Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
Felsenkammer durchquerte. Orlith sandte beinahe greifbare Wogen von Zuneigung, Mitgefühl und Trost aus. Dann war Moreta in ihrem Schlafgemach; sie heftete den Blick fest auf die Medikamente, die auf dem Tisch bereitstanden. Insgeheim segnete sie Leri. Sie wußte, wie schwer es der alten Frau fiel, die Treppen nach oben zu steigen. Moreta trank den mit Fellissaft vermischten Wein in einem Zug und schnitt eine Grimasse, als sie den bitteren Nachgeschmack spürte. Wie konnte Leri das Zeug den ganzen Tag schlucken? Ohne sich auszuziehen, schlüpfte Moreta unter die Felldecke und bettete den Kopf ganz langsam auf das Kissen.
KAPITEL IX
Heilerhalle, 13.03.43; Kuppenfels-Konferenz und Fort-Weyr, 14.I03.43; Heilerhalle, 15.03.43
Capiam konnte nicht weiterschlafen, obwohl er sich am liebsten wieder in seine verrückten Fieberträume verkrochen hätte, weil sie leichter zu ertragen waren als das Elend, das die Rückkehr ins Bewußtsein brachte. Etwas drängte sich in sein verschwommenes Denken und zwang ihn zum Erwachen. Etwas, das er unbedingt erledigen mußte. Etwas, das keinen Aufschub duldete. Er öffnete mühsam die verquollenen, klebrigen Lider und richtete den Blick auf die Uhr. Es war neun. »Ach so … Zeit für meine Medizin!«
Ein Heiler konnte seine Berufsgewohnheiten offenbar nicht einmal dann abschütteln, wenn er selbst krank war. Er stützte sich auf einen Ellbogen und wollte das Pergament heranziehen, auf dem er den Krankheitsverlauf festhielt, aber ein Hustenreiz kratzte ihn wie mit winzigen Messern in der Kehle und ließ sich nicht unterdrücken. Diese Anfälle, die seinen ganzen Körper schüttelten, schwächten Capiam noch mehr als die Kopfschmerzen, das Fieber und die bleierne Gliederschwere.
Ganz vorsichtig, um nur ja keinen neuen Anfall hervorzurufen, zog er die Notizen auf sein Bett und tastete nach seinem Schreibgerät.
»Erst der dritte Tag?« Seine Krankheit schien jede einzelne Stunde zu einer Ewigkeit des Leidens auszudehnen. Zum Glück war der Tag schon zu drei Vierteln vorbei.
Es tröstete Capiam kaum, daß sein Fieber nachgelassen hatte und die rasenden Kopfschmerzen zu einem dumpfen, aber erträglichen Pochen abgeflaut waren. Er legte die Finger der Rechten leicht auf die Schlagader des linken Handgelenks. Der Puls war immer noch schneller als normal, aber doch wesentlich ruhiger. Capiam trug den Wert ein und fügte eine Beschreibung des harten, trockenen Hustens an. Wie auf dieses Stichwort hin schüttelte ihn der nächste Anfall. Er krümmte sich zusammen und zog die Knie bis ans Kinn, um die Muskelkrämpfe zu lindern, die den Husten begleiteten. Schließlich lag er schweißgebadet und erschöpft da; erst nach geraumer Zeit brachte er die Energie auf, seine Weidensalz-Dosis zu nehmen.
Er mußte sich ein neues Mittel gegen diesen Husten überlegen. Was unterdrückte die Krampfanfälle wohl am ehesten? Er fuhr sich über die schmerzende Kehle. Die Luftröhre brannte und fühlte sich völlig wund an.
»Demütigend ist das!« murmelte er heiser. Und er schwor sich, in Zukunft den Kranken, zu denen er gerufen wurde, mehr Mitgefühl entgegenzubringen.
Die Trommeln begannen zu dröhnen, und ihre Botschaft verwirrte ihn: Baron Tolocamp sandte sein Beileid an die Weyrführer von Telgar und Igen. Was tat der Erbbaron eigentlich auf Burg Fort? Hätte er nicht auf Ruatha die Quarantäne abwarten sollen? Und wie viele Tote …? Capiam begann erneut zu husten, und so entgingen ihm die Namen der Opfer. Tote Reiter; Pern konnte es sich nicht leisten, auch nur einen Drachenreiter zu verlieren!
Warum hatte man ihn nicht früher zu Rate gezogen? Wenn in einer einzigen Meerburg neun Menschen erkrankten, war das doch außergewöhnlich genug, um wenigstens einen Bericht an die Heilerhalle zu entsenden! Aber er hegte selbst Zweifel, ob er die Bedeutung einer solchen Botschaft richtig eingeschätzt hätte.
»Capiam?« wisperte Desdra.
»Ich bin wach.« Seine Stimme war ein heiseres Krächzen.
»Dann hast du die Trommelbotschaft gehört?«
»Zum Teil …«
»Deiner Miene nach zu schließen, war es der falsche Teil.«
»Komm nicht näher! Wie viele Reiter starben?«
»Fünfzehn in Igen, zwei in Ista und acht in Telgar. Das ist der augenblickliche Stand.«
Capiam wußte nicht, was er darauf antworten sollte.
»Und wie viele sind krank?« seine Stimme schwankte.
»Eine ganze Reihe befindet sich auf dem Wege der Besserung«, entgegnete Desdra betont forsch. »Neunzehn in Igen, vierzehn in Ista, zwei
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