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Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Titel: Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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auf, ausgerüstet mit einer primitiven Karte, die mir den Weg zu drei Gehöften weit im Norden wies, ganz in der Nähe der Ruatha-Grenze. Dort benötigte man dringend Serum und andere Medikamente. Macabir wollte mich überreden, bis zum nächsten Morgen zu warten, aber ich entgegnete, daß wir Vollmond hatten und die Straßen kaum durch unwegsames Gelände führten. Ich hatte Angst, die Heiler-Halle zu betreten. Es konnte sein, daß Desdra oder sonst jemand in der verwahrlosten und erschöpften Pflegerin Lady Nerilka von Fort erkannten.
    Ich ritt an Burg Fort vorbei, ohne auch nur einen Blick zu den Fenstern meines Vaters zu werfen, passierte die Hütten und Stallungen und fragte mich, ob von all den Menschen, mit denen ich bis vor zwei Tagen mein Leben verbracht hatte, auch nur einer nach mir Ausschau hielt. Wem außer Anella und meinen Schwestern mochte aufgefallen sein, daß ich mich nicht mehr auf Burg Fort befand?
    Das Dumme war, daß ich meine Erschöpfung unterschätzt hatte, und so nickte ich im Sattel immer wieder ein. Zum Glück war der Renner ein braves Tier, das einfach die Straße entlangtrabte, solange es keine anderen Anweisungen erhielt. Gegen Mitternacht erreichte ich das erste Gehöft. Ich konnte gerade noch die Mitglieder des Haushalts impfen, ehe ich zusammenklappte. Sie ließen mich ausschlafen und brachten mir bei Tagesanbruch ein kräftiges Frühstück. Als ich der Hausherrin Vorwürfe machte, weil sie mich nicht geweckt hatte, entgegnete sie ruhig, sie habe die beiden anderen Gehöfte von meiner baldigen Ankunft verständigt. Das Wissen, daß man sie nicht vergessen habe, sei bereits eine wertvolle Hilfe für die Leute.
    Also ritt ich weiter und gelangte am späten Vormittag an mein nächstes Ziel. Die Bewohner sahen meine Erschöpfung und bestanden darauf, daß ich mit ihnen aß. Sie wußten, daß es in der Hügelburg, dem letzten Ort, den ich aufsuchen sollte, keine Seuchenfälle gab, und so befragten sie mich nach den Ereignissen in den großen Burgen und Weyrn. Bis zu meiner Ankunft hatten sie nur hin und wieder eine Trommelbotschaft von der Hügelburg erhalten, die sich im Grenzgebiet von Ruatha befand.
    Ich gestand mir endlich ein, daß ich auf dem Wege nach Ruatha war. Unterbewußt hatte es mich seit vielen Planetenumläufen dorthin gezogen, aber meine Pläne waren immer wieder gescheitert. Nun konnte ich Ruatha und seinen Bewohnern vielleicht meine Hilfe anbieten. Die Gerüchte über die hohen Verluste auf Alessans Stammburg waren erschreckend, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, daß ich ein Opfer bringen mußte, weil ich eine gewisse Mitschuld am viel zu frühen Tod meiner Mutter und meiner Schwestern trug. Sicher gab es auf dem leidgeprüften Ruatha genug Arbeit für mich, überlegte ich, während ich dahinritt. Ich verstand mich auf die Krankenpflege und sämtliche Haushaltsangelegenheiten einer großen Burg.
    Mir dämmerte auch, daß die Seuche ohne Rücksicht auf Rang und Namen zugeschlagen hatte, ohne Ansehen des Alters oder der Wichtigkeit einer Person. Gewiß, die Kinder und die Alten waren anfälliger gegen jede Krankheit, aber die Epidemie hatte so viele Menschen aus der Blüte ihres Lebens und ihrer Schaffenskraft gerissen. Ihre Werke blieben jetzt unvollendet, und irgendwie wollte ich meinen Beitrag leisten, damit sie nicht in Vergessenheit gerieten. Oder machte ich mir da selbst etwas vor?
    Als ich nachmittags die Hügelburg erreichte, wurde ich bereits sehnlichst erwartet. Ein Sohn des Burgherrn hatte sich eine lange klaffende Wunde zugezogen, und die Leute baten mich, sie zu nähen, obwohl ich einwandte, daß ich nur eine Botin der Heiler-Halle sei. Trelbin, der Burg-Heiler, hatte sich nach Fort begeben, als die Trommeln Ruathas die schlimme Nachricht von der Seuche verkündeten. Da mir weder auf Fort noch in der Heiler-Halle ein Mann dieses Namens begegnet war, vermuteten sie, daß auch er den Tod gefunden hatte. Lady Gana konnte zwar kleinere Schnittwunden selbst versorgen, aber die Behandlung dieses tiefen Risses traute sie sich nicht zu. Nun, ich hatte mehr als einmal bei chirurgischen Eingriffen assistiert, und ich wußte zumindest in der Theorie, was zu tun war.
    Die Praxis bereitete mir mehr Probleme. Einen Saum zu nähen ist wesentlich einfacher als lebendiges Gewebe, das unter den Händen der Helfer zuckte und zitterte. Zum Glück hatte ich Fellis-Saft und Betäubungssalbe in meinen Vorräten, und der Junge spürte wenig von der Operation. Ich hoffte nur,

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