Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
Grasebene zu nehmen. Wie er erklärte, wollte er die Tiere, die näher am Hof weideten, in Kürze schlachten, und ein Drache auf der Jagd erschreckte sie so, daß sie beträchtlich an Gewicht verloren.
Jaxom bedankte sich, und auch Ruth summte zufrieden, ein Laut, der den Renner von Tegger fast in Panik versetzte. Der Hofpächter riß hart an den Zügeln.
Tegger wird es kaum schaffen, eine Feuer-Echse für sich zu gewinnen, dachte Jaxom, als er sich auf Ruths Rücken schwang.
Ruth pflichtete ihm bei. Der Mann erhielt schon mal ein Ei. Das Kleine flatterte aber ins Dazwischen und kehrte nie mehr an den Ort zurück, wo es ausgeschlüpft war.
»Woher weißt du das?«
Die Echsen erzählten es mir.
»Wann?«
Als es geschah. Es ist mir eben wieder eingefallen. Ruth klang sehr selbstzufrieden. Sie erzählten mir viele Neuigkeiten, wenn du nicht dabei bist.
Jaxom kam erst jetzt zu Bewußtsein, daß sie nicht von dem gewohnten Echsenschwarm umgeben waren, und das, obwohl Ruth jagte. Er hatte mit seiner Beschwerde nicht bewirken wollen, daß Brand nun alle Feuer-Echsen aus seiner Umgebung verbannte.
Ruth fragte vorwurfsvoll, ob es denn nun endlich etwas zu fressen gäbe, weil er völlig ausgehungert sei. So flogen sie in das angegebene Gebiet, und Ruth setzte Jaxom auf einer grasbedeckten Anhöhe ab, wo er bequem die Jagd mitverfolgen konnte. Kaum befand sich Ruth wieder in der Luft, da tauchte ein Schwarm Feuer-Echsen auf und kreiste erwartungsvoll in der Nähe des weißen Drachen.
Manche Drachen ließen sich Zeit, wenn sie ihre Mahlzeit auswählten, schwebten lange über der Herde und trieben sie auseinander, um die fettesten Brocken abzusondern. Entweder hatte sich Ruth rasch entschieden, oder er ließ sich von Jaxoms Wissen beeinflussen, daß Tegger abgehetzte Wherhähne nicht schätzte. Jedenfalls fing sich Ruth das erste Tier mit einem blitzschnellen Tauchmanöver und tötete es gleich im Anflug durch einen Hieb in den langen Nacken.
Ruth ließ den begeisterten Echsen genug Fleisch an den Knochen und holte sich einen zweiten Hahn, den er ebenso rasch verspeiste. Die Herde war noch nicht am anderen Ende der Weide angelangt, da stieß er unerwartet ein drittes Mal zu.
Ich sagte dir doch, daß ich ausgehungert bin, meinte er so verlegen, daß Jaxom loslachte und erklärte, daß er sich so vollstopfen könne, wie er nur wolle.
Ich stopfe mich nicht voll, entgegnete Ruth mit mildem Vorwurf. Wie kannst du so etwas überhaupt von mir denken? Man wird doch seinen Hunger stillen dürfen.
Jaxom betrachtete nachdenklich die Feuer-Echsen, die ein Festmahl abhielten. Er überlegte, ob welche von Ruatha dabei waren. Ruth entgegnete sofort, daß es sich um einheimische Geschöpfe handelte.
Also, überlegte Jaxom, habe ich nur das Problem gelöst, mir die Echsen des eigenen Haushalts vom Leibe zu halten. Aber was eine Feuer-Echse wußte, schienen alle anderen zu wissen, und das bedeutete, daß er irgendwie versuchen mußte, auch den fremden Schwärmen zu entkommen.
Jaxom hatte gelernt, daß ein Drache Zeit brauchte, um den Feuerstein gut zu zerkleinern und zu verdauen. Drachenreiter begannen ihre Tiere im allgemeinen einige Stunden vor dem errechneten Fädeneinfall zu füttern. Wieviel von den Felsbrocken mußte Ruth kauen, damit aus seinem Schlund ein kräftiger Feuerstrahl kam? Das ließ sich nicht vorhersagen. Es war besser, mit wenig zu beginnen. Da Drachen ganz verschieden auf den Feuerstein ansprachen, mußte jeder Reiter die Eigenheiten seines Tieres selbst herausfinden. Wenn er nur mit Ruth in einem Weyr aufgewachsen wäre, unter der Aufsicht eines erfahrenen Lehrers…
Nun, der Feuerstein ließ sich leicht beschaffen. Da der alte Wachdrache damit versorgt werden mußte, lag auf den Feuerhöhen ein hübscher Vorrat. Außerdem brauchte Ruth sicher nicht so viel wie ein großer Drachen.
Das Hauptproblem blieb der Zeitpunkt. Zwar hatte Jaxom an diesem Vormittag frei, um Ruth zu versorgen, aber es wäre unvernünftig gewesen, den Drachen mit vollem Magen ins Dazwischen zu bringen – die Kälte schadete dem Verdauungsprozeß. So blieb Jaxom keine andere Wahl, als Ruth auf normalem Wege nach Ruatha zu fliegen. Am Nachmittag wollten sie die Frühjahrsaussaat bei einem der Pächter beaufsichtigen, und es ging nicht an, daß sich der künftige Burgherr vor solchen Pflichten drückte.
Ruth rülpste zufrieden und watschelte seinem Reiter entgegen. Er legte sich in das sonnenwarme, duftende Gras und begann, reinlich wie
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