Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
konnte. Als Assistentin des Meisterharfners mußte sie oft genug auf Drachenrücken eine Botschaft übermitteln, und da wäre es lästig gewesen, eine lange Haarmähne unter dem Helm zu verstauen.
Sie teilten eine gelbe Frucht, die Jaxom noch nie zuvor gegessen hatte. Das milde Aroma wurde durch den Salzgeschmack in seinem Mund herrlich ergänzt.
Ruth kam aus dem Wasser gestelzt und schüttelte sich, daß die Tropfen flogen.
Es ist doch warm, meinte er, als sie sich über die Dusche beschwerten. Eure Kleider trocknen gleich wieder. Wie auf Keroon.
Jaxom warf Menolly einen vorsichtigen Blick zu, aber sie hatte die Bemerkung offensichtlich überhört, weil sie damit beschäftigt war, den klebrigen Sand von ihren feuchten Kleidern und Armen zu wischen.
»Es ist nicht die Nässe, die uns stört«, erklärte Jaxom seinem Drachen, »sondern der Sand.«
Ich mag Sand. Ruth begann sich eine große Kuhle zu buddeln, und die Feuer-Echsen ließen sich mit müden, aber zufriedenen Zirplauten dicht neben ihm nieder.
Jaxom fand zwar, daß wenigstens einer von ihnen wachble iben sollte, um zu sehen, ob die hiesigen Feuer-Echsen sich von dem weißen Drachen angezogen fühlten, aber das Schwimmen, die Wärme und das gute Essen waren stärker als er.
Ruths Gedanken weckten ihn. Rühr dich nicht! Wir haben Besuch.
Jaxom lag auf der Seite, den Kopf in die linke Hand gestützt. Nun öffnete er vorsichtig die Augen. Ruth befand sich halb im Schatten, umringt von Echsen. Jaxom zahlte zwei Königinnen, drei Bronze-Echsen, vier Grüne und eine Blaue. Keine einzige trug die Farbenzeichen des Nordens. Noch während er die fremden Tiere beobachtete, glitt eine weitere Bronze-Echse herbei und landete neben einer der Königinnen. Die beiden begrüßten sich, hielten die Köpfe schräg und schienen mit Ruth zu plaudern.
Prinzeßchen, die auf der anderen Seite der Kuhle geschlafen hatte, trippelte nun über die Schulter des weißen Drachen und begrüßte die Fremden.
»Frag sie, ob sie in dieser Gegend einen Bronze-Drachen gesehen haben«, erinnerte Jaxom seinen Gefährten.
Schon geschehen. Sie denken gerade darüber nach. Sie mögen mich sehr. Sie haben noch nie einen weißen Drachen gesehen.
»Du bist eben einmalig.« Jaxom mußte über Ruths Eitelkeit lächeln. Der weiße Drache sonnte sich darin, daß ihn ganz Pern liebte.
Vor langer Zeit war ein Drache da, ein Bronze-Drache, und ein Mann, der am Strand auf und ab ging. Sie störten ihn nicht. Und er blieb nicht lange, fügte Ruth nach einer kleinen Pause hinzu.
Was kann das bedeuten? überlegte Jaxom. Entweder, daß wir ihn zurückholten – oder daß er mit Tiroth Selbstmord beging.
»Frag, was sie sonst noch von Menschen wissen«, bat Jaxom seinen Drachen. Vielleicht hatten sie F’lar mit D’ram gesehen.
Die fremden Feuer-Echsen antworteten so erregt, daß Ruth mit einem Ruck den Kopf hob und seine Augen ängstlich zu kreisen begannen. Prinzeßchen rutschte ein Stück seinen Nacken herab und kreischte empört.
Sie erinnern sich an Menschen. Warum erinnere ich mich nicht an solche Dinge?
»Und Drachen?« Jaxom unterdrückte eine aufkeimende Angst. Wie beim Ei konnten die Alten wissen, daß er und Menolly hier waren? Dann siegte sein gesunder Menschenverstand. Sie konnten es einfach nicht wissen.
Er wäre vor Schreck beinahe hochgesprungen, als ihm Menolly die Hand auf den Arm legte.
»Frag nach dem Zeitpunkt, Jaxom«, wisperte sie. »Wann war D’ram hier?«
Keine Drachen. Aber viele, viele Menschen, erklärte Ruth und fügte hinzu, daß die Echsen im Moment zu aufgeregt seien, um an den einen Mann und seinen Drachen zu denken. Er begreife nicht, woran sie sich erinnerten; jede schien eine andere Erinnerung zu haben.
»Wissen sie, daß wir hier sind?«
Sie haben euch nicht gesehen. Sie betrachten nur mich. Aber ihr seid nicht die Menschen, die sie meinen. Ruths Gedanken verrieten, daß er über die Botschaft ebenso verwirrt war wie Jaxom.
»Kannst du ihre Aufmerksamkeit nicht wieder auf D’ram lenken?«
Nein, meinte Ruth traurig und ein wenig enttäuscht. Sie wollen sich nur an die Menschen erinnern. Nicht an meine Menschen, sondern an ihre Menschen.
»Vielleicht erkennen sie in mir einen Menschen, wenn ich aufstehe.« Langsam erhob sich Jaxom und gab Menolly einen Wink, das gleiche zu tun. Was die Feuer-Echsen brauchten, war die richtige Perspektive.
Ihr seid nicht die Menschen, an die sie sich erinnern, sagte Ruth, als die Echsen, erschreckt durch die beiden
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