Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
ließ, obwohl es nach Jaxoms Schätzung nicht gerade seicht war. Gelbschwänze und Weißfinger schossen umher. Vor ihnen lag ein halbmondförmiger Sandstrand, gesäumt von früchtebeladenen Bäumen. Als Ruth tiefer flog, sah Jaxom, daß sich ein dichter Wald bis zu den Hügeln erstreckte, die in jenem prachtvollen Bergkegel gipfelten. Zu beiden Seiten der Bucht gab es weitere Nischen und Einschnitte, nicht ganz so regelmäßig wie ihr Ziel, aber ebenso friedlich und unberührt.
Ruth landete auf dem Sandstreifen und drängte seine Reiter, endlich abzusteigen, damit er ein tüchtiges Bad nehmen könne.
»Na los, verschwinde!« Jaxom tätschelte liebevoll Ruths Schnauze und lachte, als der weiße Drache in seinem Eifer ziemlich plump ins Wasser watschelte.
»Der Sand hier ist fast so heiß wie in der Brutstätte«, erklärte Menolly und lief mit langen Schritten in den Schatten der Bäume.
»Finde ich gar nicht«, meinte Jaxom, der ihr etwas gemächlich folgte.
»Meine Sohlen sind noch immer empfindlich«, entgegnete sie und ließ sich flach auf den Sand fallen. Sie schaute umher und zog dann ein Gesicht.
»Nichts zu sehen, was?« fragte Jaxom.
»Von D’ram?«
»Von Feuer-Echsen.«
Sie öffnete das Paket mit dem Proviant.
»Wahrscheinlich schlafen sie noch nach der Morgenjagd. Ach, Jaxom, du stehst noch – könntest du mal nachsehen, ob auf dem Baum da drüben schon ein paar reife Rotfrüchte hängen? Fleischbrote machen Durst.«
Jaxom fand genug Rotfrüchte, um einen ganzen Burghaushalt damit zu versorgen, und schleppte so viele, wie er nur tragen konnte, zu Menolly. Er kannte ihre Leidenschaft für dieses Obst. Ruth tollte übermütig und mit mächtigem Gespritze im Wasser umher, ermutigt vom schrillen Kreischen der Feuer-Echsen.
»Wir haben Flut«, stellte Menolly fest und biß mit kräftigen Zähnen in eine Frucht. »Hmm, das schmeckt himmlisch! Warum ist hier im Süden alles so besonders gut?«
»Verbotene Genüsse – das wird es sein. Glaubst du, daß die Flut etwas mit dem Ausbleiben der Feuer-Echsen zu tun hat?«
»Kann ich mir nicht denken. Ich rechne fest mit der Neugier der kleinen Biester.«
»Das heißt, wir müssen wohl warten, bis sie Ruth entdeckt haben.«
»Das wäre die einfachste Methode.«
»Wissen wir überhaupt, ob es in diesem Teil des Süd-Kontinents Echsen gibt?«
»Aber ja. Hatte ich das nicht erwähnt?« Menolly tat zerknirscht. »Wir erlebten einen Paarungsflug mit und hätten Rocky und Taucher beinahe an die fremde Königin verloren. Prinzeßchen war unheimlich wütend.«
»Gibt es sonst noch Dinge, die ich wissen muß und die du zufällig nicht erwähnt hast?«
Menolly grinste ihn an. »Mein löchriges Gedächtnis braucht ein Stichwort, damit es in Schwung kommt. Ich werde dir meine Weisheit jeweils im gegebenen Moment zuteil werden lassen.«
Jaxom zuckte die Achseln und biß in eine saftige Rotfrucht. Es war so warm, daß er Reitjacke und Helm abstreifen mußte. Ruth planschte ausgiebig im Meer, umflattert von Menollys Feuer-Echsen.
Die Hitze wurde immer stärker. Der helle Sand schmerzte in den Augen, und selbst hier im Schatten ließ es sich kaum aushalten. Das klare Meer und Ruths Badevergnügen zogen Jaxom unwiderstehlich an. Er schnürte die Stiefel auf, schlüpfte blitzschnell aus den Kleidern und rannte zum Wasser. Menolly war neben ihm, ehe er sich eine Drachenlänge vom Ufer entfernt hatte.
»Wir müssen bloß aufpassen, daß wir nicht zuviel Sonne erwischen«, riet sie ihm. »Das letztenmal bekam ich einen fürchterlichen Sonnenbrand.« Sie schnitt eine Grimasse, als sie daran dachte. »Ich habe mich wie eine Tunnelschlange gehäutet.«
Ruth tauchte neben ihnen auf, prustete ihnen Wasser entgegen und ertränkte sie fast in den Wellen, die er mit seinen Schwingen aufwirbelte. Als er merkte, daß sie keine Luft mehr bekamen, streckte er ihnen reumütig das Schweifende als Rettungsanker entgegen.
Menolly war schlanker und straffer als Corana, stellte Jaxom fest, als sie ans Ufer wateten, herrlich erschöpft von ihrem Bad mit Ruth. Sie hatte längere Beine und sehr schmale Hüften. Vielleicht war der Busen ein wenig flach, aber sie bewegte sich mit einer Grazie, die Jaxom mehr faszinierte, als er sich eingestehen wollte. Er wandte sich bewußt ab; als er sich wieder umdrehte, war sie bereits in ihre Sachen geschlüpft und nibbelte sich das Haar trocken. Obwohl Jaxom bei Mädchen langes Haar liebte, begriff er, daß Menolly diese Mode nicht mitmachen
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