Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
tief.
»Moreta darf nicht zulassen, daß Kadith noch einmal mit Orlith zum Paarungsflug aufsteigt. Sh'gall war sehr, sehr krank.«
»Das sind Dinge, die uns nichts angehen«, mischte sich Tirone erstmals in das Gespräch. »Außerdem hat die Krankheit eines Reiters keine Auswirkung auf die Leistungsfähigkeit eines Drachen. Und da Sh'gall heute in Nerat gegen die Sporen kämpft, scheint er wieder gesund zu sein.«
»Ich wollte, man würde uns über die Verhältnisse in den Weyrn besser aufklären«, entgegnete Tolocamp und seufzte erneut. »Ich mache mir solche Sorgen …«
»Die Weyr«, betonte Tirone und warf dem Baron einen wütenden Seitenblick zu, »haben ihre Pflichten gegenüber den Burgen auch in dieser schweren Zeit erfüllt, wie es die Tradition verlangt.«
»Habe ich etwa die Krankheit in den Weyrn eingeschleppt? Oder in den Burgen? Wenn die Drachenreiter nicht ständig hierhin und dorthin fliegen würden …«
»Und die Burgherren nicht so sehr darauf bedacht wären, in jedem Winkel des Kontinents …«
»Jetzt ist nicht der geeignete Moment für gegenseitige Vorwürfe!« Tirone warf Capiam einen warnenden Blick zu. »Tolocamp, Sie wissen ebensogut, wenn nicht besser als wir alle, daß ein paar Seeleute dieses Katzenscheusal auf unseren Kontinent brachten!« Der tiefe Baß des Meisterharfners klang hart. »Kehren wir lieber zu dem Thema zurück, das von der Trommelbotschaft unterbrochen wurde!« Tirones Miene verriet Capiam deutlich, daß er seine Antipathie gegen Tolocamp besser zügeln mußte. »In dem Lazarett, das Sie errichten ließen, liegen eine Reihe von Schwerkranken.« Tirone trat ans Fenster und schaute düster in die Ferne. »Wir haben im Moment nicht genug Impfstoff, um ihnen zu helfen, aber man könnte ihnen wenigstens anständige Quartiere beschaffen und eine gute Pflege angedeihen lassen.«
»Sagten Sie nicht selbst, daß Heiler bei ihnen sind?« entgegnete Tolocamp mürrisch.
»Heiler sind nicht immun gegen Viren, und auch sie können ohne Medikamente nichts ausrichten.« Capiam beugte sich über den Tisch und schaute dem Burgherrn fest in die Augen.
Tolocamp wich verängstigt zurück, eine weitere Angewohnheit, die den Heiler wütend machte. »Sie besitzen große Arzneivorräte …«
»… die noch meine verstorbene Gemahlin gesammelt und zubereitet hatte …«
Capiam schluckte grimmig an seinem Ärger. »Baron Tolocamp, wir brauchen diese Arzneien!«
Tolocamp verengte boshaft die Augen. »Für Ruatha, habe ich recht?«
»Es gibt noch mehr Burgen und Höfe auf Pern.« Capiam sprach rasch, um Tolocamps Verdacht zu entkräften.
»Die Vorratshaltung gehört zu den Pflichten eines jeden Burgherrn. Ich denke nicht daran, meinen Untertanen die Dinge zu rauben, die sie vielleicht selbst dringend benötigen.«
»Wenn es die Weyr schaffen, in dieser harten Zeit ihre Verantwortung weit über die Grenzen der ihnen anvertrauten Gebiete auszudehnen, dann werden Sie sich doch nicht weigern, das gleiche zu tun?« In Tirones vollem Baß schwang ein bittender Ton mit.
»O doch!« Tolocamp schob die Unterlippe vor. »Ich weigere mich! Kein Fremder soll es wagen, meinen Besitz zu betreten! Ich will nicht, daß diese Seuche oder sonst eine ansteckende Krankheit eingeschleppt wird. Ich setze das Wohl von Burg Fort nicht länger aufs Spiel. Und ich gebe nichts mehr von meinen Vorräten ab!«
»Dann werden meine Heiler die Burg verlassen«, erklärte Capiam. Er stand abrupt auf.
»Aber, aber, das können Sie nicht tun!«
»Selbstverständlich kann er, können wir das tun«, entgegnete Tirone. Er erhob sich und trat neben Capiam. »Sie haben vergessen, daß die Gildenangehörigen unserer Rechtssprechung unterstehen …«
Capiam verließ den Raum, so wütend über Tolocamps schäbigen Geiz, daß er einen bitteren Geschmack auf der Zunge hatte. Tirone folgte ihm dicht auf den Fersen.
»Ich hätte nicht geglaubt, daß es dazu kommen würde.«
Capiam legte Tirone eine Hand auf die Schulter, um seinen Dank für den Beistand auszudrücken.
»Tolocamp hat die Großherzigkeit der Gilden einmal zu oft ausgenützt.« Tirones sonst so gütige Stimme klang scharf. »Ich hoffe, dieser Vorfall erinnert auch andere Burgherren daran, daß wir gewisse Rechte besitzen.«
»Meister Capiam …«
Die beiden Männer wirbelten herum, als dicht hinter ihnen eine weibliche Stimme aufklang. Eine junge Frau löste sich aus dem Schatten eines Torbogens. Es war eine der drei Töchter Tolocamps, die das Fest auf
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