Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
den Unteren Höhlen, wo eine geräumige Kammer für Ereignisse wie dieses bereitstand. Jaxom hatte noch nie einen Paarungsflug aus der Nähe miterlebt. Etwas schnürte ihm die Luft ab. Sein Herz hämmerte, das Blut pochte in den Schläfen, und er spürte die gleiche Erregung, die ihn erfaßte, wenn er Coranas biegsamen Körper in den Armen hielt. Mit einemmal kam ihm der Gedanke, welcher Drache wohl Mirrims Path erobert hatte, und welcher Reiter…
Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Er zuckte mit einem leisen Aufschrei zusammen. »Also, wenn Ruth noch nicht reif genug ist – du bist es jedenfalls, Jaxom«, sagte K’nebel. Der Lehrmeister der Jungreiter starrte zu den fernen Punkten am Himmel hinauf. »Selbst der Paarungsflug eines grünen Weibchens kann einem durch und durch gehen.« Seine Miene verriet Verständnis. Dann deutete K’nebel mit dem Kinn zu Ruth hin. »Ihn hat die Sache überhaupt nicht berührt, was? Nun, lassen wir ihm Zeit. Aber du verschwindest jetzt am besten. Das Training war ohnehin fast zu Ende. Ich muß mich um die Kleinen kümmern, wenn die Grüne mit ihrem Partner zurückkommt.«
Jetzt erst merkte Jaxom, daß die meisten Jungreiter zum Weyr geflogen waren. Mit einem aufmunternden Klaps auf die Schulter ging K’nebel zu seinem Bronzedrachen, schwang sich geschickt auf den Rücken seines Gefährten und stob davon.
Jaxom dachte an den Paarungskampf in der Luft; er stellte sich die Reiter vor, die nun drunten in der Kammer das Ende der Eroberung abwarteten, durch starke Gefühle mit ihren Drachen verbunden. Mirrim kam ihm in den Sinn. Und Corana.
Mit einem Stöhnen schwang er sich auf Ruths Nacken. Er mußte weg von der knisternden Atmosphäre des Fort-Weyr. Theoretisch hatte er längst gewußt, was sich in einer solchen Stunde unter den Reitern abspielte, aber die Realität war mehr, als er im Moment ertragen konnte.
Er hatte beabsichtigt, an den See zu fliegen und ein kühles Bad zu nehmen, um seine Nerven und seinen Körper zu beruhigen. Aber Ruth brachte ihn statt dessen zur Hochfläche.
»Ruth! Wir wollten doch zum See.«
Der weiße Drache verblüffte ihn mit seiner Antwort. Hier ist es im Moment besser für dich. Die Feuer-Echse sagt, daß Corana am oberen Feld arbeitet. Wieder ergriff Ruth die Initiative und glitt zum Feld hinüber, wo das junge Getreide leuchtendgrün in der Mittagssonne wogte. Corana jätete mit einer langstieligen Hacke die zähen Kriechpflanzen, die sich immer wieder vom Waldrand vorschoben und die Saat zu überwuchern drohten.
Ruth landete auf dem schmalen Streifen zwischen Acker und Schutzwall. Corana, ein wenig überrascht von seinem unerwarteten Erscheinen, winkte ihnen zu. Anstatt jedoch wie sonst auf Jaxom loszustürmen, strich sie ihr Haar zurück und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Jaxom«, begann sie, als er näherkam, von ihrem Anblick aufs neue erregt, »es wäre mir lieber, wenn…«
Er brachte sie mit einem Kuß zum Schweigen und drückte sie an sich. Corana versuchte, sich von ihm freizumachen, ebenso verwirrt von seiner Leidenschaft wie er selbst. Er zog sie noch näher an sich, bemühte sich, den Druck, der in ihm aufstieg, zu bekämpfen, bis das Mädchen seine Scheu und Unsicherheit abgelegt hatte. Sie roch nach frischer Erde und Schweiß. Ihr Haar war warm von der Sonne. Irgendwo in seinem Innern hörte er das Kreischen eines grünen Drachen und sah die Drachenreiter zu den unteren Höhlen strömen. Er preßte Corana an sich, und ihr Widerstand ließ nach. Sie lagen auf der wannen Erde, die feucht und frisch roch. Die Sonne brannte ihm auf den Rücken, und er hatte nur den Wunsch, die Erinnerung an die Reiter und das grüne Drachenweibchen auszulöschen. Er spürte Ruths Nähe, als sich der Aufruhr in seinem Körper und Geist noch einmal zusammenballte und dann wohltätig in einem Orgasmus entlud.
Jaxom schaffte es am nächsten Vormittag nicht, mit den Jungreitern zu üben. Lytol und Brand hatten die Burg früh verlassen, um mit den Pfleglingen zu einem entfernten Hof zu reiten, und niemand kümmerte sich um ihn. Als er am Nachmittag endlich aufstand, lenkte er Ruth entschlossen zum See und schrubbte ihn so gründlich, daß der Drache nach einer Weile schüchtern fragte, was denn los sei.
»Ich liebe dich, Ruth. Du gehörst mir. Ich liebe dich«, sagte Jaxom und hätte am liebsten mit seiner früheren blinden Offenheit hinzugefügt, daß er alles in der Welt für seinen Freund tun würde. »Ich liebe dich!«
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