Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
kannte Nessos Hang zum Klatschen ebenso wie ihre Unfähigkeit, die Tatsachen korrekt weiterzugeben.
»Daß auf Pern eine Epidemie ausgebrochen ist, an der alle sterben.« Nesso warf Moreta einen entrüsteten Blick zu. »Was natürlich völlig idiotisch ist!«
»Nicht ganz. Meister Capiam hat uns in der Tat vor einer Krankheit gewarnt, die epidemisches Ausmaß angenommen hat.«
»Nun, hier merken wir noch nichts davon.« Nesso schwang ihren Schöpflöffel. »K'lon geht es wieder prächtig, obwohl er brutal aus dem Schlaf gerissen und mit Fragen überhäuft wurde. An Epidemien sterben höchstens Burgbewohner.« Nesso verachtete jeden, der nicht in einem Weyr lebte. »Was kann man anderes erwarten, wenn die Menschen in Quartieren hausen, die nicht einmal geräumig genug für einen Wachwher wären!« Nessos selbstgerechte Entrüstung verebbte, als sie Moretas Gesichtsausdruck sah. »Du … du meinst das im Ernst?« Ihre Augen weiteten sich. »Ich dachte, Sh'gall hätte zuviel Wein erwischt. Oh! Und sämtliche Reiter besuchten gestern Ista oder Ruatha!« Nesso klatschte zwar gern, aber sie war nicht dumm, und sie erfaßte den Ernst der Lage sofort. Die Frau atmete tief durch, wischte den Schöpflöffel mit einem Lappen ab und tauchte ihn dann so heftig in den Brei, daß ein paar Tropfen in die Glut zischten. »Woran erkennt man diese Krankheit?«
»An Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, einem trockenen Husten …«
»Genau die Symptome, die K'Ion hatte!«
»Bist du sicher?«
»Natürlich bin ich sicher. Und K'lon befindet sich auf dem Weg der Genesung. Ich wußte es doch: Wir Weyrleute sind nicht so leicht unterzukriegen!« Es tröstete Moreta ein wenig, daß die Aufseherin die gleiche Ansicht vertrat wie Peterpar. »Gestern war Berchar noch bei ihm, aber es ging ihm bereits viel besser. Paß auf, wir sollten den Reitern nicht sofort die Symptome schildern, denn heute morgen haben sicher die meisten von ihnen einen Brummschädel - aber nicht von der Epidemie, sondern vom Wein!« Sie rührte den Brei noch einmal kräftig durch und wandte ihre Aufmerksamkeit dann ganz Moreta zu. »Wie lange dauert es, bis diese Krankheit durchbricht?«
»Zwei bis vier Tage, nach Capiams Auskunft.«
»Na, dann können sich die Reiter wenigstens noch voll auf den morgigen Sporeneinfall konzentrieren.«
»Der Meisterheiler hat ein Versammlungsverbot erlassen. Niemand darf den Weyr besuchen, niemand darf ihn verlassen. Der Wachreiter weiß bereits Bescheid.«
»Nach den beiden Festen und bei dieser Nebelsuppe kommen ohnehin keine Besucher. Falls du Berchar suchst - der ist bei S'gor.«
»Das hatte ich vermutet. Und noch eines: Sh'gall darf auf keinen Fall gestört werden.«
»Oh?« Nessos Brauen hoben sich fast bis zum Haaransatz. »Glaubst du etwa, daß er die Krankheit bereits erwischt hat? Er muß morgen unbedingt einsatzbereit sein! Und was erzähle ich den Geschwaderführern, wenn sie nach ihm fragen?«
»Daß sie sich an mich wenden sollen! Sh'gall ist nicht krank, sondern völlig erschöpft. Er war gestern bis spät in die Nacht mit Meister Capiam unterwegs.«
Damit verließ Moreta die Küchenaufseherin. Sh'gall würde im Schlaf die erste Panik überwinden und dann mit frischen Kräften gegen die Sporen anreiten. Sein ganzes Talent entfaltete sich, wenn er die Kampfgeschwader anführte.
Nebel hüllte die Weyrherrin ein, als sie die Unteren Höhlen verließ.
Orlith, könntest du Malth sagen, daß er mich in S'gors Weyr bringen soll?
Ich komme selbst.
Ich weiß, daß du alles für mich tun würdest, Liebes, aber du mußt dich schonen, und außerdem herrscht dichter Nebel. Wenn Malth mich abholt, tauche ich nicht völlig unerwartet in S'gors Weyr auf.
Malth kommt. Etwas in Orliths Tonfall vermittelte Moreta das Gefühl, daß Malth der Bitte nur zögernd nachkam. Dabei sollte Malth eigentlich wissen, daß die Weyrherrin die Privatsphäre ihrer Reiter nur im äußersten Notfall verletzte.
Das weiß Malth, versicherte Orlith sofort.
Kaum hatte die Königin diesen Gedanken übermittelt, als die Nebelschwaden in heftige Bewegung gerieten und der grüne Drache so dicht neben Moreta landete, daß sie nur noch aufzusteigen brauchte.
Richte ihm meinen Dank und meine Bewunderung für den exakten Flug aus, Orlith!
Schon geschehen!
Moreta schwang sich auf Malths Nacken. Sie hatte immer ein merkwürdiges Gefühl, wenn sie einen Drachen bestieg, der um so vieles kleiner war als ihre Königin. Dabei besaß sie bestimmt nicht
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