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Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Titel: Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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    Desdra hatte mein Hilfsangebot zweifellos auch aus diesem Grund abgelehnt. Sie wußte, daß eine junge Dame des Erbadels nicht öffentlich als Heilerin arbeiten konnte. Möglicherweise sah sie in mir aber auch eine verwöhnte, trotzige Person, und damit hatte sie nicht so ganz unrecht. Einige meiner jüngsten Reaktionen mußte man in der Tat als kleinlich und störrisch bezeichnen. Mir ging es jedoch nicht darum, heroisch auf meinen hohen Rang zu verzichten. Ich suchte vielmehr eine echte Aufgabe, anstatt auf Burg Fort festzusitzen, wo ich meine Energie mit Trivialitäten verschwendete. Zu den passenden Beschäftigungen für Mädchen meines Standes zählte beispielsweise das Säumen von Anellas Kleidern - und das konnte jede Magd aus der Web- und Nähstube besser erledigen als ich.
    Diese Gedanken gingen mir flüchtig durch den Kopf, während ich in das Lager schlurfte - obwohl ich als Tochter aus vornehmem Hause gelernt hatte, in winzigen Trippelschritten gleichsam über dem Boden zu schweben. Nun, ich hatte es in dieser Disziplin ohnehin nie zur Perfektion gebracht. Gebückt folgte ich den Männern und Frauen, die mit den Körben zur Grenzlinie gekommen waren. Nun konnte ich sehen, daß die meisten von ihnen die Harfnertracht trugen. Ich erkannte die Farben der Burg am Fluß und die der Meeresburg. Wanderer, die sich nach Burg Fort begeben hatten, um von Baron Tolocamp Hilfe zu erbitten? Der Weg bog in ein Wäldchen ab, und vor mir tauchten die primitiven Baracken und Zelte auf, die mein Vater hatte errichten lassen. Es war in der Tat ein Glück, daß wir bis jetzt so mildes Wetter hatten; meist brachte nämlich der dritte Monat noch Stürme, Schnee und schneidende Kälte. In Steinkreisen brannten offene Feuer. Ich sah Eisengestelle zum Befestigen von Kesseln und Bratspießen. Hatte Desdra meine Kraftbrühen hierher geschickt? Hohlwangige Gestalten mit glanzlosen Augen, gezeichnet von der eben erst überstandenen Krankheit, drängten sich um die Feuerstellen. Obwohl sie in Decken oder Felle gehüllt waren, schienen sie zu frieren.
    Etwas abseits am Waldrand stand eine große, aus allerlei Resten zusammengeflickte Hütte. Lautes Stöhnen und heftige Hustenanfälle verrieten mir, daß sich dort das eigentliche Lazarett befand. Der Glasballon mit dem Fellissaft wurde dorthin geschleppt, während die Leute mit den Essenskörben Brot an die Menschen verteilten, die um die Feuer saßen. Drei Frauen füllten das Gemüse und die Fleischreste in die Kessel. Das Schweigen, das über der Szene lastete, war für mich das allerschlimmste.
    Ich hastete zum Lazarett und wurde am Eingang von einem hochgewachsenen unrasierten Heiler empfangen. »Fellis, Kräuter - und was haben Sie mitgebracht?« fragte er eifrig.
    »Tussilago. Lady Nerilka hat ihn letzte Nacht frisch hergestellt.«
    Er schnitt eine Grimasse, als er mir den Glasbehälter abnahm. »Erfreulich zu wissen, daß nicht alle in der Burg die Anordnungen des Barons gutheißen.«
    »Dieser feige Heuchler!« stieß ich hervor.
    Der Heiler zog strafend die Augenbrauen hoch. »Junge Frau, es ziemt sich nicht, so von Ihrem Burgherrn zu sprechen, selbst wenn er Ihren Unwillen herausgefordert hat.«
    »Er ist nicht mein Burgherr«, erklärte ich und begegnete gelassen seinem strafenden Blick. »Ich bin hergekommen, um Ihnen meine Hilfe anzubieten. Ich kenne die meisten Heilpflanzen und verstehe mich darauf, Arzneien herzustellen. Ich… habe Lady Nerilka in der Kräuterküche geholfen. Sie und ihre verstorbene Mutter, Lady Pendra, brachten mir alles Notwendige bei. Ich bin auch in Krankenpflege ausgebildet, und ich habe keine Angst mehr vor dieser Seuche. Alle, die mir nahestanden, sind tot.«
    Er legte mir tröstend die Hand auf die Schulter. Niemand hätte sich eine solche Geste gegenüber Lady Nerilka erlaubt, aber ich empfand sie nicht als störend. Im Gegenteil, sie vermittelte mir menschliche Wärme.
    »Dieses Schicksal teilen Sie mit vielen.« Er schaute mich fragend an, und ich nannte meinen Namen. »Also gut, Rill, ich bin froh um Freiwillige. Meine beste Pflegerin hat sich nun ebenfalls angesteckt…«
    Er deutete auf eine Gestalt, die weiß und reglos auf einer Matte aus geflochtenen Zweigen lag. »Wir können im Grunde nicht viel tun. Nur die Symptome lindern«, - er strich mit einer Geste der Erleichterung über den Glasbehälter mit dem Tussilago -, »und hoffen, daß es nicht zu Sekundärinfektionen kommt. Sie führen zum Tod, nicht die Seuche

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