Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
ich, das seien Nachwirkungen des Fiebers. Erst gestern abend fand ich heraus, daß Sharra und Piemur ähnliche Träume hatten…Wir sahen verschwommene Bilder von diesem Berg. Und zwar Bilder von der Flanke hier, obwohl man sie von der Bucht aus gar nicht erkennen kann.«
»Ruth ist nachts immer von einer Schar Feuer-Echsen umringt«, erklärte Menolly. »Vielleicht übermittelt der Drache Jaxom die Eindrücke, die er von ihnen erhält. Und wir bekommen die Bilder durch unsere Echsen.«
F’lar nickte zögernd.
»Und – letzte Nacht waren eure Träume lebhafter als zuvor?«
»Genau.«
Der Weyrführer begann leise zu lachen, und seine Blicke wanderten von Menolly zu Jaxom. »Und da wolltet ihr heute morgen nachprüfen, ob diese Träume etwas zu bedeuten hatten?«
»Ja.«
»Also schön.« F’lar hieb Jaxom gutmütig auf die Schulter. »Ich kann dir den Flug nicht verübeln. Ich hätte in deinem Fall wohl nicht anders gehandelt. Aber was meinen eure Echsen jetzt? Wie sollen wir weitermachen?«
»Ich bin zwar keine Feuer-Echse, F’lar, aber ich würde graben«, sagte der Meisterschmied, der sich zu ihnen gesellt hatte. Sein Gesicht glänzte schweißnaß, und seine Hände waren fleckig von Gras und Erde. »Wir müssen zuerst die Grasnarbe und das Erdreich abheben. Es ist wichtig, daß wir herausbringen, wie sie diese schnurgeraden Wege anlegten, die all die Planetenumläufe überdauert haben. Und wie sahen ihre Häuser aus? Ich bin nämlich sicher, daß sich unter den Hügeln da Häuser verbergen. Graben, graben – das ist die einzige Möglichkeit.« Er drehte sich langsam um und beobachtete die mühseligen Versuche der Drachenreiter, Rasenstücke abzuheben. »Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich Bergwerksmeister Nicat um einige seiner Leute bitten. Wir brauchen Männer, die mit Schaufel und Spaten umzugehen wissen. Außerdem habe ich Robinton versprochen, daß ich sofort zurückkehre und ihm berichte, was ich gesehen habe.«
»Ich würde auch gern zurückfliegen, F’lar«, warf Menolly ein. »Meister Robinton erwartet uns sicher voller Ungeduld, denn Zair war schon zweimal hier. Wir sollten ihn nicht unnötig aufregen.«
»Ich bringe die beiden in die Bucht, F’lar«, erklärte Jaxom. Plötzlich war er von dem unerklärlichen Wunsch besessen, diesen Ort zu verlassen, der ihn noch am Morgen so sehr angezogen hatte.
F’lar aber fand, daß man Ruth nach dem Ausflug am Morgen und dem anschließenden Fädenkampf nicht überanstrengen durfte, und schickte Meister Fandarel und Menolly auf F’lessans Gola nth zurück. Der junge Bronzereiter erhielt Anweisung, sich zur Verfügung des Meisterschmieds zu halten. Wenn sich F’lar darüber wunderte, daß Jaxom fort wollte, so ließ er sich jedenfalls nichts anmerken.
Ruth flog los, noch ehe der Schmied und Menolly Golanth bestiegen hatten. Als sie in der Bucht anlangten, herrschte dort eine wohltuende Stille. Die warme, träge Luft war nach der kühlen, frischen Atmosphäre auf dem Hochplateau wie eine Decke, die alles einhüllte. Jaxom nutzte die Gelegenheit der unbemerkten Ankunft und bat Ruth, in ihrer Lichtung zu landen. Es war kühler dort, und sobald Ruth es sich in seiner Kuhle bequem gemacht hatte, streckte sich Jaxom neben ihm aus. Er war im Nu eingeschlafen.
Eine Hand rüttelte ihn unsanft wach. Er fröstelte.
»Ich sagte doch, daß ich ihn wecken würde, Mirrim«, hörte er Sharra verärgert sagen.
»Ist doch egal, wer ihn weckt! Hier, Jaxom, ich habe dir einen Krug Klah mitgebracht. Meister Robinton will dich sprechen. Du hast den ganzen Nachmittag verschlafen. Wir konnten dich nirgends finden.«
Jaxom murmelte etwas vor sich hin. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn Mirrim sich zurückgezogen hätte. Ihre Stimme enthielt meist einen unausgesprochenen Vorwurf.
»Los, Jaxom! Ich weiß, daß du wach bist.«
»Du täuschst dich. Ich schlafe noch halb.« Jaxom gähnte ihr ins Gesicht. »Geh zu Meister Robinton, Mirrim, und sag ihm bitte, daß ich gleich komme!«
»Er will, daß du sofort kommst.«
»Ich bin schneller bei ihm, wenn du nicht drängelst.«
Mirrim warf ihm einen durchdringenden Blick zu, schob sich gekränkt an Sharra vorbei und verschwand in den Küchenräumen.
»Mirrim macht mich ganz fertig«, seufzte Jaxom. »Menolly meinte, daß sich ihre Reizbarkeit legen würde, wenn Path erst mal zum Paarungsflug aufgestiegen sei, aber davon merke ich nicht das geringste.«
Sharra lächelte ihm zu. »Kein schlechter Gedanke, daß du dich
Weitere Kostenlose Bücher