Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
auszurechnen, mit welcher Wucht ein solches Geschoß auf festem Boden auftreffen würde. Ongola nickte kaum merklich.
Der Schirm leuchtete auf und zeigte eine Wolke von vielen kleinen, in der Sonne funkelnden Teilchen und einen größeren Körper, die auseinanderstoben und wie glänzender Flitter verschwanden. Perns letzte Hoffnung war dahin.
Eine Gruppe von Delphinen wurde ins Ringmeer geschickt, um das Wrack zu suchen. Maximilian und Teresa meldeten sich eine Woche später müde zurück, um den Menschen betrübt zu erklären, sie hätten den verbogenen Rumpf gesehen, er habe sich in einem Riff verkeilt, aber es befinde sich zu tief unter Wasser, und sie hätten es nicht genau erforschen können. Alle Delphine suchten weiterhin das Ringmeer nach der abgeworfenen Kapsel ab.
»Sag ihnen, sie brauchen sich nicht weiter zu bemühen«, murmelte Jim Tillek niedergeschlagen. »Wahrscheinlich ist nichts mehr übrig, was man analysieren könnte. Wir wissen, daß der Schrottschweif ein Jahr weit zurückreicht. Der bleibt uns erhalten. Heil Hoyle und Wickramansingh!«
»Ezra?« fragte Emily den ernsten Astronomen.
Keroons karamelfarbene Haut hatte einen grauen Schimmer, die Verantwortung lastete schwer auf ihm. Er stieß einen tiefen Seufzer aus und kratzte sich am Hinterkopf. »Ich muß zugeben, daß Jims Theorie richtig ist. Der Inhalt der Kapsel wäre der letzte Beweis gewesen, aber auch ich zweifle daran, daß noch etwas übrig ist. Selbst wenn, würde es Jahre dauern, sie in dem riesigen Gebiet zu finden. Die Jahre gelten, fürchte ich, auch für diesen Schweif. Wir werden erst urteilen können, wenn sein Ende in Sicht kommt.«
»Und wo stehen wir jetzt?« fragte Paul rhetorisch.
»Wir müssen eben kämpfen, Admiral, kämpfen!« antwortete Jim Tillek stolz. Mit einer Bewegung seiner kräftigen Schultern hatte er die Leichenbittermiene abgeschüttelt und forderte statt dessen alle anderen heraus. »In zwei Stunden fallen Fäden, wir sollten also aufhören, uns Sorgen um die Zukunft zu machen, und uns mit der Gegenwart befassen. Richtig?«
Emily sah Paul an und brachte ein zaghaftes Lächeln zustande. Es war auch an Zi Ongola gerichtet, der sie alle mit unergründlicher Miene beobachtete.
»Gut! Kämpfen wir!« Sie sagte es mit fester, entschlossener Stimme. Zehn Jahre können wir sicher durchhalten, dachte sie bei sich, wenn wir sehr vorsichtig sind. Sie fragte sich, warum niemand die Peilkapsel erwähnt hatte. Vielleicht, weil niemand großes Vertrauen zu Ted Tubberman hatte. »Wir müssen.«
»Bis die Drachen anfangen, sich ihren Unterhalt zu verdienen«, sagte Paul. »Aber die Siedlung muß reorganisiert werden.« Er und Emily hatten tagelang über die neuen Maßnahmen diskutiert und nur auf den richtigen Augenblick gewartet, um das Thema den anderen Teilnehmern des inoffiziellen Rats von Landing vorzutragen.
»Nein«, sagte Ongola zur allgemeinen Überraschung. »Wir müssen alles evakuieren. Landing hat sich überlebt. Es war einmal eine Art Bindeglied zu unseren Anfängen, zu den Schiffen, die uns hierher brachten. Dieses Gefühl der Kontinuität haben wir jetzt nicht mehr nötig.«
»Schon gar nicht«, setzte Jim die Überlegung fort, »wenn ganz in der Nähe Vulkane ausbrechen und Feuer spucken.« Jim rutschte auf seinem Stuhl herum und bereitete sich darauf vor, über grundlegende Probleme zu sprechen. »Ich habe mich umgehört, was die Leute so reden. Ezra ebenfalls. Telgars Idee, in dieses Höhlensystem zu ziehen, das im Norden auf Grundgestein liegt, gewinnt immer mehr Freunde. Der Höhlenkomplex ist groß genug, um die Bevölkerung von Landing aufzunehmen - samt den Drachen! Wir haben noch genug Rohstoffe, um Plastik und Metall für Häuser herzustellen. Aber das kostet Zeit, die uns bei den wesentlichen Aufgaben, gegen die Fäden zu kämpfen und uns am Leben zu erhalten, fehlt. Warum nehmen wir also nicht, was die Natur uns bietet? Warum setzen wir unsere Technologie nicht dazu ein, das Höhlensystem zu einem angenehmen, dauerhaften und völlig fädensicheren Domizil zu machen?«
Emily nahm sich nicht einmal die Zeit, um Atem zu holen.
»Genau darüber haben Paul und ich diskutiert. Es ist, glaube ich, genügend Treibstoff vorhanden, um einige der schwereren Geräte mit der Fähre zu transportieren. Dann können wir die Metalle an Ort und Stelle verarbeiten. Jim, die Marine von Pern wird dienstverpflichtet werden.«
Paul grinste Emily an. Es war immer einfacher, wenn die Leute von selbst auf
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