Die Drachenreiter von Pern 06 - Drachentrommeln
du heute Küchendienst, Menolly?«
»Dein Glück, T’gellan, sonst bekämst du jetzt keinen frischen Klah.«
Menolly reichte dem Bronzereiter lächelnd einen Becher mit dem heißen Getränk.
»Ach, und da haben wir Sebell!«
T’gellan nahm an einem der langgestreckten Tische Platz und winkte seine Begleiter zu sich.
»Wie geht es immer?«
»Schlecht, schlecht«, erklärte Sebell mit einer Leidensmiene, die an Mirrim erinnerte.
»Wir sind eben zum Tischaufstellen verdammt worden. Komm, Piemur, bevor uns Mirrim mit dem Kochlöffel verfolgt!«
Da Menolly das junge Mädchen so glühend verteidigt hatte, beobachtete Piemur Mirrim genauer, während er mit Sebell die zusätzlichen Tische aufrichtete. Er sah, wie sie von einer Feuerstelle zur anderen hetzte, hier beim Wenden des Geflügels und dort beim Würzen des Rostbratens half, eine Gruppe von Mägden zum Gemüseputzen und Rübenschälen schickte und ein paar Kindern erklärte, wie sie die Tische decken mußten. Er kam zu dem Schluß, daß Mirrim tatsächlich eine hohe Verantwortung hatte.
Auch Menolly bekam alle Hände voll zu tun. Sie versorgte die frierenden, müden Gäste, die von den Drachenreitern zum Teil mitten aus dem Schlaf gerissen und zum Weyr gebracht worden waren.
Sebell und Piemur waren eben mit dem Aufstellen der Tische fertig, als ein schwaches Summen an ihre Ohren drang. Feuer-Echsen wirbelten durch das Gewölbe, und ihr schrilles Kreischen setzte einen Kontrapunkt zu dem dumpfen Grollen der Drachen.
Mirrim band ihre Schürze ab, rieb sich ein paar Wasserflecken vom Rock und kam auf sie zugerannt.
»Beeilt euch! Oharan hat versprochen, daß er uns allen Plätze freihalten würde«, rief sie und stürmte im Laufschritt quer durch den Kessel.
Der Weyr-Harfner hatte ihnen in der Tat einige Plätze in den Sitzreihen oberhalb der Brutstätte reserviert, obwohl er sich damit, wie er erzählte, das Mißfallen der Pächter und Gildemeister zugezogen hatte.
Piemur verstand das, als sie es sich bequem machten: Es waren hervorragende Plätze, gleich in der zweiten Reihe und obendrein so nahe am Eingang, daß sie die gesamte Brutstätte überblicken konnten. Da sich diesmal kein Königinnen-Ei im Gelege befand, stand Ramoth ein wenig abseits. Lessa und F’lar hatten einen Felsensims in ihrer Nähe gewählt. Gelegentlich schaute die große goldene Drachenkönigin zu ihrer Reiterin auf, als suchte sie Beistand oder Trost. Sie schien zu wissen, daß die Jungen, sobald sie ausgeschlüpft waren, ihr nicht mehr gehörten.
Piemur schüttelte ein wenig belustigt den Kopf. Irgendwie fiel es ihm schwer, die prachtvolle Drachenkönigin von Benden mit Muttergefühlen in Verbindung zu bringen. Mit ihren weit gespreizten Schwingen, dem unruhig peitschenden Schwanz und den zuckenden Krallen hatte Ramoth nicht die geringste Ähnlichkeit mit den sanften Herdenkühen und Rennerstuten, die sich voller Hingabe um ihren Nachwuchs kümmerten.
Vom Eingang her leuchteten weiße Gewänder. Piemur drehte den Kopf zur Seite. Die Kandidaten näherten sich den Eiern, und ihre langen Festumhänge bauschten sich in der Morgenbrise. Piemur unterdrückte ein Kichern, als die Jungen, sobald sie den heißen Sand der Brutstätte betraten, auf Zehenspitzen zu trippeln begannen. Sobald sie das Gelege erreicht hatten, bildeten sie einen lockeren Halbkreis um die sanft schaukelnden Eier. Ramoth knurrte tief in der Kehle, und die Jungen, die in ihrer Nähe standen, zogen sich ängstlich ein paar Schritte zurück.
Ein aufgeregtes Murmeln ging durch die Ränge, als eines der Eier heftiger zu schaukeln anfing. Das plötzliche Splittern der Schale wurde durch das hohe Gewölbe verstärkt wiedergegeben, und die Drachen summten lauter, um das kleine Geschöpf, das sich da einen Weg ans Licht bahnte, zu ermutigen.
Die eigentliche Gegenüberstellung begann.
Piemur wußte nicht, wohin er den Blick zuerst richten sollte, denn die Zuschauer faszinierten ihn nicht weniger als der Vorgang auf dem heißen Sand: Die Züge der Drachenreiter bekamen einen sanften Schimmer, als sie im Geiste noch einmal jenen wundervollen Moment nachvollzogen, in dem die unauflösliche telepathische Bindung zwischen Mensch und Drache entstand.
In manchen Gesichtern las man Hoffnung, Anspannung, ängstliche Skepsis – das waren die Eltern und Angehörigen der Kandidaten, für die sich in den nächsten Minuten entscheiden würde, ob ihre Söhne von den Drachenjungen angenommen oder abgewiesen wurden. Feuer-Echsen
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