaxom – du liegst seit sechzehn Tagen hier in der Bucht!« »Was!« Jaxom schoß in die Höhe. »Aber… aber…« »Die Feuerkrankheit ist bösartig«, warf Sharra ein. Sie schaute Brekke fragend an, und die nickte. »Dein Leben hing an einem dünnen Faden, Jaxom.«
»Ich…« Jaxom preßte beide Hände gegen die Schläfen.
Wieder nickte Brekke. »Nun begreifst du vielleicht auch, daß wir allen Grund haben, dir dieses und jenes zu verbieten.« »Es stand wirklich so schlimm um mich?« Jaxom konnte die Nachricht nicht fassen. »Ja. Deshalb behandeln wir dich wie ein Königin-Ei. Wir wollen deine Genesung nicht wieder gefährden.« Brekke stand auf und ging zur Tür. »So, ich glaube, es wird Zeit, daß du etwas zu essen bekommst.«
Jaxom wandte sich an Sharra: »Ist das wahr, was Brekke da eben angedeutet hat?«
»Leider ja.« Sein Entsetzen schien sie zu belustigen. »Aber nun fang dich wieder – zum Glück lebst du noch!« Ihre Blicke wanderten zum Strand, und ein Schatten huschte über ihre Züge. In ihren Augen spiegelte sich ein tiefer Schmerz.
»Woran denkst du, Sharra, daß du so traurig bist?«
»Es war niemand, den du kanntest, und auch niemand, der mir besonders nahestand. Nur – keine Heilerin verliert gern den Kampf um ihre Kranken.«
Mehr konnte er ihr nicht entlocken, und er wollte es auch nicht, um ihr nicht wehzutun.
Am nächsten Morgen wankte Jaxom zum Strand, gestützt von den beiden jungen Frauen. Ruth stürzte begeistert herbei, aber Brekke befahl dem Drachen streng, sich ganz ruhig hinzukauern, damit er Jaxom nicht zu Boden fegte. Ruths Augen kreisten besorgt; er schob die Schnauze ganz zaghaft vor und ließ sich von Jaxom kraulen. Der junge Reiter vergrub sein Gesicht in der weichen Nackenhaut des Gefährten. Lieber Ruth, wunderbarer Ruth! Wenn ich an dieser Krankheit gestorben wäre…
Bist du aber nicht, entgegnete Ruth. Du bist bei mir geblieben. Ich wußte, daß du es schaffst. Und du bist schon viel kräftiger. Warte nur, bis du dich ganz erholt hast! Dann können wir gemeinsam schwimmen und in der Sonne liegen, und alles wird gut sein.
Das klang so aufgeregt, daß Jaxom dem Freund gut zuredete und ihn streichelte. Schließlich drängte Brekke und Sharra ihn, sich hinzusetzen, ehe er umkippte. Sie hatten ein Stück vom Wasser entfernt, damit der Kranke nicht der Sonnenhitze ausgesetzt war, eine Matte aus geflochtenen Lianen gegen einen schrägen Baumstumpf gelehnt. Ruth streckte sich so aus, daß sein Kopf Jaxom von der Seite stützte. Violette Punkte tanzten in seinen Augen.
Mittags, nachdem Jaxom eine Weile geschlafen hatte, tauchten F’lar und Lessa auf. Lessa war eine angenehm ruhige und sanfte Besucherin, eine Tatsache, die Jaxom verwunderte, da er die Weyrherrin auch streng und höchst temperamentvoll kannte.
»Wir konnten nicht verhindern, daß Baron Groghe persönlich herkam, Jaxom, obwohl dir sein Besuch sicherlich nicht behagt hat. Aber es ging das Gerücht um, du seist tot und dein Drache ebenfalls.« Lessa zog die Schultern hoch. »Schlechte Nachrichten verbreiten sich auch ohne Harfner.«
»Baron Groghe schien mehr an meiner Umgebung als an mir interessiert«, meinte Jaxom ein wenig spitz.
F’lar nickte grinsend. »Deshalb schlugen wir auch vor, daß er mit D’ram herflog. Der Wachdrache von Fort ist zu alt, um eine Richtungsanweisung zu verstehen, die ihm Baron Groghe auf eigene Faust gibt.«
»Er hatte außerdem seine Feuer-Echse dabei«, fügte Jaxom hinzu.
»Diese lästigen Biester!« fauchte Lessa.
»Die gleichen lästigen Biester haben Jaxom das Leben gerettet, Lessa«,
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