Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
Sporen überlebten; so wie wir alle Naturkatastrophen überlebten, die uns seit der Großen Überfahrt heimsuchten!« Sie lächelte müde. »Offenbar sind wir doch ein zäher Schlag, sonst wäre Pern schon längst unser Untergang gewesen!«
Weyrvolk und Reiter atmeten bei Moretas Worten zaghaft auf; Sh'gall jedoch warf ihr einen langen, zornerfüllten Blick zu und verließ stumm die Unteren Höhlen.
Die Begegnung hatte Moreta aus dem Gleichgewicht gebracht. Ihre - und Orliths - Energie war bis zum letzten Funken aufgezehrt, und es fiel ihr schwer, sich auf den Beinen zu halten. Zitternd griff sie nach der Stuhllehne. Die Schwäche hatte nicht nur mit Sh'galls Zorn zu tun, sondern mit der bitteren, nicht mehr zu umgehenden Erkenntnis, daß sie allem Anschein nach das nächste Opfer dieser Epidemie im Weyr wurde. Ihr Kopf schmerzte, aber nicht so wie sonst nach einer längeren Anspannung oder der Konzentration beim Operieren verletzter Drachenschwingen.
Dir geht es nicht gut, bestätigte Orlith ihre Eigendiagnose.
Das Zeug steckt vermutlich in mir, seit ich diesem Renner zu Hilfe eilte, entgegnete Moreta. L'mal warnte mich stets, daß die Renner noch einmal mein Untergang sein würden.
Du bist zwar krank, aber von Untergang kann nicht die Rede sein, stellte Orlith trocken fest. Komm jetzt in den Weyr und ruh dich aus!
»Curmir!« Moreta winkte den Harfner näher. »Angesichts von Berchars Erkrankung halte ich es für notwendig, daß wir noch einen Heiler von der Gildenhalle anfordern. Einen Meister … und zumindest noch einen Gesellen!«
Curmir nickte langsam und warf ihr einen langen prüfenden Blick zu.
»S'peren soll für Dilenth eine Halteschlinge anfertigen. Wir können nicht verlangen, daß T'grath den verletzten Flügel stützt, bis die Membran heilt. So große Opfer führen nur zu Zwist unter Weyrgefährten.« Moreta erhob sich mühsam und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, um ihrem Kopf jede Erschütterung zu ersparen. Noch nie hatten Schmerzen sie so unvermittelt und heftig überfallen. Vor ihren Augen war ein Flimmern. »Ich denke, das ist im Moment alles. Ich habe einen harten Tag hinter mir und fühle mich kaputt.«
Curmir bot ihr seinen Arm, aber sie wehrte mit einer leichten Geste ab und verließ langsam die Unteren Höhlen.
Ohne Orliths Zuspruch hätte Moreta es wohl nicht geschafft, die Weyrsohle zu überqueren; sie fröstelte in der plötzlichen Kühle der Nachtluft, und der Weg schien sich endlos hinzudehnen. Auf der Treppe mußte sie sich mehrmals gegen die innere Felswand lehnen.
»Hat es dich also erwischt!« sagte Leri unvermutet. Die alte Frau saß auf den Stufen vor Moretas Weyr; ihre Hände ruhten auf dem Knauf ihres Gehstocks.
»Komm nicht näher!«
»Ich werde mich hüten. Aber Orlith bat mich um Hilfe. Jetzt verstehe ich, warum. Sieh zu, daß du ins Bett kommst!« Leri schwang ihren Stock. »Ich habe alle Medikamente abgemessen und bereitgestellt, die auf Fortines Liste genannt sind. Weidensalz, Akonit, Federfarn … ach ja, und der Wein enthält einen Schuß Fellissaft aus meinen Privatvorräten. Da siehst du, welche Opfer ich für dich bringe! Los, du schaffst es! Tragen kann ich dich nicht. Ich habe heute schon genug für diesen Weyr geleistet.«
Leris trockener Humor gab Moreta die Kraft, die letzten paar Stufen zu erklimmen und in den Korridor ihres Weyrs zu wanken. An seinem Ende schimmerten Orliths Augen wie zwei große gelbe Räder. Einen Moment blieb sie stehen und schöpfte Atem. Ihre Schläfen pochten unerträglich.
»Ich nehme an, die Leute in den Unteren Höhlen wissen nicht, daß du krank bist.«
»Curmir ahnt es wohl, aber er wird schweigen.«
»Vernünftig von dir - angesichts der Schreckensbotschaft von Igen! Sie schafft es, Orlith!« Dann schwenkte Leri wütend den Stock. »Nein, du hilfst ihr nicht. Du würdest mit deinem aufgeblähten Bauch höchstens im Korridor steckenbleiben.
Beeil dich, Moreta! Ich kann nicht die ganze Nacht auf dieser zugigen Treppe verbringen. Ich brauche meinen Schlaf. Morgen bekomme ich sicher jede Menge Arbeit.«
»Danke. Ich hatte gehofft, daß du meine Aufgaben übernehmen würdest.«
»So verkalkt bin ich noch nicht, daß ich Nesso nach Belieben schalten und walten lasse! Ich wünsche dir gute Besserung, Moreta!« Leris Stimme klang mit einem Mal sanft und leise. Sie richtete sich mühsam auf.
Orlith kam bis an den Korridor und streckte die Schnauze aus, so daß Moreta sich festhalten konnte, als sie die
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