Die Drachenreiter von Pern 06 - Drachentrommeln
Benden-Wein füllte.
»Nun, Meister, was gibt es zu berichten?« ahmte Sebell die Frage nach, die Robinton meist ihm stellte, wenn er von einer längeren Reise zurückkehrte. »Hätten wir nicht nach Nabol kommen und Sie bei Ihrer Arbeit unterstützen können?«
»Ich denke, ihr beide habt erst mal die Nase voll von Nabol?« fragte Meister Robinton und nahm einen Schluck Wein.
»Er bringt Neuigkeiten mit, Sebell.« Menolly musterte den Gildemeister mit zusammengekniffenen Augen. »Ich sehe es ihm an. Richtig selbstzufrieden wirkt er, jawohl. Haben Sie auf Nabol etwas über Piemur erfahren?«
»Nein, das leider nicht. Aber ich habe unter anderem sichergestellt, daß es in Zukunft keinen Tauschhandel mehr zwischen Nabol und dem Süden geben wird!«
»Dann hat keiner der enttäuschten Nachkommen Merons Schwierigkeiten bei der Amtseinführung Deckters gemacht?«
wollte Sebell wissen.
Meister Robinton lächelte.
»Keine nennenswerten Schwierigkeiten – obwohl dieser Hittet ein Meister der abfälligen Rede ist. Aber wie sollten sie die Ernennung anfechten? Meron hatte seine Wahl vor höchst ehrenwerten Zeugen getroffen. Außerdem ließ ich von Anfang an durchsickern, daß Benden den neuen Erbbaron auf Nabol für die Sünden Merons zur Rechenschaft ziehen würde.«
Meister Robinton strahlte, als Sebell ihn verblüfft anstarrte. »Es bereitete mir beträchtliches Vergnügen, dem neuen Baron Deckter beizustehen, als er das ganze wertlose Pack heimschickte – mit dem strengen Befehl, endlich Ordnung auf ihren heruntergekommenen Höfen zu schaffen.«
»Und Baron Deckter?« fragte Sebell.
»Ein tüchtiger Mann, auch wenn er sich bis zuletzt gegen die Berufung gesträubt hat. Ich erklärte ihm, daß er Nabol durchaus wieder auf die Beine stellen könnte, wenn er den gleichen Fleiß und Geschäftssinn walten ließe wie bei seinem Fuhrgeschäft. Und er hat in seinen vier Söhnen prächtige Stützen – ein Glück, dessen sich nur wenige Barone rühmen können.
Er stellte allerdings eine Bedingung…«
Der Harfner sprach nicht weiter, und die beiden sahen ihn erwartungsvoll an.
»Eine Sache, die gut in unsere Pläne paßt.«
Er wandte sich an Menolly: »Du machst am besten gleich dein Boot startklar!«
Die Harfnerin strahlte, und Sebell richtete sich kerzengerade auf. »Wir werden Piemur nie finden, wenn wir vom Norden aus nach ihm suchen. Ihr beide begebt euch also in den Süden. Wenn ihr es selbst nicht schafft, den Alten die Botschaft zu überbringen, so soll Toric ihnen klarmachen, daß Meron tot ist und daß sein Nachfolger Benden unterstützt. Ich glaube, Meister Oldive benötigt außerdem neue Kräuter und Pulver aus dem Süden. Er hat einen Großteil seiner Vorräte für Meron verbraucht.
Und kommt mir nicht eher zurück, bis ihr Piemur gefunden habt, verstanden!«
X
Dummkopf richtete sich wiehernd auf und stieß mit dem Huf schmerzhaft gegen Piemurs Rippen. Farli, die sich auf der Schulter ihres Freundes zusammengerollt hatte, schimpfte verschlafen, doch im nächsten Moment war auch sie hellwach und begann zu kreischen. Piemur gähnte und stand steifbeinig auf. In der Lichtung rund um die kleine Hütte konnte er nichts Beunruhigendes entdecken, aber dann fiel ihm am Fluß drunten ein verschwommener roter Fleck ins Auge. Erstaunt schob er den Zweig beiseite, der ihm die Sicht nahm. An der Stelle, wo sich der Fluß zwischen den beiden Ebenen verengte, entdeckte er drei Einmaster mit leuchtendroten Segeln. Und noch während er sie beobachtete, änderten die Schiffe ihren Kurs, drehten mit knatternden Segeln bei und landeten am sumpfigen Ufer.
Fasziniert von den fremden Schiffen auf seinem Fluß, entfernte sich Piemur immer weiter von der Hütte. Er streichelte geistesabwesend Farli, die immer wieder fragend zirpte. Auch Dummkopf begleitete ihn; er spürte das Fell des staksigen Fohlens an seiner Hüfte, als er den Waldsaum erreichte. Die Szene kam ihm wie ein Traum vor. Männer, Frauen und Kinder sprangen von den Segelbooten an Land. Die Segel wurden ganz eingerollt, nicht nur über die Spiere geworfen. Dann bildeten die Leute eine Kette und reichten eine Vielzahl von Bündeln und Packen aus den Schiffen über das sumpfige Ufergelände hinweg auf die höhergelegene trockene Ebene. Bewohner aus dem Norden, die hier eine neue Heimat suchten? Aber soviel er wußte, kamen Nordländer erst einmal zu Toric und lebten ein Zeitlang auf der Burg des Südens, damit die Drachenreiter des Süd-Weyrs keinen Grund
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