Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
B'lerion heuchelte gekränkten Stolz. »Darf ich einmal Meister Capiams Plan sehen?«
Der Bronzereiter erwies sich als geschickter Schauspieler, denn er betrachtete die Karten, als sähe er sie zum erstenmal. Moreta war innerlich beinahe entrüstet über seine Verstellungskünste.
Falga streifte die Weyrherrin von Fort mit einem nachdenklichen Blick. »Wenn Holth dir ausrichten läßt, daß Orlith schläft, dann war dein Besuch hier bestimmt nicht der erste.«
»Nein. Ich habe mir das Beste bis zuletzt aufgehoben.«
»Hm, das erklärt einiges. Holth hat Tamianth nämlich eben wissen lassen, daß Raylinth und sein Reiter in großer Erregung gelandet sind.« Sie machte eine kurze Pause. »M'tani hat sich geweigert, Capiam zu helfen?«
»Nicht nur das! Der Wachreiter zwang Arith, auf dem Rand des Weyrkessels zu landen!«
Diesmal war B'lerions Gefühlsausbruch echt. Die charmante Pose fiel von ihm ab, und er begann erregt zu fluchen.
»Wenn ich mit Orlith unterwegs gewesen wäre, hätte der schäbige Braune von C'ver das nicht gewagt …«
»Bleib ruhig, Moreta!« meinte Falga ernst. »Ein einfältiger brauner Reiter ist deinen Zorn nicht wert. Ich weiß nicht, was in letzter Zeit in M'tani gefahren ist. Vielleicht hat er zu lange gegen Fäden gekämpft. Aber seine schlechte Laune wirkt sich negativ auf den ganzen Weyr aus. So etwas ist schon in Normalzeiten schlimm genug, aber erst die Epidemie hat seine Führungsschwäche deutlich aufgezeigt. Glaubst du, wir werden einen Wechsel erzwingen müssen? Später vielleicht, wenn diese Aktion vorbei ist. Der Hochland-Weyr jedenfalls übernimmt die Verteilung des Impfstoffs im östlichen Grenzgebiet von Telgar. Bessara versteht etwas von Zeitsprüngen. Ich kann das an ihrer selbstzufriedenen Miene ablesen. B'lerion, welche Bronzedrachen schlägst du vor?«
»Sharth, Melath, Odioth«, zählte B'lerion an den Fingern ab. »Nabeth, wie du schon vermutet hattest, Ponteth und Bidorth.
Das wären sieben, und wenn mich mein Gedächtnis nicht im Stich läßt, stammt N'mool, der Reiter von Bidorth, aus den Hochebenen von Telgar. Außerdem ist T'grel nicht der einzige Reiter, der von M'tanis Führung die Nase voll hat. Sobald einer von ihnen Geschmack an der Macht gewonnen hat, wird es Probleme für den alten Mann geben.«
Falga winkte ab. »Wir müssen Moreta jetzt entlassen, B'lerion. Holth hat eine Botschaft an Tamianth gesandt, daß sie im Fort-Weyr dringend gebraucht wird. Wir schicken dir einige von unseren Weyrlingen. Du kannst selbst die Wahl treffen. Und wenn wir bei der Verteilung des Impfstoffes weitere Kandidaten entdecken, fliegen wir sie einfach ein.«
Moreta bedankte sich und verabschiedete sich hastig. B'lerion begleitete sie nach draußen.
»Ich wollte eigentlich noch auf Ruatha landen«, meinte Moreta nervös.
»Das dachte ich mir. Aber es ist nicht nötig. Sie kommen gut zurecht. Capiam hat noch ein paar Helfer geschickt, und Desdra leitet die Serumherstellung. Sie läßt ausrichten, daß Tirone und seine Harfner auf den Burgen und Höfen ausgezeichnete Aufklärungsarbeit leisten.«
Orlith war wach, als Moreta nach Fort zurückkehrte. Sh'gall hatte sie geweckt, als er auf der Suche nach Moreta in die Brutstätte stürmte. Nun wanderte er gereizt auf der Galerie auf und ab und wirbelte angriffslustig herum, als sie im Eingang auftauchte.
»M'tani hat einen grünen Jungreiter geschickt«, schäumte er. »Praktisch ein halbes Kind! Und die Botschaft, die er unserem Wachreiter übermittelte, stellt eine unerhörte Beleidigung dar! Er hat jede beim Kuppenfelsen getroffene Vereinbarung zurückgewiesen, ein Treffen, bei dem ich nicht anwesend war und bei dem Dinge entschieden wurden, die ich nicht billigen kann.« Sh'gall ballte die Faust und wies in die ungefähre Richtung des Kuppenfelsens. »M'tani will mit den Absprachen nicht das geringste zu tun haben. Er will in Zukunft nicht mehr von den Problemen anderer Weyr belästigt - jawohl, belästigt werden. Wenn wir so arm sind, daß wir um Kandidaten betteln müssen, dann verdienen wir kein Gelege!« Sh'gall fuchtelte mit den Armen wie ein Trommlerlehrling.
Moreta hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Sie hörte ihn ruhig an, als er jedoch wieder seine Litanei anfing, daß sie dem Weyr Schande machte, daß er sich todkrank fühle und daß ein so armseliges Gelege die Suche nicht wert sei, konnte sie nicht länger an sich halten.
»Wir haben ein Königinnen-Ei, Sh'gall! Wir brauchen genug Kandidatinnen, um
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