Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
Dazwischen?«
»Nein, F’lar. Außerdem läßt sich der Zeitpunkt haargenau errechnen, wenn man nachts springt.«
»Das verstehe ich nicht ganz.«
»Erinnern Sie sich an die Stern-Gleichungen, die Wansor ausgearbeitet hat? Ich glaube, Sie waren damals auch in der Gildehalle der Schmiede, als er sie erläuterte…« Der junge Mann warf ihm einen unsicheren Blick zu und sprach nicht weiter. F’lar nickte ihm aufmunternd zu. »Wenn man die Position der wichtigsten Gestirne am Nachthimmel ausrechnet, kann man die Zeit exakt ermitteln.«
»Wenn man nachts springt…«, murmelte der Meisterharfner verblüfft. Ihm war nie der Gedanke gekommen, daß man Wansors Gleichungen auf diese Weise nutzen könnte.
»Das ist ja etwas völlig Neues«, meinte auch der Weyrführer überrascht.
»Nicht ganz.« Robinton grinste ihn an. »Es gibt einen Präzedenzfall in Ihrem eigenen Weyr, F’lar.«
»Lessa nahm die Sterne eines Wandteppichs als Orientierungshilfe, um zu den Alten zurückzukehren, nicht wahr?« Jaxom hatte das völlig vergessen. Und er hatte, wenn man seine erschrockene Miene richtig deutete, auch vergessen, daß die Erwähnung der Alten im Moment ein wenig riskant war. »Wir können sie nicht totschweigen«, sagte der Weyrführer mit größerer Toleranz, als Robinton erwartet hatte. »Sie leben nun mal unter uns und müssen in unser Denken miteinbezogen werden. Aber zurück zu unserem gegenwärtigen Problem, Robinton. Wie lange wird Ihre Echse wohl benötigen, bis sie die Botschaft ausgerichtet hat?«
Genau in diesem Moment hörte man vor dem Burgfenster ein vielstimmiges Gezeter. Sie schauten nach draußen.
»Menolly ist noch schlauer, als ich dachte«, flüsterte Robinton dem jungen Baron zu. Laut rief er: »Sie sind da, F’lar!«
»Wer? Menolly mit dem Wachdrachen?«
»Nein, F’lar.« Jaxoms Stimme klang triumphierend. »Zair, Prinzeßchen und die drei Bronze-Echsen von Menolly. Sie haben die Karten mitgebracht.«
Zair flog ins Zimmer, gefolgt von Menollys Schar. Die kleine Königin begann heftig zu schelten, als sie F’lar bemerkte, und ließ sich absolut nicht zum Landen bewegen. Lytol beobachtete ausdruckslos Robintons und Jaxoms Versuche, die Echsen herunterzulocken.
»Ruth!« rief Jaxom, als er die Erfolglosigkeit seines Bemühens einsah, »sag bitte Prinzeßchen, daß sie sich nicht so albern aufführen soll! Sie macht alles kaputt, was wir eingefädelt haben.«
Prinzeßchen zeterte empört, landete aber gleich danach auf der Tischkante. Sie beschimpfte Jaxom, als er die Karten aus ihrem Halsband löste, und schwieg erst, als sich auch die drei Bronze-Echsen vorsichtig neben ihr niederließen. Sobald alle von ihrer »Post« befreit waren, flatterten die Bronze-Echsen aus dem Fenster. Prinzeßchen bedachte sie noch mit einem schnarrenden Monolog und verschwand dann unvermittelt im Dazwischen. Zair vergrub seinen Kopf auf der Brust des Harfners, als schäme er sich für das Benehmen seiner Artgenossen.
»So«, meinte Robinton, als es im Raum endlich wieder still wurde. »Das ging doch schnell, oder?«
F’lar lachte schallend los. »Na, ich weiß nicht. Wenn die sich bei jeder Sendung so aufführen…«
»Das war nur, weil Menolly sich nicht in der Nähe befand«, erklärte Jaxom. »Prinzeßchen wußte einfach nicht, wem sie vertrauen konnte und wem nicht.« Er sah F’lar an und fügte hastig hinzu: »Äh… ich wollte sie nicht kränken, Weyrführer.«
»Aha – die hier brauche ich.« Robinton rollte umständlich eine der Karten aus und gab den anderen durch eine Geste zu verstehen, daß sie die Ecken festhalten sollten. Sie beschwerten die Ränder mit Weingläsern, bis die Karte glatt liegenblieb.
»Ich werde das Gefühl nicht los, Robinton«, meinte Lytol mit leisem Spott, »daß der böse Wind Sie quer durch den ganzen Südkontinent geblasen hat.«
»Oh, das täuscht, Lytol«, entgegnete der Harfner liebenswü rdig. »Die Seebarone waren mir eine große Hilfe, hier zum Beispiel – und hier, und hier.« Er deutete auf die Westküste, die in allen Einzelheiten eingetragen war. »Das ist das Werk von Idarolan und seinen Kapitänen.« Er überlegte einen Moment lang, ob er hinzufügen sollte, daß die Echsen der Schiffsmannschaften nicht unwesentlich zu Idarolans Entdeckungen beigetragen hatten. Doch dann beschloß er, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen. »Toric und seine Pächter haben außerdem das Recht, ihr Land so weit wie möglich zu erforschen. Von ihnen stammt dieser
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