Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
die Trommeln gegeistert, begleitet von quälenden Bildern, und das Erwachen war nicht nur eine Flucht vor den eindringlichen Rhythmen, sondern ebenso ein Protest gegen die Pein, die ihm die Alpträume bereiteten. Er lag im Bett, erschöpft von der Anstrengung des Wachseins. Der nächste Trommelwirbel ließ ihn zusammenfahren, und er wühlte sich tiefer in sein Kissen.
Hörte das denn gar nicht mehr auf? Er hatte nicht gewußt, daß Trommeln so infernalisch laut sein konnten. Warum war ihm das bist jetzt nicht aufgefallen? Es wurde höchste Zeit, daß die Heiler ihre eigene, ruhige Unterkunft bekamen. Das Pochen wurde so stark, daß er sich die Ohren zuhielt. Dann erinnerte er sich an die Botschaften, die er selbst niedergeschrieben hatte und die an alle Gildehallen und Burgen hinausgehen sollten. Wurden sie etwa jetzt erst ausgesandt? Es mußte längst Mittag sein! Begriffen die Trommler nicht, wie wichtig eine Quarantäne war? Oder hatte ein Lehrling den Text leichtsinnig beiseite gelegt, um selbst länger schlafen zu können?
Die Schmerzen durchführen ihm den Schädel wie Nadeln. Es war unerträglich. Und sein Herz pochte ebenso schnell wie die Trommelwirbel. Merkwürdig! Capiam lag im Bett, gequält von den Trommelechos und seinem eigenen unruhigen Herzschlag. Dann verstummten die Trommeln draußen, aber weder sein Kopf noch sein Herz nahmen davon Notiz. Capiam rollte sich auf die Seite und versuchte aufzustehen. Er mußte etwas gegen diese Kopfschmerzen unternehmen. Stöhnend schwang er die Beine über den Bettrand. Die Schmerzen nahmen zu, als er zu seinem Schrank wankte.
Fellissaft! Ein paar Tropfen. Das würde ihm helfen. Das hatte bisher immer noch geholfen. Er maß die Dosis mit zitternden Händen ab, goß Wasser dazu und schluckte das Gemisch. Sein Schwindel verstärkte sich, als er die paar Schritte zu seinem Bett zurückging. Er atmete schwer. Schweiß, brach ihm aus allen Poren.
Capiam kannte schlaflose Nächte und Überarbeitung, und ihm war klar, daß sein Zustand damit nichts zu tun hatte. Wieder stöhnte er. Er hatte jetzt keine Zeit, krank zu werden! Ausgerechnet er sollte diese Epidemie aufgeschnappt haben! Heiler wurden einfach nicht krank! Außerdem hatte er sich nach jedem Patientenbesuch gründlich mit Rotwurz gewaschen.
Warum wirkte der Fellissaft nicht? Er konnte mit diesen Kopfschmerzen nicht nachdenken. Aber er mußte nachdenken. Es gab soviel zu erledigen: Notizen zu ordnen, den Verlauf der Krankheit zu analysieren, die Möglichkeit gefährlicher Nebeninfektionen wie Bronchitis oder Lungenentzündung abzuklären … Aber wie sollte er arbeiten, wenn es ihm nicht einmal gelang, die Augen offenzuhalten? Stöhnend fuhr er sich mit den Fingern über die Schläfen und dann über die heiße, feuchte Stirn. Beim Ei! Er glühte vor Fieber.
Er spürte, daß jemand den Raum betreten hatte. »Nicht in meine Nähe kommen!« rief er und riß unwillkürlich einen Arm hoch. Ein neuer Schmerz durchzuckte seinen Schädel.
»Keine Angst, ich bleibe hier stehen!«
»Desdra!« Ein erleichterter Seufzer.
»Ich gab einem Lehrling den Auftrag, an deiner Tür Wache zu halten, bis du richtig ausgeschlafen warst.« Ihre ruhige Stimme tat ihm wohl. »Du hast dieses seltsame Fieber selbst erwischt?«
»Ironie des Schicksals, was?« Selbst in dieser Sekunde bewies der Heiler noch Humor.
»So könnte man es nennen, wenn du im Moment nicht der gefragteste Mann von ganz Pern wärst!«
»Die Quarantäne gefällt den Leuten nicht, habe ich recht?«
»Ganz und gar nicht. Der Trommlerturm wurde regelrecht belagert. Aber Fortine versteht sich durchzusetzen.«
»Meine Aufzeichnungen befinden sich in der Reisetasche. Gib sie Fortine! Der Mann kann hervorragend organisieren, aber von Diagnosen versteht er wenig. Er wird alles brauchen, was ich über diese Epidemie in Erfahrung gebracht habe.«
Desdra beugte sich über sein Gepäck und holte die Notizen heraus. »Viel ist es nicht.«
»Nein, aber in Kürze weiß ich mehr!«
»Es geht eben nichts über persönliche Erfahrung. Hast du irgendwelche Wünsche?«
»Nein. Halt, doch: Wasser, frische Säfte …«
»Durch die Quarantäne ist der Nachschub blockiert.«
»Dann eben nur Wasser. Niemand darf diesen Raum betreten, und du kommst am besten nicht näher als zu diesem Tisch.«
»Ich habe mich darauf eingestellt, dich zu versorgen.«
Er schüttelte den Kopf und bedauerte es gleich darauf. »Nein, ich bleibe lieber allein.«
»Stumm dem Leid
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