Die Drachenreiter von Pern 06 - Drachentrommeln
Umstehenden zu den kleineren Gruppen am Rande der Bühne, die sich mit Getränken zurückgezogen hatten und leise unterhielten.
Der gedämpfte Tonfall drückte Respekt vor den Sängern aus, erschwerte Piemur jedoch das Lauschen. Er wollte eben aufgeben, als er eine Bemerkung über »die Alten« auffing. Er schlenderte näher und erkannte im schwachen Schein der Leuchtkörbe zwei Küstenbewohner, einen Bergwerksmeister, einen Schmied und einen Pächter von Igen.
»Ich sage nicht, daß sie es waren, aber wir hatten keine unerwarteten Forderungen mehr, seit sie in den Süden zogen«, erklärte der Schmied gerade. »G’narish gehört zwar zu ihnen, aber er hält sich an Bendens Vorschriften. Es müssen Reiter aus dem Süden gewesen sein.«
»Der junge Toric schickt oft seinen Zweimaster nach Norden, um hier Handel zu treiben«, meinte einer der Küstenbewohner. Er senkte die Stimme, so daß Piemur kaum etwas verstehen konnte. »Das hat er immer getan, und mein Baron findet es ganz in Ordnung. Toric ist kein Drachenreiter, und jene, die mit ihm in den Süden zogen, fallen nicht unter Bendens Bann. Also tauschen wir Handelsgüter. Er versteht sich zwar aufs Feilschen, aber er zahlt anständig.«
»Mit Geldmarken?« fragte der Mann von Igen erstaunt.
»Nein, mit Ware. Edelsteine, Häute, Obst und ähnliches.
Und einmal…« – der Mann flüsterte jetzt so leise, daß Piemur den Atem anhielt um ihn zu verstehen – »und einmal brachte er neun Echsen-Eier mit.«
»Tatsächlich?«
Staunen und eine Spur von Neid spiegelten sich in dem Ausruf wider. Der Küstenbewohner gab seinem Gesprächspartner durch ein Zeichen zu verstehen, daß er leiser sprechen solle.
»Nun ja …« – jetzt schwang Resignation in der Stimme des Mannes mit –, »die besitzen auch sämtliche schönen Sandstrände von Pern …«
Das Gespräch brach ab, als ein älterer Mann zu der Gruppe stieß, der allem Anschein nach einen hohen Rang besaß. Das Thema wurde gewechselt, und Piemur schlenderte weiter.
Dann begann Menolly, allein zu singen, und die übrigen Harfner begleiteten sie auf den Instrumenten. Jedes Gespräch verstummte, als sie die »Feuerechsen-Ballade« anstimmte.
Ihre Stimme klang jetzt reifer, fand Piemur, und sie hielt mühelos den Ton. Er entdeckte keine Schwäche in ihrem Vortrag.
Kein Wunder – der gestrenge Meister Shonagar hatte sie drei Planetenumläufe lang persönlich ausgebildet!
Ihre Stimme paßte großartig zu den Liedern, die sie sang, dachte er, und sie besaß mehr Ausdruck als manche Sänger, die über ein größeres Talent verfügten als sie. Wie immer fühlte sich Piemur von ihrer Ballade gebannt. Er spendete mit den anderen begeistert Beifall, als das Lied verklang. Menolly verstand es nicht nur, Melodie und Worte aufeinander abzustimmen; sie legte ihre Musik in die Herzen und die Seelen der Zuhörer.
Als das verzückte Publikum Zugaben forderte, winkte sie Sebell neben sich auf das Podium und trug mit ihm eine Ballade aus dem Osten vor; ihre Stimmen fügten sich so harmonisch zusammen, daß Piemurs Achtung und Bewunderung ins Grenzenlose stieg.
Falls er später einmal Tenorlage erreichte, dann bekam er vielleicht auch die Chance …
Er spielte bei drei weiteren Tänzen die Gitarre, aber Sebell behielt recht mit seiner Vermutung: Die Festbesucher wollten Menolly hören, wann immer sie zu einer Ballade bereit war. Piemur stellte fest, daß auf jedes ihrer Lieder mindestens ein Gruppengesang und ein Duett mit den Harfnern von Igen folgte. Auf diese Weise konnten keine Neidgefühle entstehen. Piemur seufzte. Warum ließ sich diese Strategie nicht auch bei den Trommler-Lehrlingen anwenden?
Ob ihn der Nachmittagsschlaf erfrischt hatte oder ob die Wüstenluft besonders anregend war – Piemur wurde erst müde, als die Menschenmenge um die Tanzfläche sich verlaufen hatte und immer mehr Gäste sich in den Zelten zum Schlaf niederlegten. Er begann sich nach Menolly und Sebell umzusehen.
Sie waren nirgends zu finden, und als er schließlich auf Strud stieß, riet ihm der gähnend, sich einfach in einer Ecke zusammenzurollen und ein wenig zu schlafen.
Das war ihm am Nachmittag leichtgefallen, aber jetzt schwirrte ihm zuviel durch den Kopf – die Gerüchte, die er gehört hatte, die Musik, das laute Treiben. Eines begann sich herauszuschälen: Das Auftauchen der Alten im Bergwerk war kein Einzelfall gewesen. Und er hatte erfahren, daß die Bewohner von Igen zwar Respekt vor G’narish, dem Weyrführer der
Weitere Kostenlose Bücher