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Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Titel: Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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halten Sie auf keinen Fall an!«
    Ich drehte den Kopf nach links. Das fiel sicher nicht auf, denn das Gesinde hatte die Angewohnheit, Befehle zu mißachten, wenn es etwas Interessanteres als den Alltagstrott zu sehen bekam. Und Wachen, die eine Gruppe von Heilern und Harfnern verfolgten, waren ein aufregender Anblick. Ganz besonders Wachen, die nur widerwillig zu gehorchen schienen. Ich konnte mir Barndys Bestürzung vorstellen. »Den Meisterharfner festhalten, Baron Tolocamp? Aber das geht doch nicht! Die Heiler ebenfalls? Werden sie nicht dringend in ihrer Gildehalle gebraucht?«
    Nach einem kurzen Wortwechsel mit Tirone blieben die Wachen stehen, und die Gruppe setzte ihren Weg zur Harfnerhalle unbehelligt fort.
    Wir hatten bereits die Straße überquert. Ich ging noch immer in der gebückten Knechtshaltung, aber ich bezweifelte, daß mein Vater auch nur einmal in unsere Richtung geschaut hatte. Sim und die beiden anderen hatten die Postenkette erreicht, und Theng warf einen mißtrauischen Blick auf die Lasten, die sie schleppten, aber dann sah er den Korb mit dem Mittagessen für seine Leute, und er entspannte sich.
    Ich begann mir Sorgen um Meister Capiam zu machen. Er wurde dringend in der Gildehalle gebraucht, und ich wollte nicht, daß man ihn im Lager festhielt.
    »Wenn Sie den Grenzzaun überschreiten, Meister Capiam, läßt er Sie nicht mehr zurück.«
    »Wenn es mehr als einen Weg in die Burg gibt, dann wird es auch mehr als einen Weg über den Grenzzaun geben«, meinte er mit einem spöttischen Lächeln. »Wir sehen uns später, Lady Nerilka.«
    Ich nickte erleichtert. Wir waren dem Lager inzwischen so nahe, daß ich die Männer und Frauen erkennen konnte, die in gebührendem Abstand warteten, um die Sachen in Empfang zu nehmen.
    »Einen Moment, Meister Capiam!«
    Theng kam erschrocken auf uns zu, als er sah, daß sich der Meisterheiler zielstrebig der Wachhütte näherte. »Sie müßten im Lazarett bleiben, wenn Sie…«
    »Keine Sorge. Ich möchte lediglich verhindern, daß diese Medizin hier mehr als nötig herumgestoßen wird, Theng. Machen Sie den Leuten klar, daß die Fracht kostbar und sehr zerbrechlich ist.«
    Ich wandte mich ab und beschäftigte mich eingehend mit dem Glasballon. Theng kannte mich gut, und er würde für einigen Wirbel sorgen, wenn er meine Absicht durchschaute.
    »Gut, den Gefallen kann ich Ihnen gern erweisen«, entgegnete Theng. Er stellte den Glasbehälter neben die Ballen und schrie den wartenden Männern und Frauen zu: »He, das hier ist ein Medikament, das ihr mit Vorsicht behandeln sollt!
    Am besten übergebt ihr es gleich einem Heiler.«
    Ich hätte Capiam gern gesagt, daß ich mich um den Glasballon und die übrigen Medikamente kümmern würde, aber ich wagte mich nicht in Thengs Nähe. Der Wachoffizier geleitete Meister Capiam ein Stück zur Straße zurück, um sich zu vergewissern, daß er jenseits der Grenzlinie blieb. Ich nutzte die Gelegenheit und ging mit schnellen Schritten den Weg hinunter, auf die Abordnung des Lagers zu.
    »Äh, Sie verstehen, Meister Capiam«, hörte ich Theng sagen, »ich kann nicht zulassen, daß Sie mit einem Ihrer Gildeangehörigen zusammenkommen.«
    Ich war ungemein erleichtert, daß Theng den Meisterheiler so energisch am Betreten des Lazaretts gehindert hatte. Vielleicht war es anmaßend von mir, aber ich fand, daß Capiam in der Halle mehr ausrichten konnte als hier. Er mußte seine Leute führen und sich mit den Meistern der anderen Gilden beraten - besonders jetzt, da er und der Meisterharfner meinem Vater den offenen Kampf angesagt hatten. Auch wenn ich seine Haltung als Heiler bewunderte - es hatte keinen Sinn, wenn er sich in diesem Lager in Gefahr brachte. Vielleicht konnte man das Lazarett nun, da der neue Impfstoff zur Verfügung stand, ohnehin bald auflösen. Dagegen würde es noch lange dauern, bis Burg, Halle und Weyr die Folgen der Seuche überwunden hatten und zum Alltag zurückkehrten.
    Außerdem hatte ich einen sehr selbstsüchtigen Grund, wenn ich mich gegen Capiams Anwesenheit im Lager sträubte. Ich hatte nämlich die Absicht, nicht nur meine Identität, sondern auch meine Burgzugehörigkeit zu wechseln. Möglich, daß einige der Harfner und Heiler im Lazarett mein Gesicht schon gesehen hatten, aber sie würden mich nicht mit Baron Tolocamp in Verbindung bringen. Eine Tochter aus gutem Hause hatte in der Unbequemlichkeit eines Internierungslagers, umgeben von Ansteckungsgefahr und Tod, nicht das geringste zu

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