Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
mischt und Heiltränke braut. Es ist besser, etwas Nützliches zu vollbringen, als abgeschoben in irgendeiner Ecke herumzusitzen. Und ich weiß, daß Ihre Heiler überfordert sind. Sie brauchen jede Unterstützung.
Außerdem …«, sie warf ihm einen Blick zu, der schon beinahe kokett wirkte, »… kann ich notfalls immer noch zurückkehren.« Sie deutete auf ihren Schlüsselbund. »Sehen Sie mich nicht so erstaunt an! Die Dienstboten machen das ständig. Warum nicht auch ich?«
Dann ging sie weiter, und er folgte ihr rasch und wortlos. Sobald sie das Küchengewölbe verlassen hatten, änderte sich ihr aufrechter Gang. Sie war jetzt nicht mehr die stolze Tochter eines Barons, sondern eine unbeholfene, schlurfende Frau, die ihre Schultern hängen ließ und mürrisch in die Runde schaute.
Capiam warf einen verstohlenen Blick nach links, wo der Haupthof und der Treppenaufgang zur Burg lagen. Tirone kam mit den Harfnern und Heilern, die bis jetzt bei Tolocamp ihren Dienst versehen hatten, die Rampe herunter. »Er wird sie beobachten und nicht uns«, meinte Nerilka mit einem leisen Lachen. »Gehen Sie etwas gebückter, Meister Capiam! Im Augenblick sind Sie nur ein Knecht, der widerwillig bis zur Burggrenze geht, weil er Angst hat, sich anzustecken und wie alle im Lager zu sterben.«
»Es sterben nicht alle im Lager!«
»Natürlich nicht, aber Baron Tolocamp ist davon überzeugt. Und er hämmert es den Burgbewohnern immer wieder ein. Oh, ein verspäteter Versuch, den Exodus aufzuhalten! Gehen Sie weiter, als sei nichts geschehen!« Ihre Stimme klang mit einem Mal wieder sehr gebieterisch.
Capiam wäre wohl verwirrt stehengeblieben, wenn sie ihn nicht gewarnt hätte. Er sah, wie vier Wachtposten Tirone und seine Gruppe einzuholen versuchten.
»Sie können so langsam gehen, wie Sie wollen, das machen alle Dienstboten, aber halten Sie auf keinen Fall an!« wisperte sie.
Auch sie beobachtete die Wachen, und ihre Augen blitzten boshaft, als die Männer halbherzig versuchten, Tirone und seine Leute zur Umkehr zu überreden. Nach einem kurzen Wortwechsel setzten die Männer ihren Weg zur Harfnerhalle unbehelligt fort. Nerilka und Capiam näherten sich der Postenkette. Das Lazarett befand sich zur Linken der steilen Klippe, in einem kleinen Tal, das man von der Burg aus nicht einsehen konnte. Die Wachen waren oberhalb des Lagers postiert, wo Baron Tolocamp sie im Blickfeld hatte. Eine roh gezimmerte Wachhütte und ein provisorischer Zaun bildeten die Grenze. Nerilkas drei Knechte legten ihre Lasten am Wachhaus ab, neben einigen Körben mit Nahrungsmitteln, die schon zum Abholen bereitstanden. Dann trotteten die Männer langsam zur Burg zurück, die leeren Tragjoche über den Schultern.
»Wenn Sie den Grenzzaun überschreiten, Meister Capiam, läßt er Sie nicht mehr in die Burg zurück!« warnte ihn Tolocamps Tochter.
Capiam nickte. »Wir sehen uns später, Lady Nerilka.« Als sie sich der Hütte näherten, erhielten gerade einige Posten den Befehl, die Körbe und Ballen in das abgegrenzte Gelände zu bringen. In gebührendem Abstand warteten geduldig ein paar Männer und Frauen, um die Sachen in Empfang zu nehmen.
»Einen Moment, Meister Capiam.« Der Gardeoffizier trat näher und warf ihm einen verlegenen Blick zu. »Sie müßten im Lazarett bleiben, wenn Sie …«
»Keine Sorge. Ich möchte lediglich verhindern, daß diese Medizin hier mehr als nötig herumgestoßen wird, Theng. Machen Sie den Leuten klar, daß die Fracht kostbar und sehr zerbrechlich ist!«
»Gut, den Gefallen kann ich Ihnen gern erweisen«, entgegnete Theng erleichtert. Er nahm den großen Glasbehälter entgegen. »He, das hier ist ein Medikament, das ihr mit Vorsicht behandeln sollt!« rief er den Wartenden zu. »Am besten übergebt ihr es gleich einem Heiler!«
Die Gruppe aus dem Lazarett setzte sich in Bewegung, um die Vorräte abzuholen, und Theng trat hastig den Rückzug an. Nerilka stand direkt hinter ihm, und als er sich umdrehte, um zur Wachhütte zu stapfen, huschte sie an ihm vorbei und gesellte sich zu der Abordnung aus dem Lager. Capiam erwartete einen Aufschrei, denn sicher hatten die übrigen Posten sie bemerkt. Aber nichts geschah. Nerilka wanderte bereits den Hang hinunter auf die Zeltreihen des Lazaretts zu, als Theng ihn am Arm nahm.
»Äh, Sie verstehen, Meister Capiam, ich kann nicht zulassen, daß Sie mit einem Ihrer Gildeangehörigen zusammenkommen«, erklärte er schüchtern, als Capiam noch einmal nach Nerilka Ausschau
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