Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
sprach kaum etwas – saß einfach da und hielt Fannas Hand.« Robinton schluckte. Auch wenn ihm das Sterben etwas Vertrautes war, hatte ihn doch die Liebe D’rams zu seiner Weyrgefährtin und seine grenzenlose Trauer über ihren Tod tief erschüttert. »Auch Baron Groghe und Sangel boten ihm ihre Gastfreundschaft an. Ich glaube, man hätte ihn überall mit offenen Armen aufgenommen. Aber er scheint es vorzuziehen, mit seinen Erinnerungen allein zu sein. Darf ich fragen, ob es einen besonderen Anlaß gibt, daß Sie ihn suchen?«
»Keinen besonderen Anlaß – nur unsere Sorge um ihn.«
»Oldive erklärte, daß er im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte sei – falls Sie in dieser Richtung Zweifel hegen, F’lar.«
F’lar winkte ab und strich ärgerlich eine Haarsträhne zurück, die ihm immer wieder über die Augen fiel. »Offen gestanden, Robinton, die Suche geht von Lessa aus. Ramoth kann Tiroth nirgends entdecken. Lessa befürchtet nun, daß er weit genug in die Vergangenheit zurückgegangen ist, um Selbstmord zu begehen, ohne uns zu belasten. Das sähe D’ram ähnlich.«
»Wenn es nun aber sein ausdrücklicher Wille wäre…«, wandte Robinton leise ein.
»Ich weiß, ich weiß. Jeder von uns versteht ihn. Aber Lessa gibt nun mal nicht auf. Auch wenn D’ram sein Amt als Weyrführer nicht mehr ausübt, so sind doch sein Wissen und seine Ansichten von großem Wert für uns. Im Moment mehr denn je. Schlicht gesprochen, wir brauchen ihn… brauchen seinen Rat.«
Robinton dachte kurz über diese Worte nach. Hatte D’ram diese Entwicklung vorausgesehen und sich bewußt zurückgezogen, damit die anderen selbständig entschieden? Auf der anderen Seite konnte er sich nicht vorstellen, daß D’ram Pern und die Drachenreiter einfach im Stich ließ.
»Vielleicht braucht er Zeit, um seinen Schmerz zu überwinden, F’lar.«
»Die Pflege Fannas hat ihn gesundheitlich ausgehöhlt. Sie wissen das ebenso wie ich. Möglicherweise ist er krank. Wer soll ihm aber helfen, wenn wir seinen Aufenthalt nicht kennen? Ich teile Lessas Unruhe.«
»Ich… ich mache diesen Vorschlag nicht gern, aber hat Brekke schon die Feuer-Echsen gefragt? Ihre und die vom Ista-Weyr?«
Ein Lächeln zuckte um F’lars verkniffene Mundwinkel. »O doch. Das hat sie sich nicht nehmen lassen. Aber es nützte nichts. Die Feuer-Echsen brauchen genau wie die Drachen eine Richtungsangabe, wenn sie in eine andere Zeit wechseln.«
»Ich dachte nicht daran, sie selbst auf die Suche zu schicken. Aber man könnte sie fragen, ob sie sich nicht erinnern, einen einsamen Bronzedrachen gesehen zu haben.«
»Erinnern?« F’lar schüttelte ungläubig den Kopf. »Die kle inen Tierchen besitzen ein Gedächtnis?«
»Ein sehr gutes sogar, das man ohne weiteres anzapfen kann. Sehen Sie, F’lar, wie hätten die Feuer-Echsen sonst wissen sollen, daß der Rote Stern…« Zair kreischte entsetzt los und flatterte so unvermittelt von der Schulter des Harfners auf, daß seine Krallen Robinton an der Stirn streiften. »Da – er haßt sogar den Gedanken an dieses Gestirn.« Robinton fuhr mit der Hand über den Kratzer. »Ich wollte sagen, daß alle Feuer-Echsen um die Gefährlichkeit des Roten Sterns wußten, ehe F’nor und Canth dort zu landen versuchten. Die Kleinen reagieren zwar äußerst hysterisch, wenn man den Roten Stern nur erwähnt; aber wir haben sie geduldig befragt und erfahren, daß sie sich an eine schreckliche Angst vor dem Roten Stern erinnern. Sie oder ihre Vorfahren – vielleicht, als unsere Vorfahren irgendwann versuchten, ihn zu erreichen?«
F’lar warf dem Meisterharfner einen forschenden Blick zu.
»Und es war nicht das erstemal, daß sie diese Fähigkeit bewiesen«, fuhr Robinton fort. »Meister Andemon hält es beispielsweise für durchaus möglich, daß sich diese Geschöpfe an außergewöhnliche Ereignisse erinnern, die nicht sie selbst, sondern einer ihrer Artgenossen erlebt oder gespürt hat. Instinkt spielt bei allen Tieren eine Rolle – warum sollte sich das nicht auch auf die Erinnerung auswirken?«
»Hmm. Ich verstehe nur nicht, wie Sie dieses… dieses Feuerechsen-Gedächtnis dazu einsetzen wollen, D’ram zu finden.«
»Ganz einfach. Wir fragen sie, ob sie einen einsamen Drachen gesehen haben. Das wäre außergewöhnlich genug, um in ihrer Erinnerung haften zu bleiben.«
F’lar bezweifelte, daß sie sich befragen ließen.
»Am ehesten bringt Ruth sie dazu.«
»Ruth?«
»Als die Echsen sich damals so sehr vor dem Feueratem
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